Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SdG 11 - Die Kochenjäger

SdG 11 - Die Kochenjäger

Titel: SdG 11 - Die Kochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
hatte auf ihre Losung auf dem Pfad gezeigt. Er hatte erklärt, dass sie normalerweise nicht gefährlich wurden. Aber natürlich ließ sich bei Wildtieren nie voraussagen, was sie tun würden, und wenn einer der Bären auf diese Leichen gestoßen war, war es gut möglich, dass er den Schauplatz dieses Dramas als sein Revier ansah.
    »Ein Bär? Vielleicht, Samar Dev. So einer wie die in meinem Heimatland, ein Höhlenbewohner, der anderthalbmal so groß wie ein Teblor ist, wenn er sich auf die Hinterbeine aufrichtet. Aber der hier ist anders, denn die Ballen seiner Tatzen sind von Schuppen überzogen.«
    »Schuppen?«
    »Und ich schätze, er wiegt mehr als vier ausgewachsene Teblor-Krieger.« Er beäugte sie. »Eine beachtliche Kreatur.«
    »Bootfinder hat nichts davon gesagt, dass es solche Tiere in diesem Wald gibt.«
    »Es ist nicht der einzige Eindringling«, sagte der Toblakai. »Diese Anibar hier wurden mit Speeren und gekrümmten Klingen ermordet. Dann wurden ihnen alle Schmuckstücke, Waffen und Werkzeuge weggenommen. Sie hatten ein Kind dabei, aber das wurde weggeschleppt. Die Mörder sind über den See gekommen, in Langbooten mit hölzernen Kielen. Mindestens zehn Erwachsene. Zwei von ihnen haben irgendeine Art von Stiefeln getragen, allerdings ist mir das Fersenmuster nicht vertraut. Die anderen haben Mokassins aus vernähten Streifen getragen, die sich jeweils auf einer Seite überlappt haben.«
    »Überlappt? Geriffelt – das dürfte wohl den Halt verbessern, nehme ich an.«
    »Ich weiß, wer diese Eindringlinge sind, Samar Dev.«
    »Alte Freunde von dir?«
    »Wir haben damals nicht über Freundschaft gesprochen. Ruf Bootfinder herunter, ich will ihm ein paar Fragen – «
    Der Satz wurde nie vollendet. Samar Dev blickte auf und sah, dass Karsa stocksteif dastand und zu den Bäumen hinter den drei Kanus hinüberstarrte. Sie drehte sich um und sah eine gewaltige, ungeschlachte Gestalt, die sich durch zur Seite geneigte Schösslinge schob. Ein gewaltiger, schuppiger Kopf erhob sich über steilen Schultern, die Augen waren starr auf Karsa gerichtet.
    Der sein Steinschwert mit beiden Händen packte, hochhob und losstürmte.
    Das Gebrüll des riesigen Tiers endete in einem schrillen Kreischen, als es einen Satz nach hinten ins Dickicht machte. Plötzliches Krachen, schwere Schritte - Karsa stürmte in das Wäldchen, machte sich an die Verfolgung.
    Samar Dev stellte plötzlich fest, dass sie ihren Dolch in der Rechten hielt – ihn so fest umklammerte, dass ihre Fingerknöchel weiß waren.
    Die krachenden Geräusche entfernten sich, genau wie das wilde Kreischen des geschuppten Bären.
    Sie drehte sich um, als sie ein Scharren auf dem Pfad hörte -Bootfinder, der zu ihr eilte und sich an ihre Seite kauerte. Seine Lippen bewegten sich in stummem Gebet, sein Blick war starr auf die neue Bresche in dem Wäldchen gerichtet.
    Samar steckte ihren Dolch weg und verschränkte die Arme. »Was ist das nur mit ihm und den Monstern?«, fragte sie.
    Bootfinder hockte sich auf den feuchten Mulch und begann, sich vor und zurück zu wiegen.
     
    Samar Dev war gerade fertig damit, die zweite Leiche zu begraben, als Karsa Orlong zurückkehrte. Er ging zu dem Feuer, das sie in der Zwischenzeit entzündet hatte und neben dem Bootfinder vornübergebeugt hockte und tiefe, wehklagende Laute unstillbaren Kummers von sich gab. Der Toblakai legte sein Schwert hin.
    »Hast du es getötet?«, fragte sie. »Hast du ihm die Tatzen abgeschlagen, es lebendig gehäutet, seine Ohren zu denen an deinem Gürtel hinzugefügt und seinen Brustkorb in deiner Umarmung zerquetscht?«
    »Es ist entkommen«, knurrte er.
    »Und wahrscheinlich schon auf halbem Weg nach Ehrlitan.«
    »Nein. Es hat Hunger. Es wird zurückkommen, aber erst, wenn wir weitergezogen sind.« Er deutete auf die noch unbegraben daliegenden Leichen. »Das hat keinen Sinn – es wird sie ausgraben.«
    »Es hat Hunger, hast du gesagt.«
    »Es ist am Verhungern. Es stammt nicht aus dieser Welt. Und dieses Land hier bietet nur wenig – auf der Ebene im Süden würde es dem Tier besser ergehen.«
    »Auf der Karte wird das hier das Olpharagebirge genannt. Es sind viele Seen eingezeichnet, und ich glaube, der kleine da vor uns ist mit den anderen weiter im Norden durch einen Fluss verbunden.«
    »Dies ist kein Gebirge.«
    »Es war mal eines, vor Jahrtausenden. Die Berge sind abgetragen worden. Wir sind hier viel höher als noch vor kurzem ein Stück weiter im Süden.«
    »Nichts kann Berge

Weitere Kostenlose Bücher