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SdG 11 - Die Kochenjäger

SdG 11 - Die Kochenjäger

Titel: SdG 11 - Die Kochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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als nur noch zwanzig Schritt zwischen den beiden Streitkräften lagen, wirbelten die Stabschleudern über den Trell, die großen Säcke drehten sich immer schneller im Kreis, wurden losgelassen, flogen davon, über die Köpfe der nemilischen vorderen Reihen hinweg, senkten sich, trafen auf Pikenspitzen, rissen auf, und jeder spie hunderte von schwarzen Skorpionen aus – und so lachten die Frauen, und erzählten, wie sie ihre Yurten geleert hatten, um den verhassten Nemil dieses Geschenk machen zu können.
    Nur ein kleiner Bestandteil des gesamten Plans, doch an diesem Tag, in dieser Schlacht war es der berühmte Kieselstein zu viel im Karren des Bauern – und die Achse brach. Panisches Geschrei, jegliche Disziplin löste sich in nichts auf. Die harten, kalten Klauen der Skorpione … am Hals, unter Brustplatten und in die Stulpen von Handschuhen rutschend, den Schildarm hinunter … und dann der grausame, beißende Stich, der sich wie ein Fangzahn in Fleisch bohrte, das Feuer der Agonie, die sich ausbreitete – es war zu viel, es war einfach zu viel. Die Phalanx schien vor Mappos Augen zu explodieren, Gestalten rannten davon, kreischten, zuckten in wilden Tänzen; Waffen und Schilde wurden beiseitegeworfen, Helme heruntergerissen, Rüstungen in rasender Eile abgelegt.
    Pfeile und Wurfspeere fetzten ins wogende Gewühl, und diejenigen, die sich daraus lösen konnten und davonrannten, wurden von den wartenden Streitkolben, Äxten und Schwertern der Trell empfangen. Und gemeinsam mit den anderen Kriegern, seinen Kameraden, von denen jegliche Raserei gewichen war, teilte Mappo kalten Tod aus.
    Saylan’mathas, der große General, starb in dem Gedränge, totgetrampelt von seinen eigenen Soldaten. Warum er vom Pferd gestiegen war, um sich den vorrückenden Trell entgegenzustellen, konnte niemand erklären; sein Pferd wurde gefunden, als es zurück ins Lager des Trosses trottete, die Zügel säuberlich um das klappbare Sattelhorn geschlungen, die Steigbügel über den Sattel gelegt.
    Die Kataphrakten, diese gefürchtete Reiterei, geboren aus reinem Blut, wurden niedergemetzelt, genauso wie die Halblegionen der Infanterie, die zu spät gekommen waren, um noch etwas anderes tun zu können, als umgeben von bockenden, auskeilenden Pferden und dem Gewimmer der tödlich verwundeten Adligen zu sterben.
    Die Nemil hatten tausend Krieger gesehen und gedacht, dies wären alle Trell, die zum Schlachtfeld gekommen waren. Ihre Spione hatten zweimal versagt; das erste Mal bei den Hügelstämmen, wo Gerüchte über das Auseinanderbrechen des Bündnisses vorsätzlich den ewig flüsternden Winden übergeben worden waren; und dann in den Tagen und Nächten vor der Schlacht am Bayen Eckar, als Tyrnigarr seine Clans ausgeschickt hatte, jeder mit einer speziellen Aufgabe, und alle in Übereinstimmung mit dem Ort, an dem die Schlacht stattfinden würde, denn die Trell kannten dieses Land, konnten in mondlosen Nächten reisen, ohne sich zu verirren, und sich tagsüber inmitten der Spalten und Falten dieser Täler praktisch unsichtbar machen.
    Tyrnigarr, der alte Mann, der seine erste Schlacht als Anführer geschlagen hatte, würde noch in sechs weiteren Schlachten kämpfen und jedes Mal die nemilischen Eindringlinge zurückschlagen, bis der Vertrag unterzeichnet wurde, der alle Ansprüche der Menschen auf die Steppen und Hügel der Trell abtrat. Und der alte Mann, der so selten sprach, würde Jahre später betrunken in einer Gasse sterben, lange nachdem sich der letzte Clan ergeben hatte; vertrieben aus ihren wilden Landen durch die Hungersnöte, nachdem die Nemil und ihre halbblütigen Trell-Kundschafter die Bhederin-Herden ausgerottet hatten.
    In jenen letzten Jahren, so hatte Mappo gehört, hatte Tyrnigarr oft gesprochen, wenn seine Zunge vom Alkohol gelöst worden war, hatte die Luft mit undeutlichen, bedeutungslosen Worten und bruchstückhaften Erinnerungen gefüllt. So viele Worte, nicht eines davon weise, um das zu füllen, was einst die weiseste Stille gewesen war.
    Drei Schritte hinter Mappo Runt lenkte Iskaral Pustl, Hohepriester und erklärter Magi des Hohen Hauses Schatten, sein Maultier mit den unheimlichen schwarzen Augen und redete dabei unaufhörlich. Seine Worte erfüllten die Luft wie trockene Blätter in einem gleichmäßigen Wind, und sie waren jedes genau von gleicher Bedeutung und Wichtigkeit; unterstrichen von dem schmatzenden Geräusch, mit dem Mokassins und Hufe aus schlammigem Matsch gezogen wurden, um gleich darauf

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