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SdG 11 - Die Kochenjäger

SdG 11 - Die Kochenjäger

Titel: SdG 11 - Die Kochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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das einzig realistische Ergebnis. Es war gut möglich, dass in dieser Nacht Hunderte von Bürgern starben, bevor der Rest aufgab und floh. Natürlich waren nur eine Handvoll Seesoldaten an der Mole, aber sie hatten Moranth-Munition, wie Kalam sehr wohl wusste. Und außerdem war da schließlich noch der Schnelle Ben.
    Verausgabe dich nur nicht zu sehr, mein Freund. Ich glaube …
    Der Assassine griff unter die Falten seinen Umhangs, vergewisserte sich einmal mehr, dass er noch immer die Eichel hatte, die der Magier für ihn vorbereitet hatte. Mein rasierter Knöchel im Loch. Wenn es notwendig werden sollte, konnte er Ben herbeirufen. Und ich glaube …
    Die Mandata zögerte keinen Augenblick, sondern stieg unverzüglich den Wallweg empor. Die anderen folgten ihr.
    Ein langer Aufstieg lag vor ihnen, Reihen um Reihen von Stufen, die mehr als genug Blutvergießen gesehen hatten. Kalam hatte wenig angenehme Erinnerungen an den Wallweg. Sie ist dort oben, und so fließt es herunter, immer herunter. Sie befanden sich mittlerweile oberhalb des Niveaus der Alten Oberstadt, gingen durch einen brodelnden Aufwind aus Nebelschwaden, die bitter von Holzrauch waren. An der steinernen Mauer zu ihrer Linken kondensierte die Luftfeuchtigkeit, so dass es aussah, als ob das Vorgebirge selbst zu schwitzen begonnen hätte.
    In den Straßen unter ihnen waren an mehreren Stellen Fackeln zu sehen. Die Alarmglocken der Stadtwache waren hier und dort zu hören, und plötzlich ging ein Haus in Flammen auf; schwarzer Rauch stieg auf, von unten unheimlich angeleuchtet. Schwache Schreie drangen zu ihnen herauf.
    Und sie stiegen weiter aufwärts, ohne Pause, ohne auch nur ein Wort miteinander zu sprechen. Es herrschte Stille – abgesehen vom gedämpften Klirren und Rascheln der Rüstungen, dem Scharren der Stiefel, den Atemzügen, die mit jeder Stufe schwerer wurden. Der verwaschene Mond kam zum Vorschein, um ein fahles Licht auf die Stadt und die Bucht unter ihnen zu werfen, und er erleuchtete die Insel namens Alter Ausguck am äußersten Rand des Hafens, das silbrige Schilf der Schlamminsel und – weiter im Süden, gegenüber der Mündung des Rothöhlenflusses – die Wurminsel, auf der die Ruinen eines längst verlassenen D’rek-Tempels standen. Das klare Wasser auf dieser Seite der Schlamminsel wimmelte von Transportschiffen, während Noks Geleitschiffe zwischen den Transportschiffen und vier Dromonen aus Quon platziert waren, die wohl zu Laseens Tross gehörten; letztere waren immer noch an den Imperialen Docks direkt unterhalb von Mocks Feste vertäut.
    Die Welt wirkte in Kalams Augen plötzlich wie eine kunstvolle Anordnung von Kinderspielzeug. Wären nicht die unzähligen Fackeln gewesen, die sich den Hauptdocks näherten, die schwach erkennbaren rennenden Gestalten in verschiedenen Straßen und Gassen und die fernen Schreie einer Stadt, die sich selbst in Aufruhr versetzte, hätte das Panorama beinahe malerisch gewirkt.
    Sah er den Todeskampf des malazanischen Imperiums? Dann begann auf der Insel, auf der alles seinen Anfang genommen hatte, vielleicht auch sein Untergang – hier, in dieser Nacht, in einem chaotischen, sinnlosen Mahlstrom der Gewalt. Die Mandata hat die Rebellion im Reich der Sieben Städte zerschlagen. Dies sollte eine triumphale Heimkehr sein. Laseen, was hast du getan? Hat sich dieses verrückte Biest nun deiner Kontrolle entzogen?
    Der Schleier der Zivilisation war schrecklich dünn, wie er sehr wohl wusste. Ihn beiseite zu werfen erforderte wenig Anstrengung und sogar noch weniger Anstiftung. Es gab genug Pöbel auf der Welt – und dieser Pöbel konnte sehr wohl die Kleidung eines Adligen oder einer Faust tragen oder auch die Gewänder eines Priesters oder Gelehrten – fraglos genug, um ein wildes Chaos anzurichten und die Möglichkeiten zu nutzen, die es bot: sinnlose Grausamkeit, entfesselter Hass, Mord und Vergewaltigung. Jede Entschuldigung war in so einem Chaos ausreichend, oder es würde gar keine nötig sein.
    Vor ihm ging die Mandata ohne zu zögern immer weiter nach oben, als würde sie ein Schafott besteigen, im Frieden mit dem, was das Schicksal über sie gebracht hatte. Aber hatte er recht mit seiner Einschätzung? Kalam wusste es nicht.
    Doch die Zeit würde kommen – schon bald –, da er sich würde entscheiden müssen.
    Und er hoffte. Er betete. Dass der Augenblick, wenn er denn kam, seine Entscheidung naheliegend machen würde, ja, tatsächlich unausweichlich. Doch irgendwo im Hinterkopf hielt

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