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SdG 11 - Die Kochenjäger

SdG 11 - Die Kochenjäger

Titel: SdG 11 - Die Kochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Was für andere Möglichkeiten gab es denn noch?
    Und so weinen wir um die Gefallenen. Wir weinen um diejenigen, die erst noch fallen werden, und im Krieg sind die Schreie laut und grell, und im Frieden ist das Wehklagen so sehr in die Länge gezogen, dass wir uns einreden, wir hören nichts.
    Und so ist diese Musik ein Klagelied, und ich hin dazu verdammt, mein ganzes Leben lang diesen bittersüßen Klang zu hören.
    Zeigt mir einen Gott, der nicht verlangt, dass die Sterblichen leiden.
    Zeigt mir einen Gott, der die Mannigfaltigkeit preist, auf eine Weise, die sogar die Nichtgläubigen einschließt und sich nicht von ihnen bedroht fühlt.
    Zeigt mir einen Gott, der die Bedeutung von Frieden versteht. Im Leben, nicht im Tod.
    Zeigt -
    »Halt«, sagte Gesler krächzend.
    Blinzelnd ließ Fiedler sein Instrument sinken. »Was ist?«
    »Du kannst es nicht mit solch einer Wut beenden, Fid. Bitte.«
    Wut? Es tut mir leid. Er hätte die Worte laut ausgesprochen, aber er konnte es irgendwie nicht. Er senkte den Blick – und dann stellte er plötzlich fest, dass er den schmutzigen Fußboden zu seinen Füßen musterte. Irgendjemand – vielleicht sogar er selbst – hatte im Vorbeigehen unabsichtlich eine Schabe zertreten. Halb zermalmt und in die verzogenen Bodenbretter gestampft zuckten ihre Beine wild. Er starrte das Tier fasziniert an.
    Na, du kleine Kreatur, verfluchst du nun einen gleichgültigen Gott?
    »Du hast recht«, sagte er. »Ich kann es nicht so enden lassen.« Er hob die Fiedel wieder. »Hier ist ein anderes Lied für euch, eins von den wenigen, die ich tatsächlich gelernt habe. Es stammt von Kartool. Und es heißt ›Der Tanz der Paralt‹.« Er legte den Bogen an die Saiten und fing an zu spielen.
    Wild, hektisch, aufmunternd. Die letzten Noten erzählten von dem triumphierenden Weibchen, das seinen Liebhaber fraß. Und auch ohne Worte waren die Einzelheiten dieser Endpassage unmissverständlich.
    Die vier Männer lachten.
    Dann senkte sich erneut Stille auf das Zimmer herab.
     
    Es hätte schlimmer kommen können, dachte Buddl, während er die dunkle Gasse entlanghuschte. Agayla hätte ihm auch auf der linken Seite unter das Hemd greifen können statt auf der rechten. Und dann hätte sie keine Puppe, sondern eine lebende Ratte herausgezogen – die sie vermutlich gebissen hätte, denn das schien das zu sein, was Y’Ghatan am liebsten tat. Er fragte sich, ob ihre nachfolgende Unterhaltung dann wohl eine andere Wendung genommen hätte. Wahrscheinlich.
    Die Gässchen des Mausviertels wanden und krümmten sich, eng und voll gestopft und unbeleuchtet, und im düsteren Zwielicht über einen menschlichen Körper zu stolpern war nicht einmal annähernd so unwahrscheinlich, wie es einem recht gewesen wäre … Aber das galt nicht für fünf Körper. Mit pochendem Herzen blieb Buddl auf der Stelle stehen. Der Gestank des Todes hüllte ihn ein. Galle und Blut.
    Fünf Leichname, alle schwarz gekleidet, mit hochgeschlagenen Kapuzen. Es sah so aus, als wären sie in Stücke gehauen worden. Möglicherweise erst vor wenigen Augenblicken.
    Er hörte Schreie aus einer nahe gelegenen Straße, Schreie, in denen auch Entsetzen mitschwang. Bei den Göttern, was ist da draußen los? Er dachte kurz darüber nach, Y’Ghatan auszuschicken, entschied sich dann aber doch dagegen – er würde die Augen der Ratte nachher noch brauchen, dessen war er sich sicher, und die Kreatur jetzt einer unbekannten Gefahr auszusetzen, würde ein mögliches Desaster förmlich einladen. Außerdem bin ich nicht mehr allzu weit von meinem Ziel weg. Glaube ich. Hoffe ich …
    Er suchte sich behutsam einen Weg zwischen den Leichnamen hindurch und näherte sich der Mündung der Gasse.
    Was auch immer die Schreie ausgelöst hatte, war einen anderen Weg gegangen, auch wenn Buddl ein paar Gestalten vorbeihuschen sah, die in Richtung der Docks rannten. Als er die Straße erreichte, wandte er sich nach rechts und machte sich in die gleiche Richtung auf.
    Bis er zum Eingang einer Schenke kam. Ausgetretene Stufen führten nach unten. Plötzlich prickelte Schweiß an seinem ganzen Körper. Da drin. Danke, Agayla.
    Buddl ging die Stufen hinunter, schob sich durch den Eingang und betrat Schaffs Schenke.
    Der enge Raum mit der niedrigen Decke war voller Leute, aber es war dennoch merkwürdig still. Blasse Gesichter wandten sich ihm zu, kühle Blicke musterten ihn, als er gleich diesseits der Schwelle stehen blieb und sich umschaute.
    Verdammte Veteranen. Nun,

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