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SdG 11 - Die Kochenjäger

SdG 11 - Die Kochenjäger

Titel: SdG 11 - Die Kochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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bis auf ein paar Stummel abnagen, Hexe.«
    »Nichtsdestotrotz. Wir sollten sehen, ob wir diese Kanus instand setzen können – es wäre viel leichter – «
    »Ich werde Havok nicht aufgeben.«
    »Dann werden wir unsere Beute niemals einholen, Karsa Orlong.«
    »Sie fliehen nicht. Sie forschen. Suchen.«
    »Was?«
    Der Toblakai antwortete nicht.
    Samar Dev wischte sich Dreck von den Händen, ging dann ans Feuer. »Ich glaube, dass diese Jagd, auf der wir uns befinden, ein Fehler ist. Die Anibar sollten einfach fliehen, dieses zerbrochene Land verlassen, zumindest bis die Eindringlinge wieder fort, sind.«
    »Du bist eine merkwürdige Frau«, erklärte Karsa. »Du wolltest dieses Land erforschen, doch du stellst fest, dass es dich hilflos macht.«
    Sie zuckte zusammen. »Warum hast du das gesagt?«
    »Hier muss man wie ein Tier sein. Muss leise durchschlüpfen, denn dies ist ein Ort, der wenig hervorbringt und durch Schweigen spricht. Dreimal auf unserer Reise sind wir von einem Bären verfolgt worden, still wie ein Geist auf diesem Grundgestein. Er hat wieder und wieder unsere Spur gekreuzt. Du nimmst an, ein so großes Tier müsste leicht zu sehen sein, aber das ist es nicht. Hier gibt es Vorzeichen, Samar Dev, mehr als ich jemals zuvor an irgendeinem Ort gesehen habe, mehr als in meiner Heimat. Falken kreisen am Himmel. Eulen sehen uns aus Höhlen in hohlen Bäumen vorbeiziehen. Sag mir, Hexe, was geschieht mit dem Mond?«
    Sie starrte ins Feuer. »Ich weiß es nicht. Er scheint zu zerbrechen, zu zerfallen. Es gibt keinen Bericht darüber, dass so etwas schon jemals zuvor geschehen wäre, weder die Art, wie er größer geworden ist, noch die merkwürdige Korona, die ihn umgibt.« Sie schüttelte den Kopf. »Wenn es ein Vorzeichen ist, dann ist es eines, das die ganze Welt sehen kann.«
    »Das Wüstenvolk glaubt, dass dort Götter hausen. Vielleicht führen sie Krieg gegeneinander.«
    »Abergläubischer Unsinn«, sagte sie. »Der Mond ist das Kind dieser Welt, das letzte Kind, denn einst hat es noch andere gegeben.« Sie zögerte. »Es könnte sein, dass zwei zusammengestoßen sind, aber es ist schwierig, in dieser Hinsicht sicher zu sein – die anderen waren nie besonders gut sichtbar, selbst in den besten Zeiten nicht. Dunkel, verwaschen, weit entfernt, immer im Schatten dieser Welt oder dem des größten Mondes – desjenigen, den wir am deutlichsten sehen. In letzter Zeit war sehr viel Staub in der Luft.«
    »Es gibt mehr Feuerschwerter am Himmel«, sagte Karsa. »Kurz vor Anbruch der Dämmerung kann man manchmal binnen drei Atemzügen zehn von ihnen sehen, wie sie durch die Dunkelheit herunterfetzen. Jede Nacht.«
    »Wir werden vielleicht mehr erfahren, wenn wir die Küste erreichen, denn die Gezeiten werden sich geändert haben.«
    »Geändert – wie?«
    »Der Atem des Mondes«, antwortete sie. »Wir können diesen Atem messen – in Ebbe und Flut, den Gezeiten. Solcherart sind die Gesetze des Daseins – des Lebens.«
    Der Toblakai schnaubte. »Gesetze werden gebrochen. Das Leben hält sich nicht an Gesetze. Leben ist das, was weiterbesteht, und weiterbestehen heißt kämpfen. Am Ende war der Kampf sinnlos.« Er holte ein paar Streifen geräuchertes Bhederin-Fleisch aus seinem Packsack. »Das ist das einzige Gesetz, das diesen Namen verdient.«
    Sie musterte ihn. »Ist das der Glaube der Teblor?«
    Er bleckte die Zähne. »Eines Tages werde ich zu meinem Volk zurückkehren. Und ich werde alles zerschmettern, was sie glauben. Und ich werde zu meinem Vater sagen: ›Vergib mir. Du hattest recht, nicht zu glauben. Du hattest recht, die Gesetze zu verachten, die uns in Ketten schlagen. ‹ Und zu meinem Großvater werde ich überhaupt nichts sagen.«
    »Hast du eine Frau in deinem Stamm?«
    »Ich habe Opfer, keine Frauen.«
    Ein brutales Eingeständnis, dachte sie. »Hast du vor, Wiedergutmachung zu leisten, Karsa Orlong?«
    »Das würde als Schwäche angesehen werden.«
    »Dann binden dich die Ketten noch immer.«
    »Es hat da eine Nathii-Siedlung gegeben, an einem See, wo die Nathii Sklaven aus meinem Volk gemacht haben. Jede Nacht, nachdem sie auf dem See die Netze eingeholt hatten, wurden diese Sklaven an eine einzige Kette angeschlossen. Kein einzelner Teblor, der so gebunden war, konnte diese Kette zerbrechen. Zusammen, mit vereinigten Kräften und vereinigtem Willen hätte keine Kette sie halten können.«
    »Dann wirst du also trotz all deiner Behauptungen, dass du zu deinem Volk zurückkehren und

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