SdG 11 - Die Kochenjäger
brennendem Pech, die an Lederriemen schaukelten. »Was haben die vor?«, fragte Hellian.
»Sie glauben, dass an Bord der Flotte die Pest ausgebrochen ist«, sagte der ehemalige Priester. »Ich gehe davon aus, dass sie vorhaben, ein paar Transportschiffe in Brand zu setzen.«
»Die Pest? Es gibt keine Pest – «
»Ich weiß das, und du weißt das. Allerdings haben wir noch ein anderes Problem«, fügte er hinzu, als der Mob sie entdeckte und sich ein halbes Dutzend Schläger von den anderen absonderten und langsam, drohend näher kamen. »Diese Schwielen, die du überall hast, Sergeant – die könnte man leicht für Zeichen der Pest halten.«
»Was? Bei den Göttern hienieden, lass uns in die Schenke gehen!«
Sie eilten hinüber, schoben sich durch die Tür.
Drinnen herrschte tintige Düsternis, nur von ein paar Talgkerzen auf geschwärzten Tischen unterbrochen. Es gab einen einzigen anderen Gast, der in der Nähe der hinteren Wand saß. Die Decke war niedrig, der Boden mit Abfall übersät. Die dicke Luft erinnerte Hellian an eine Käsesocke.
Von rechts tauchte der Besitzer auf, ein pikendünner Dal Honese von unbestimmbarem Alter, der mit jedem Auge in eine andere Richtung schielte – keines von beiden war auf Hellian oder Banaschar gerichtet, als er salbungsvoll grinsend die Hände wrang.
»Oh, ein höchst süßes Stelldichein, ja? Kommt! Ich habe einen Tisch – ja, klar! Für solche wie euch reserviert!«
»Halt deinen hässliche Mund, oder ich werde ihn dir persönlich zunähen!«, sagte Hellian. »Zeig uns einfach nur den verdammten Tisch, und dann bring uns einen Krug von irgendwas, das uns nicht wieder durch die Nase hochkommt.«
Der Mann humpelte zu einem Tisch, wobei er pausenlos den Kopf auf- und abbewegte, und nachdem er es mehrere Male versucht hatte, bekam er endlich die Stühle zu fassen und machte ein großes Gewese darum, sie durch den Dreck zurückzuziehen.
Banaschar wollte sich hinsetzen, schauderte dann zurück. »Bei den Göttern hienieden, diese Kerze – «
»Oh ja!«, sagte der Dal Honese fröhlich, »die paar Wachshexen, die es noch gibt, sind sehr großzügig zu Lächlers Schenke. Hat was mit dem zu tun, was früher mal gewesen ist, ja?«
Plötzlich waren vor dem Eingang laute Stimmen zu hören, und der Besitzer zuckte zusammen. »Uneingeladene Gäste. Einen Moment, ich schicke sie weg.« Er ging davon.
Hellian ließ den ehemaligen Priester endlich los und plumpste auf den Stuhl gegenüber. »Versuch es gar nicht erst«, sagte sie brummig. »Ich bin in schlechter Stimmung.«
Hinter ihr wurde die Tür vom Besitzer aufgezogen. Ein paar leise Worte, dann lautere Drohungen.
Hellian sah, dass Banaschar an ihr vorbeischaute – er hatte einen guten Blick auf das, was vor der Tür passierte – und dann mit geweiteten Augen auf seinen Stuhl zurücksackte – während draußen Schreie vom Mob aufstiegen, gefolgt von den Lauten einer panischen Flucht.
Mit finsterem Gesicht drehte Hellian sich auf ihrem. Stuhl um.
Der Besitzer war weg, und dort, wo der Mann zuvor gestanden hatte, stand nun ein Dämon, mit dem Rücken zu ihnen. Er war so groß, dass er den Türrahmen vollständig ausfüllte. Ein zappelndes Opfer war in seinen großen Händen, und noch während Hellian zusah, riss der Dämon dem schreienden Mann den Kopf ab, beugte sich vor und warf ihn den fliehenden Einwohnern hinterher. Danach schleuderte er den kopflosen Leichnam in die gleiche Richtung.
Plötzlich war alles merkwürdig verschwommen, und ein süßer, würziger Geruch trieb in die Schenke. Dann war der Dämon weg, und an seiner Stelle stand der alte Dal Honese, wischte sich die Hände und dann das Vorderteil seines schmutzigen Gewands ab. Er drehte sich um und kam zurück zum Tisch.
Ein weiteres Lächeln unter schielenden Augen. »Bestes Bier, ein Krug, kommt sofort!«
Hellian drehte sich wieder auf ihrem Stuhl um. Ihr Blick flackerte zu dem anderen Gast an der hinteren Wand hinüber. Eine Frau. Eine Hure. Der Sergeant grunzte und rief ihr dann zu: »Du da! Wie laufen die Geschäfte?«
Die erste Antwort war ein Schnauben. Dann fragte sie: »Wen kümmert’s?«
»Nun, da sagst du was, ja, das tust du.«
»Seid still, alle beide!«, rief Banaschar. Seine Stimme klang halb erstickt. »Das war ein Kenryll’ah-Dämon!«
»Er ist ganz in Ordnung«, sagte die Hure, »wenn man ihn erst mal ein bisschen kennt.«
Hinter der Theke erklangen das Geräusch von zersplitterndem Geschirr und dann ein Fluch.
In
Weitere Kostenlose Bücher