SdG 11 - Die Kochenjäger
zurückzuckten, trieben ihn dadurch immer weiter voran; er wünschte sich nun nichts sehnlicher, als Schmerz und Leiden bei anderen zu sehen, und aus seinem Elend eine Legion zu machen – Soldaten einer neuen Sache, alle genauso gebrochen wie er.
Poliel war wie ein Geschenk gekommen – und jetzt hatte dieser elende Kerl sie getötet, tötete er sie in genau diesem Augenblick – und nahm ihm alles weg. Wieder einmal.
Pferdehufe schlitterten über Bodenfliesen, und er wich noch weiter zurück, als der Reiter und sein Reittier durch den Durchgang kamen; während das Tier den breiten Korridor entlanglief, wechselte es vom Trab in leichten Galopp.
Matschgesicht starrte ihnen mit hasserfüllten Augen hinterher.
Verloren. Alles verloren.
Er blickte in den Altarraum –
Der Schnelle Ben landete weich wie eine Katze – und brach unverzüglich in den Sturzfluten bösartiger Agonie, die aus der gefangenen Göttin keine drei Schritte zu seiner Rechten quollen, bäuchlings zusammen, die Hände über dem Kopf. Oh, wirklich sehr witzig, Schattenthron. Er wandte den Kopf und sah Toharaval, die reglos eine Armlänge links von ihm lag.
Armes Mädchen – ich hätte sie niemals so quälen dürfen. Aber … zeig mir ein mitleidvolles Kind, und ich werde wirklich schwören, dass ich an Wunder glaube, und außerdem werde ich noch meine Soldnachzahlung dreingeben. Es war ihre Überempfindlichkeit, die sie erledigt hat. Andererseits – was wäre das Leben ohne ein paar tausend Dinge, die man bereuen muss?
In diesem Raum befand sich Otataral. Er musste sie auflesen und sie von hier weg, nach draußen zerren. Alles nicht so schlimm, wenn er erst einmal aus diesem chaotischen Tollhaus heraus sein würde. Und damit stellte sich – zu seinem großen Erstaunen – heraus, dass Schattenthron anständig gewesen war.
Genau in diesem Augenblick hörte er das Geheul der Hunde, das als dröhnendes Echo durch den Korridor drang.
Paran tauchte aus dem Tunnel auf, zog sein Pferd hart nach links, schaffte es knapp, Shan auszuweichen – das große schwarze Tier stürzte an ihm vorbei, genau in den Großen Tempel. Ruud folgte, dann Baran – und in Barans gewaltigem Maul hing ein fauchender, reptilischer Panther, der versuchte, seinen Fänger dadurch aufzuhalten, dass er mit ausgefahrenen Krallen über das Pflaster kratzte, ohne dass es irgendeine Wirkung gehabt hätte. In ihrem Kielwasser Blind und Giar.
Als Giar in den Tempel raste, stieß der Hund ein Geheul aus, ein Geräusch grausamer Freude – als wenn eine lang erwartete Rache wenige Augenblicke vor ihrer Erfüllung stünde.
Paran starrte einen Moment hinter ihnen her, dann sah er Noto Beul, der neben dem Eingang lag, während das namenlose Mädchen über ihm hockte. »Um des Vermummten willen«, zischte er. »Dafür ist jetzt keine Zeit – bring ihn auf die Beine. Soliel, wir gehen jetzt zu deinem Tempel. Beul – wo zum Abgrund ist dein Pferd?«
Das Mädchen richtete sich auf, blickte die Straße entlang. »Der Tod meiner Schwester rückt näher«, sagte sie.
Der Hauptmann folgte ihrem Blick. Und sah den ersten Deragoth.
Oh – ich habe das alles in Gang gesetzt, oder?
Hinter ihnen erzitterte der Tempel in einer gewaltigen Erschütterung, die Risse in den Wänden hinterließ.
»Es ist Zeit zu gehen!«
Der Schnelle Ben packte seine Schwester an der Kapuze ihres Umhangs und fing an, sie in den hinteren Teil des Raums zu ziehen, obwohl ihm bereits klar wurde, dass es sinnlos war. Die Schattenhunde waren seinetwegen gekommen, und er war in einem Raum, in dem sich Otataral befand.
Schattenthron war niemals anständig, und der Magier musste zugeben, dass er dieses Mal ausgetrickst worden war. Und dieses Mal wird auch mein letztes Mal sein -
Er hörte das klickende Geräusch von Krallen durch den Korridor näher kommen und blickte auf -
Matschgesicht starrte das angreifende Tier an. Ein Dämon. Ein Ding, das nichts als Schönheit war, und Reinheit. Und für ihn gab’ es nichts anderes mehr, war sonst nichts mehr da. Ja, soll Schönheit mich töten.
Er trat der Kreatur in den Weg -
Und wurde von einer Schulter beiseitegestoßen, stark genug, um ihn mit dem Schädel gegen die Wand prallen zu lassen, so dass er einen Augenblick betäubt war. Er konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten und fiel auf den Rücken – wirbelnde Dunkelheit, sich aufbauschende Schatten -
Als der Dämon über ihm aufragte, sah er eine andere Gestalt, geschmeidig, ganz in schwarz
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