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SdG 11 - Die Kochenjäger

SdG 11 - Die Kochenjäger

Titel: SdG 11 - Die Kochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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wieder platschend einzutauchen, sowie dem gelegentlichen Klatschen, wenn man nach einem stechenden Insekt schlug, und dem Schniefen von Pustls ewig laufender Nase.
    Es war klar, dass das, was er hörte, die Gedanken des Hohepriesters waren, der weitschweifige richtungslose innere Monolog eines Wahnsinnigen, mit wahlloser Hingabe in die Luft gepustet. Und jeder Hinweis auf Genialität war nichts weiter als ein Hirngespinst, ein Pfad, der genauso trügerisch war wie der, dem sie jetzt folgten – diese vermeintliche Abkürzung drohte sie ganz und gar zu verschlingen, sie hinunter in den gefühllosen, dunklen Torf zu ziehen, dem ihre blinden Augen für alle Ewigkeit gleichgültig sein würden.
    Er hatte geglaubt, dass Iskaral Pustl sich entschlossen hätte, von ihm Abschied zu nehmen und mit Mogara – wenn sie denn tatsächlich nach Hause gegangen war und nicht zwischen den stinkenden Bäumen und Vorhängen aus Moos herumrannte – zu ihrem verborgenen Kloster in der Klippe zurückzukehren. Aber etwas bisher noch Unerklärliches hatte den Priester seine Absieht ändern lassen, und das beunruhigte Mappo mehr als alles andere.
    Er hatte sich eine einsame Jagd gewünscht, denn er fühlte sich für Icarium verantwortlich, ganz egal, was die Namenlosen behaupteten. In ihrer Entscheidung lag nichts Tugendhaftes – diese Priester hatten ihn mehr als einmal hintergangen. Sie hatten sich Mappos ewige Feindschaft verdient, und vielleicht würde er ihnen eines Tages das Ausmaß seines Missfallens deutlich machen.
    Schwer erschöpft und geistig missbraucht, hatte Mappo in ihnen ein Ziel für seinen Hass gefunden. Er war Icariums Wächter. Sein Freund. Und es war ganz klar, dass der neue Begleiter des Jhag ihn mit der fieberhaften Eile eines Flüchtlings führte, eines Mannes, der nur zu gut wusste, dass er nun gejagt wurde, der wusste, dass er ein Mitverschwörer in einem gewaltigen Verrat gewesen war. Und Mappo würde sich nicht erweichen lassen.
    Er brauchte jedoch auch Iskaral Pustls Hilfe nicht; tatsächlich vermutete Mappo mittlerweile, dass die Unterstützung des Hohepriesters längst nicht so ehrenhaft war, wie es den Anschein hatte. Zum Beispiel die Durchquerung dieses Sumpflands, eine Reise, die angeblich nicht mehr als zwei Tage dauern sollte, wie Pustl behauptet hatte, und die sie Tage früher an die Küste hatten führen sollen, als es wenn sie auf den hochgelegenen Pfaden geblieben wären. Aus den zwei Tagen waren nun fünf geworden, und noch immer war kein Ende in Sicht. Was der Trell allerdings nicht ergründen konnte, war, warum Iskaral – und darüber hinaus das Haus Schatten – ihn anscheinend aufzuhalten versuchte.
    Icarium war eine Waffe, die zu gebrauchen weder Sterbliche noch Götter riskieren konnten. Dass die Namenlosen anders dachten, deutete ebenso auf Wahnsinn wie auf ausgesprochene Dummheit hin. Vor noch gar nicht allzu langer Zeit hatten sie Mappo und Icarium auf einen Pfad gesetzt, der zu Tremorlor führte, ein Azath-Haus, das Icarium für alle Ewigkeit hätte gefangen halten können. Genau das war ihre Absicht gewesen, und sosehr Mappo dagegen gewettert und ihnen schließlich getrotzt hatte, so hatte er doch auch schon damals eingesehen, dass es sinnvoll war. Diese abrupte, unverständliche Kehrtwendung bestärkte den Trell in seiner Überzeugung, dass der alte Kult die Richtung verloren hatte – oder dass er von einer rivalisierenden Gruppe übernommen worden war.
    Ein plötzlicher Aufschrei von Iskaral Pustl – ein großer Schatten glitt über die beiden Reisenden hinweg, verschwand jedoch, noch während Mappo aufblickte und suchend durch die moosbärtigen Zweige der großen Bäume starrte – er sah nichts, doch er konnte noch immer kühle Luft vorbeiwehen spüren, die im Kielwasser von … etwas dahinströmte. Der Trell blickte den Hohepriester an. »Iskaral Pustl, leben Enkar’al in diesem Sumpf?«
    Die Augen des kleinen Mannes waren weit aufgerissen. Er leckte sich die Lippen, verleibte sich dabei unabsichtlich die verschmierten Überreste eines Moskitos mit ein. »Ich habe keine Ahnung«, sagte er, wischte sich dann mit dem Handrücken über die Nase. Er sah aus wie ein Kind, das bei einem schrecklichen Verbrechen ertappt worden war. »Wir sollten umkehren, Mappo Runt. Dies hier war ein Fehler.« Er legte den Kopf schief. »Glaubt er mir? Wieso sollte er nicht? Es sind fünf Tage! Wir haben diesen Ausläufer des Sumpfs nicht überquert, diesen nordwärts gerichteten Fühler, nein, wir

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