Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SdG 11 - Die Kochenjäger

SdG 11 - Die Kochenjäger

Titel: SdG 11 - Die Kochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
zurück, zurück zum Hafen.
    Ich habe keine Wahl, keine Wahl. Ich muss es sehen … muss verstehen …
    Als er näher kam, konnte er die Panik in der Luft riechen, beißend und bitter, und mit einem Mal rannten Gestalten an ihm vorbei – der Anfang einer Massenflucht. Er konnte ihre Gesichter nur verschwommen wahrnehmen, angstverzerrt die einen, andere wutentbrannt – als wären ihre Pläne schlagartig durchkreuzt worden, und es wäre nicht genug Zeit, um Mittel und Wege zu finden, sich neu zu formieren, ja, als gäbe es noch nicht einmal die Möglichkeit, die Dinge zu durchdenken.
    Es ist etwas geschehen.
    Vielleicht hat es ja mit diesem herabstürzenden Felsen – oder was auch immer das war – zu tun.
    In den alten Tagen hätte solch ein Vorfall am Vorabend des Herbstes, am Vorabend von D’reks Ankunft auf der sterblichen Erde … Nun, wir wären auf die Straßen geströmt. Hätten die Tempel verlassen und unsere Stimmen zum Himmel erhoben. Und die Schatztruhen wären übergequollen, denn es wäre kein Irrtum möglich gewesen …
    Seine Gedanken verloren sich, verschwanden, ließen nichts als den Geschmack von Asche in seinem Mund zurück. Wir waren solche Narren. Der Himmel senkt sich, die Welt erhebt sich, die Gewässer spülen alles weg. Nichts von alledem – nichts von alledem! – hat irgendetwas mit unseren kostbaren Göttern zu tun!
    Er erreichte die breite Straße vor den Docks. Hier und dort bewegten sich Menschen. Falls noch Wut übrig war, verströmte sie sich ziellos irgendwohin. Irgendein großer Wunsch war … abgeschwächt worden.
    Als Banaschar an einer alten Frau vorbeikam, packte er sie am Arm. »Heh«, sagte er. »Was ist passiert?«
    Sie starrte düster zu ihm auf, riss sich los, als ob seine Berührung ansteckend wäre. »Pestschiffe!«, zischte sie. »Geh weg!«
    Er ließ sie los, blieb stehen, starrte zu den Schiffen draußen in der Bucht hinüber.
    Oh, die Flaggen …
    Banaschar sog schnüffelnd die Luft ein.
    Poliel? Ich kann dich nicht riechen … nicht dort draußen. Oder sonstwo, wenn ich es mir recht überlege. Seine Augen verengten sich. Und dann breitete sich langsam ein Lächeln auf seinem Gesicht aus.
    In diesem Augenblick legte sich eine schwere Hand auf seine linke Schulter, zog ihn herum -Und irgendjemand schrie.
     
    Raus aus dem wirbelnden, schwarzen, schmutzigen Wasser. Sich aufrichten und den Schlamm und Schmutz an sich herunterfließen lassen; blutsaugende Aale fallen zu Boden und winden sich auf den dreckigen Felsen, den Tonscherben und den Ziegelstücken unter dem hölzernen Dock. Ein Schritt vorwärts, dann noch einer. Schwere, mühsame Schritte …
    Eine grobe Mauer direkt voraus enthüllte Schichten von Straßenzügen sowie Hafendämme und alte Abwasserrohre, die aus der Zeit stammten, als die Stadt noch jung gewesen war – noch bevor die Menschen erstmals Eisen geschmiedet hatten – und das Kanalsystem ein vorzügliches, effektives Netzwerk unter ebenen Straßen gebildet hatte. Alles in allem jede Menge Möglichkeiten, sich festzuhalten oder Halt für die Füße zu finden, vorausgesetzt, man verfügte über genügend Zielstrebigkeit, Kraft und Willensstärke.
    Von diesen drei Dingen war demjenigen, der nun vor der Mauer stand, reichlich gegeben.
    Weitere Schritte.
    Und dann klettern. Ein Fremder war nach Malaz gekommen.
     
    Keuchend lehnte sie sich gegen eine Mauer. Was für ein Fehler, zu versuchen, in der Rüstung zu schwimmen. Und dann noch die ganzen verdammten Aale! Als sie aus dem Wasser gestiegen war, war sie von den Dingern förmlich bedeckt gewesen. An Händen, Armen, Beinen, am Hals, am Kopf, am Gesicht hatten sie gehangen und sich gewunden und waren wahrscheinlich allesamt betrunken geworden, und es war überhaupt kein Spaß gewesen, sie alle wegzuziehen. Wenn man zu fest drückte, spritzte Blut aus ihnen heraus und schwarzes Zeug, übel riechendes Zeug. Aber man musste drücken, um sie richtig zu fassen zu kriegen, denn diese Münder, sie hielten fest, ließen große runde Schwielen auf ihrer Haut zurück, kräuselig und nässend.
    Sie war ans Ufer gestolpert wie eine Art Wurmhexe oder ein Dämon. Ha, der Köter, der an ihr rumgeschnüffelt hatte, der war vielleicht gerannt, was? Dumme Hunde.
    Die Abwasserrampe war ziemlich steil, aber an den Seiten befanden sich Sprossen, und sie hatte es geschafft, sich an ihnen hochzuarbeiten, und dann die Kletterei, die sie beinahe umgebracht hätte, verdammt. Aber das war nicht drin. Durst war ein fordernder

Weitere Kostenlose Bücher