SdG 11 - Die Kochenjäger
denn diese Erklärungen erklären nichts. Und dann schauen sie dich an, als wenn sie die Dinge gerade geklärt hätten, wo sie doch das Gegenteil getan haben. Und sie wissen es, und du weißt es, und sie wissen, dass du es weißt, und du weißt, dass sie wissen, dass du es weißt. Und sie kennen dich, und du kennst sie, und vielleicht geht ihr später zusammen einen heben, aber wer zahlt die Rechnung? Das will ich wissen.«
»Gut – und Antworten?«
»Antworten sind das, was ich bekomme, wenn ich Fragen stelle. Antworten sind, wenn du keine Wahl hast. Ich frage, du sagst was. Ich frage noch mal, du sagst ein bisschen mehr. Und dann breche ich dir die Finger, weil mir nicht gefällt, was du mir erzählst, weil diese Antworten nichts erklären!«
»Aha! Dann willst du also wirklich Erklärungen!«
»Nicht, solange du mir keine Antworten gegeben hast!«
»Also, wie sind deine Fragen?«
»Wer hat gesagt, dass ich Fragen habe? Ich weiß sowieso schon, wie deine Antworten lauten. Da hat es keinen Sinn, noch Fragen zu stellen. Wirklich nicht.«
»Und es besteht kein Grund, mir die Finger zu brechen, Sergeant. Ich gebe auf.«
»Netter Versuch. Aber ich glaube dir nicht.«
»Bei den Göttern hienieden – «
Hellian zog ihn zurück. Blieb stehen, blickte sich um. Sie machte ein finsteres Gesicht. »Wo sind wir?«
»Das kommt darauf an. Wo hast du mich hinbringen wollen?«
»Zurück zu den Schiffen.«
»Du Närrin – wir sind in die falsche Richtung gegangen – du hättest umkehren müssen, dahinten, wo du mich erwischt hast – «
»Nun, ich bin nicht umgekehrt, oder? Was ist das?« Sie deutete zur Seite.
Banaschar starrte stirnrunzelnd das düster dräuende, unbeleuchtete Gebäude an, das sich hinter der niedrigen Mauer erhob, an der sie entlanggegangen waren. Dann fluchte er leise. »Das ist das Totenhaus.«
»Was ist das – eine Art Schenke?«
»Nein. Und denk nicht einmal daran, mich da reinzuzerren.«
»Ich habe Durst.«
»Dann habe ich eine Idee, Sergeant. Wir können zu Schaff gehen – «
»Wie weit ist das?«
»Geradeaus und – «
»Vergiss es. Das ist eine Falle.« Sie zog ihn nach rechts, und sie gingen vor dem Totenhaus entlang, dann durch eine kurze Gasse mit ungleichmäßigen Mauern, wo Hellian ihren Gefangenen einmal mehr nach links führte. Dann blieb sie stehen und deutete über die Straße. »Was ist das für ein Ort?«
»Das ist Lächlers Schenke. Da willst du sicher nicht reingehen. Das ist ein Ort, wo die Ratten hingehen, um zu sterben – «
»Perfekt. Du gibst mir einen aus. Und dann gehen wir zurück zu den Schiffen.«
Banaschar strich sich über die Haare. »Wie du willst. Sie sagen, dass das Wasser, mit dem das Bier da drin gebraut wird, vom Totenhaus kommt. Und dann ist da der Besitzer – «
»Was ist mit ihm?«
»Es geht das Gerücht, dass er irgendwie mit dem alten, toten Imperator persönlich verwandt ist – dieses Ding hat mal Kellanved gehört, weißt du.«
»Der Imperator hat eine Taverne besessen?«
»Das hat er. Und Tanzer war sein Teilhaber. Und dann war da noch eine Schankdirne namens Hadra – «
Sie schüttelte ihn. »Nur weil ich Fragen gestellt habe, heißt das nicht, dass ich Antworten wollte, und schon gar nicht diese Art von Antworten. Also sei still!«
»Tut mir leid.«
»Ein Glas, dann gehen wir zurück zu den Schiffen und schwimmen – «
»Wir machen was?«
»Ganz ruhig. In dieser Bucht gibt es keine ertrunkenen Spinnen.«
»Nein, nur blutsaugende Aale! Wie der, der da hinter deinem Ohr runterhängt. Er hat dir bereits das Blut aus dem halben Gesicht gesaugt. Sag mir, wird deine Kopfhaut allmählich taub auf einer Seite?«
Sie starrte ihn düster an. »Ich habe dir nie die Erlaubnis gegeben, Fragen zu stellen. Das ist meine Aufgabe. Vergiss das nicht.« Dann schüttelte sie den Kopf. Etwas Langes, Aufgedunsenes stieß gegen ihren Hals. Hellian griff nach oben und packte den Aal, riss ihn ab. »Au!« Sie starrte die sich windende Kreatur in ihrer Hand an, ließ sie dann fallen und zermalmte sie unter einem Absatz. Schwarzes Zeug spritzte seitlich heraus. »Hast du das gesehen, Banaschar? Mach mir Ärger, und dir geht es genauso.«
»Wenn ich von deinem Ohr hänge? Also wirklich, Sergeant, das ist lächerlich – «
Sie drehten sich um, als sie murmelnde Geräusche auf der Straße hinter ihnen hörten. Dreißig oder vierzig Einwohner kamen in Sicht, die in Richtung Hafen unterwegs waren. Ein paar von ihnen trugen Bogen und Kanister mit
Weitere Kostenlose Bücher