SdG 11 - Die Kochenjäger
halb oben waren, erschienen achthundert Trell auf dem Grat, die ihrerseits Piken schwangen – allerdings waren diese Piken anderthalb mal so lang wie die der Nemil. Sie gingen in Stellung, hielten die langen Waffen so, dass sie parallel zum Hang nach unten ragten. Die leichte Kavallerie erreichte die waffenstarrende Linie ungleichmäßig und schon mehr oder weniger entschlossen, zurückzuweichen. Aufgespießte Pferde bäumten sich auf und rollten den Hang hinunter, brachen den Pferden hinter ihnen die Beine. Soldaten wurden aus den Sätteln geschleudert, jeglicher Vorteil war dahin, und die Trell begannen den Hang hinunterzumarschieren, mitten hinein in die Reihen ihrer Feinde, um den Tod auszuteilen.
Der General hatte den Vormarsch seines Zentrums in Richtung des Hanges abbrechen lassen, und nun erteilte er neue Befehle, ließ eine vierseitige Verteidigungsformation einnehmen, die Piken ein glänzender, wogender Wald, der sich langsam hob wie die Nackenhaare eines in die Enge getriebenen Tieres.
Nachdem Tyrnigarr, der Schweigende Weise, sich das alles einige Zeit angesehen hatte, wandte er den Kopf, machte eine kleine Geste mit seiner rechten Hand, und die tausend Trell hinter ihm formierten sich in drängelnden Reihen, schufen Korridore, durch die die Kolonnen der Trell-Bogenschützen kamen.
Bogenschützen war eine schlechte Beschreibung. Es stimmte, es gab ein paar Krieger, die doppelt geschwungene Langbogen trugen, so stark, dass kein Mensch sie spannen konnte, mit überlangen Pfeilen, die fast schon so schwer wie Wurfspieße waren und deren Befiederung aus länglichen, versteiften Lederstreifen bestand. Andere allerdings hielten echte Wurfspeere und beschwerte Atlatls in den Händen, und unter ihnen tummelten sich auch Schleuderer, einschließlich welcher mit Stabschleudern und zweirädrigen Karren hinter jedem Krieger, die mit den großen, dünnen Säcken beladen waren, die sie in die Mitte ihrer Feinde schleudern würden – Säcke, die wogten und waberten.
Alles in allem sechzehnhundert Bogenschützen, viele davon Frauen, die später Witze darüber machten, dass sie ihre Yurten für diese Schlacht geleert hatten. Sie bewegten sich vorwärts, hinaus auf den Hang, während die ursprünglichen Krieger sie – nun in Kolonnen angeordnet – begleiteten.
Hinunter, um sich dem Herz der nemilischen Armee zu stellen.
Tyrnigarr marschierte in ihrer Mitte, bis auf sein Alter nicht mehr von den anderen zu unterscheiden. Im Augenblick war er fertig mit befehligen. Jedes Element seines komplizierten Plans war nun im Einsatz, das Ergebnis abhängig von der Tapferkeit und Wildheit der jungen Krieger und ihrer Clanführer. Diese Geste von Tyrnigarr war tatsächlich der beste Ausdruck von Vertrauen und Zuversicht, der überhaupt möglich war. Die Schlacht war hier, sie war jetzt, und alles, was nun zählte, war das Heben und Senken der Waffen. Der Alte hatte getan, was er konnte, um die Stärken der Trell anzusprechen, während er die der Nemil und ihres hoch gerühmten Generals geschickt entkräftet hatte. Und so, unter kreischenden Vögeln und in Sichtweite entsetzter Rehe und Hirsche, die immer noch an den Hängen des Tals entlangrannten, sonnten der Tag und die Schlacht sich in Blutvergießen.
Am Westufer schickten nemilische Bogenschützen, die sowohl nach Osten wie nach Westen gewandt waren, wieder und wieder Schwärme tödlicher Pfeile aus. Begleitet von Schreien und dem dumpfen Geräusch, mit dem sie sich in hölzerne Schilde bohrten, senkten sie sich herab, bis die vorrückenden Krieger, die gerade die letzten Überreste der leichten Reiterei niedermachten, sich im Geschosshagel neu formierten und im Laufschritt mit vorgestreckten Piken angriffen. Schon der erste Zusammenprall zerschmetterte die Reihen der Bogenschützen und ihre kärgliche Bedeckung aus Plänklern. Die Reihen, die sich nach Osten gewandt hatten und Pfeile über das nemilische Quadrat hinweg auf die heranmarschierende Trell-Streitmacht abgeschossen hatten, wurden jetzt von hinten angegriffen, und es gab ein großes Gemetzel.
Trell-Pfeile kamen in hohem Bogen herangeflogen und landeten innerhalb der Phalanx, und die schweren Geschosse durchbohrten Schilde und Rüstungen. Wurfspeere folgten, als die Trell näher heranrückten, und die vorderen Reihen der Nemil wurden löchrig, durchlässig und unruhig, als die Soldaten sich bewegten, um die Plätze der Gefallenen einzunehmen. Sie wurden von trellischen Wurfäxten empfangen, und schließlich,
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