SdG 11 - Die Kochenjäger
zumindest seid ihr nicht alle draußen und versucht, Seesoldaten umzubringen.
Buddl begab sich an die Theke. Er spürte, wie sich die Puppe unter seinem Umhang schwach bewegte, wie ein Arm – der rechte – zuckte, und dann sah er vor sich eine Gestalt, die in die andere Richtung schaute. Mit breitem Kreuz und breiten Schultern lehnte sie am Tresen und hob gerade mit der Rechten einen Bierkrug. Der zerlumpte Ärmel rutschte ein Stück zurück, und unzählige, kreuz und quer verlaufende Narben wurden sichtbar.
Buddl trat dich an den Mann heran. Tippte ihm auf die Schulter.
Langsam wandte sich der Mann zu ihm um, musterte ihn mit Augen, die erloschenen Schmiedefeuern glichen.
»Bist du derjenige, der Fremdländer genannt wird?«
Der Mann runzelte die Stirn. »Es gibt nicht viele Menschen, die mich so nennen – und du bist keiner von ihnen.«
»Ich soll dir eine Botschaft überbringen«, sagte Buddl.
»Von wem?«
»Das darf ich nicht sagen. Zumindest nicht hier.«
»Und wie lautet die Botschaft?«
»Dein langes Warten hat ein Ende.«
Ganz schwach glomm es in den Augen auf, als ob ein Funken Glut neu entfacht worden wäre. »Das ist alles?«
Buddl nickte. »Wenn du noch irgendwelche Sachen zusammenpacken musst, kann ich hier auf dich warten. Aber nicht lange. Wir müssen schleunigst aufbrechen.«
Fremdländer wandte den Kopf. »Temper!« Der Ruf galt einem großen Mann hinter der Theke, der gerade ein Fass angestochen hatte.
Der Angesprochene drehte sich um.
»Behalt den Burschen hier im. Auge, bis ich wieder da bin«, sagte Fremdländer.
»Soll ich ihn fesseln? Oder bewusstlos schlagen?«
»Nein. Sorg einfach dafür, dass er noch atmet, wenn ich wiederkomme.«
»Hier drin ist er sicher«, erwiderte Temper. Er kam einen Schritt näher, blickte Buddl an. »Wir wissen, dass die Vierzehnte sich gut geschlagen hat, Soldat. Deswegen sind wir auch alle hier drin und nicht dort draußen.«
In Fremdländers Blick schien sich irgendetwas leicht zu verändern, als er Buddl noch einmal ansah. »Oh«, sagte er leise, »jetzt ergibt das alles mehr Sinn. Warte, es wird nicht lange dauern.«
Buddl schaute dem Mann hinterher, wie er sich durch die Menge der Gäste im überfüllten Schankraum schob, und blickte dann wieder Temper an. »Hat er auch einen richtigen Namen?«
»Da bin ich mir sicher«, antwortete Temper und wandte sich wieder dem Fass zu.
Drei Schatten kauerten um einen Tisch in der hintersten Ecke. Einen Augenblick zuvor waren sie noch nicht dagewesen, dessen war sich Sergeant Hellian sicher. Vielleicht. Es sah nicht so aus, als ob sie irgendetwas trinken würden, was an sich schon höchst verdächtig war, und die Art, wie sie die schwarzen, düsteren Köpfe zusammensteckten, roch nach Verschwörung, ruchlosen Plänen und heimtückischen Absichten. Aber wenn sie miteinander sprachen, konnte Hellian nichts davon hören, und in der Düsternis konnte sie noch nicht einmal erkennen, ob sich ihre Lippen bewegten. Vorausgesetzt, sie hatten welche.
Die Hure am anderen Tisch spielte Trog. Allein.
Hellian beugte sich näher zu ihrem Gefangenen. »Wenn du mich fragst, dieser Ort ist merkwürdig.«
Ein Paar Augenbrauen wanderte ein winziges Stück nach oben. »Tatsächlich? Gespenster und Geister, eine verhärmte Hure und ein Dämon hinter der Theke – «
»Sieh dich vor, wen du verhärmt nennst«, knurrte die Frau, während schwarze, runde Steine aus eigenem Antrieb in den Trog hüpften. Sie starrte das Ergebnis finster an und murmelte: »Du bescheißt, was? Ich habe es geschworen, und ich habe gemeint, was ich gesagt habe: Wenn ich dich dabei erwische, Hormul, kaufe ich dir eine Kerze mit deinem Namen drauf.«
Hellian blickte zur Theke hinüber. Der dämonische Besitzer der Schenke, der wieder seine dürre, kümmerliche Gestalt angenommen hatte, bewegte sich hinter dem Tresen hin und her. Nur sein Kopf war zu sehen. Er schien kleine Stücke von irgendeiner gelben Frucht zu essen; sein Gesicht verzog sich, während er einem Stück den Saft aussaugte und dann die Schale über die Schulter warf. Vor und zurück, Stück um Stück. »Und wer hat ihn losgelassen?«, wollte sie wissen. »Müsste nicht eigentlich sein Meister irgendwo in der Nähe sein? Werden sie nicht herbeibeschworen und dann gebunden? Du bist ein Priester, du müsstest über sowas doch eigentlich Bescheid wissen.«
»Zufälligerweise ist das auch der Fall«, antwortete Banaschar. »Und ja, normalerweise ist es so, wie du es beschrieben
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