SdG 11 - Die Kochenjäger
aufhörte.
Kalam richtete sich wieder auf, da er noch mehr Kampfgeräusche aus der Gasse hörte, nahm sich aber die Zeit, den Dolch herauszuziehen, der noch immer in seiner Seite steckte. Er fluchte angesichts des Blutschwalls, der der Klinge folgte. Er griff nach seinem im oberen Leichnam steckenden Langmesser und stolperte in die Gasse.
Nur drei Klauen waren noch übrig, und um zwei von ihnen kümmerte sich T’amber, trieb sie alle beide Schritt um Schritt Kalam entgegen.
Er bewegte sich vorwärts, stieß einmal zu, dann noch einmal, und zwei Körper wanden sich zuckend zu seinen Füßen. T’amber hatte sich bereits umgedreht und war zurückgeeilt, zerschmetterte dem letzten Assassinen von hinten mit einem Schwerthieb den Schädel.
Eine der Klauen rollte sich zu seinen Füßen auf eine Seite, hob die Waffe – und Kalam trat dem Assassinen hart mit der Ferse auf den Hals.
Schlagartig war nichts mehr zu hören außer keuchenden Atemzügen.
Er starrte die beiden Frauen an. T’amber war von Wunden übersät – blutiger Schaum strömte aus Nase und Mund, und er sah, wie sich ihre Brust unter ungleichmäßigen, ruckartigen Atemzügen hob und senkte. Kalam verzog angesichts seiner eigenen Schmerzen das Gesicht, während er sich umdrehte und zur Straße zurücksah, die er gerade verlassen hatte.
Hier und dort bewegten sich Gestalten, aber niemand schien gewillt, den Kampf wieder aufzunehmen.
Die Mandata trat an seine Seite. Ihr Gesicht war von Blutspritzern bedeckt, die sich mit Schweiß vermischt hatten. »Kalam Mekhar. Ich habe dich beobachtet. Es scheint, als ob …« Sie schüttelte den Kopf. »Es scheint, als würdest du dich schneller bewegen als sie. Trotz ihrer Ausbildung und ihrer Fähigkeiten können sie nicht mit dir mithalten.«
Kalam wischte sich brennenden Schweiß aus den Augen. Er umklammerte noch immer die Griffe seiner Langmesser, konnte sie nicht loslassen. »Es wird alles langsamer, Mandata«, sagte er mit grollender Stimme. »In meinem Kopf werden sie geradezu lahm.« Er schüttelte sich, lockerte mit einer bewussten Anstrengung die Muskeln seines Rückens und seiner Schultern. Er hatte es geschafft, die Blutung zu stillen, doch er konnte unter dem schweren Stoff das warme Blut an seinem Bein spüren – eine klebrige Schicht zwischen seiner Haut und seiner Kleidung. Er war erschöpft und hatte einen sauren Geschmack im Mund. »Wir dürfen nicht stehen bleiben«, sagte er. »Es gibt noch viel mehr. Wir sind ziemlich nah an der Admiralsbrücke, sind fast da.«
»Da?«
»Im Mausviertel.«
»Ich höre lautes Geschrei – und da sind Feuer … und Rauch, Kalam.«
Er nickte. »Ja. Ein Durcheinander. Das ist gut.« Er warf einen Blick nach hinten, zu T’amber. Sie lehnte mit dem Rücken an einer Mauer, förmlich in Blut gebadet, und hatte die Augen geschlossen. Kalam senkte die Stimme. »Mandata, sie muss zu einem Heiler, ehe es zu spät ist.«
Aber T’amber hatte seine Worte gehört. Sie öffnete die Augen, die wie die eines Tigers schimmerten, und streckte sich. »Ich bin bereit.«
Die Mandata machte einen halben Schritt auf ihre Geliebte zu und musste sich dann umdrehen, als T’amber an ihr vorbei und weiter zur Mündung der Gasse ging.
Kalam sah den Schmerz in Tavores Blick, und er schaute weg.
Und sah dreißig oder mehr Klauen keine vierzig Schritt weiter die Straße hinauf aus dem Nichts auftauchen. »Scheiße! Lauft!«
Sie verließen die Gasse und fingen an zu rennen. Kalam wurde ein bisschen’ langsamer, um der Mandata die Möglichkeit zu geben, an ihm vorbeizuziehen. Irgendwie schaffte es T’amber, vorneweg zu rennen, die Spitze zu übernehmen. Es wird einen weiteren Hinterhalt geben, der auf uns wartet. Sie wird regelrecht in ihn hineinstolpern -
Hinter ihnen kamen die Verfolger herangejagt. Die schnellsten von ihnen kamen rasch näher. Neben dem Geräusch leiser Schritte, dem schweren Trampeln von Stiefeln und wildem Keuchen schien alles um sie herum – die Pflastersteine unter ihren Füßen, die Gebäude auf beiden Seiten der Straße, ja, sogar der düstere Himmel über ihnen – hereinbrechen zu wollen, über diese verzweifelte Szene. Die Luft wurde gedämpfter, wurde dicker. Wenn es Augen gab, die sie sahen, wandten sich die Gesichter schnell ab. Wenn es Gestalten in den Gässchen gab, an denen sie vorbeikamen, verschmolzen sie wieder mit der Dunkelheit.
Die Straße bog nach Westen ab; sie befanden sich inzwischen gegenüber dem Rabenhügelpark. Ein Stück voraus
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