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SdG 11 - Die Kochenjäger

SdG 11 - Die Kochenjäger

Titel: SdG 11 - Die Kochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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galoppierte vorbei, die Augen weiß vor Entsetzen -
    »Sie wollten gar nichts von uns!«, keuchte Liebkriek, die herangekrochen kam. »Den Göttern sei Dank – sie sind einfach nur vorbeigekommen – einfach – « Sie fing wieder an zu husten.
    Auf wackligen Beinen ließ Hurlochel sich auf die Knie sinken. »Es hat absolut keinen Sinn ergeben«, flüsterte er kopfschüttelnd, während in der Stadt Gebäude schwankten und auseinanderbrachen -
    »Was?«
    Er schaute zu Liebkriek hinüber. Das verstehst du nicht – ich habe der schwarzen Kreatur in die Augen gesehen, Frau! »Ich … ich habe …«
    »Was?«
    Ich habe blankes Entsetzen gesehen -
    Die Erde grollte erneut. Ein Wiederaufleben der Schreie – und er drehte sich genau in dem Augenblick um, da fünf große Gestalten erschienen, die breite, unbarmherzige Schneisen durch die lagernde Armee schlugen – große Gestalten, größer als – oh, bei den Göttern hienieden -
     
    »Er hat gesagt, ich soll – « Noto Beul führte den Satz nie zu Ende, denn sein Pferd scheute so hart zurück, dass er später schwören würde, er hätte gehört, wie Knochen gebrochen waren, dann wirbelte das Tier vor dem Tempeleingang herum und schoss davon, schälte den Feldscher von seinem Rücken wie Hobelspäne. Er landete ungeschickt, spürte und hörte wie Rippen knacksten, doch der Schmerz verschwand aufgrund eines drängenderen Ungemachs – und das war die Gräte, die er zur Hälfte verschluckt hatte.
    Er würgte, kämpfte dagegen an zu ersticken, und der Himmel wurde dunkler, und die Augen traten ihm aus dem Kopf -
    Dann sah er das Mädchen über sich. Das ihn ein Leben lang stirnrunzelnd anzublicken schien.
    Dumm, dumm, dumm –
    Ehe sie ihm in den weit offenstehenden Mund griff und dann sanft die Gräte entfernte.
    Nach dem ersten, köstlichen Atemzug schloss Noto Beul wimmernd die Augen, und ihm wurde noch einmal bewusst, dass das Einatmen ihm in der Tat stechende Schmerzen im ganzen Brustbereich bescherte. Er schlug die Augen wieder auf, mit Tränen darin.
    Das Mädchen stand noch über ihm, aber ihre Aufmerksamkeit war, wie es schien, auf etwas anderes gerichtet. Und zwar noch nicht einmal auf den Tempeleingang – sondern auf die Hauptstraße.
    Wo irgendjemand schreckliche Trommeln schlug. Das Donnern ließ die Pflastersteine unter ihm erzittern und hüpfen – was ihm noch mehr Schmerzen bereitete -
    Und dabei hat dieser Tag so gut angefangen …
     
    »Ich bin kein Wechselgänger«, sagte Paran zu der Göttin, die sich auf ihrem Thron wand, festgenagelt von dem Otataralsplitter, der ihre Hand durchbohrt hatte – nicht nur auf dem Thron, sondern in dieser Sphäre, in dieser verzweifelten Situation. »Nein, ich bin alles andere als ein Wechselgänger, obwohl es auf den ersten Blick vielleicht so aussehen mag. Leider ist alles ein bisschen komplizierter, Poliel. Der Kommentar meines Vorreiters in Bezug auf meine Augen – nun, das hat genügt, und nach dem Geheul zu schließen, das wir gerade gehört haben, erweist sich die zeitliche Abstimmung als ziemlich gut.«
    Der Hauptmann blickte noch einmal auf die Frau auf den Fliesen hinunter. Er konnte sich nicht vorstellen, dass die Hunde sich mit ihr aufhalten würden. Er griff nach den Zügeln, richtete sich im Sattel gerade auf. »Ich fürchte, ich kann nicht hierbleiben. Aber lass mich das noch sagen: Du hast einen schrecklichen Fehler begangen. Glücklicherweise wirst du ihn nicht allzu lange bedauern müssen.«
    Erschütterungen in der Stadt, die immer näher kamen.
    »Pfusche mit Sterblichen herum, Poliel«, sagte er, während er sein Pferd herumzog, »und du wirst dafür bezahlen.«
     
    Der Mann namens Matschgesicht – der einst einen anderen Namen, ein anderes Leben besessen hatte – kauerte an einer Seite des Durchgangs zum Altarraum. Die drei Priester waren den Korridor entlang geflohen. Er war im Augenblick allein. So allein. Wieder einmal. Ein armer Soldat der Rebellion, damals noch jung und so stolz – in einem einzigen Moment zerschmettert.
    Ein Gral-Pferd, mit einem Atem, der schwer nach nassem Gras roch, und Zähnen wie Meißel, die sich durch Fleisch und Knochen bohrten und alles wegnahmen. Er war ein unwillkommener Spiegel der Hässlichkeit geworden, denn jedes Gesicht, das sich ihm zugewandt hatte, hatte sich vor Abscheu verzerrt – oder, was noch schlimmer war, voller krankhafter Faszination. Neue Ängste hatten hungrige Wurzeln tief in seine Seele geschlagen, und jene, die vor Entsetzen

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