Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SdG 11 - Die Kochenjäger

SdG 11 - Die Kochenjäger

Titel: SdG 11 - Die Kochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
hindurch, die auf der Schwelle kauerten. Paran musterte die drei verwelkten, zitternden Gestalten und runzelte die Stirn, als sie sich alle niederknieten und die Köpfe senkten, sobald sie seinen Blick spürten.
    »Was haben sie denn?«, fragte er.
    Matschgesichts abgehacktes Lachen erfüllte die körnige Luft. »Gut gesagt, Fremder. Du hast kaltes Eisen im Rückgrat, das gestehe ich dir zu.«
    Idiot. Ich wollte nicht witzig sein.
    »Steig von dem verdammten Pferd«, sagte Matschgesicht und versperrte den Durchgang. Er leckte sich die missgestalteten Lippen, und seine Hände packten den Stiel der Sense fester.
    »Niemals«, sagte Paran. »Ich weiß, wie du dich um Pferde kümmerst.«
    »Du kannst nicht in den Altarraum reiten! «
    »Gib den Weg frei«, sagte Paran. »Dieses Tier hält sich nicht damit auf zu beißen – es schlägt lieber aus und trampelt nieder. Um es genauer zu sagen, ihm gefällt das Geräusch von brechenden Knochen.«
    Als das Pferd mit geblähten Nüstern näher an den Durchgang herantrat, zuckte Matschgesicht zusammen und wich zurück. Dann bleckte er seine krummen Zähne und zischte: »Kannst du ihren Zorn nicht spüren? Ihre Empörung? Oh, du dummer, dummer Mann!«
    »Kann sie meine spüren?«
    Paran duckte sich, als sein Pferd die Schwelle überquerte. Einen Augenblick später richtete er sich wieder auf. Links von ihm wand sich eine Frau auf dem gefliesten Fußboden; ihre dunkle Haut war schweißnass, und ihre langen Beine zitterten, während die verpestete Luft träge wie die Liebkosung eines Liebhabers um sie herumglitt und sie streichelte.
    Hinter der Frau führten drei breite, flache Stufen, die mit den Überresten des Altarsteins übersät waren, zu einem Podest. Mitten auf diesem Podest – da, wo einst der Altarstein gestanden hatte – stand ein Thron aus verdrehten, missgestalteten Knochen. Und auf diesem Thron hockte eine Gestalt, die eine solche Macht verströmte, dass ihre Umrisse kaum zu erkennen waren. Lange Glieder, aus denen Gift eiterte, eine entblößte Brust, die durch ihren Mangel an Form und ihre eingesunkene Zerbrechlichkeit zwitterartig wirkte; die ausgestreckten Beine schienen zu viele Gelenke zu besitzen, und die Füße hatten drei mit großen Krallen versehene Zehen, vogelartig, aber so groß wie die eines Enkar’al. Poliels Augen waren kaum mehr als schwache Funken, verschwommen und feucht im Zentrum schwarzer Höhlungen. Ihr Mund war breit, und die rissigen, feuchten Lippen kräuselten sich nun zu einem Lächeln.
    »Wechselgänger«, sagte sie mit dünner Stimme, »fürchten sich nicht vor mir. Einen Augenblick lang hatte ich gedacht … aber nein, du bist bedeutungslos für mich.«
    »Göttin«, sagte Paran, der sich auf seinem Pferd nach hinten lehnte, »ich werde mich auch weiterhin abwenden. Ich bin derjenige, der die Wahl trifft, nicht du, und deshalb wirst du nur sehen, was ich dich sehen lassen will.«
    »Wer bist du? Was bist du?«
    »Unter normalen Umständen bin ich nichts weiter als ein Schiedsrichter, Poliel. Ich bin gekommen, um dir etwas anzubieten.«
    »Dann verstehst du also die Wahrheit hinter dem Schleier«, sagte die Graue Göttin. »Ihr Pfad war das Blut. Und daher haben wir beschlossen, es zu vergiften.«
    Paran runzelte die Stirn, dann zuckte er die Schultern und griff in die Falten seines Hemds. »Hier ist mein Geschenk«, sagte er. Zögerte kurz. »Ich bedaure, dass diese Umstände … nicht normal sind, Poliel.«
    »Ich verstehe nicht ganz …«, sagte die Graue Göttin.
    »Fang!«
    Ein kleiner, glänzender Gegenstand flog blitzend aus seiner Hand.
    Sie hob abwehrend die ihre.
    Ein flüsterndes, merkwürdig dünnes Geräusch kündete von dem Aufprall. Bei dem ihre Hand durchbohrt wurde. Von einem Metallsplitter … aus Otataral.
    Die Göttin krümmte sich, ein schrecklicher, tierischer Schrei barst aus ihrer Kehle und zerriss die Luft. Chaotische Macht, die in Fetzen zerbrach und davonwirbelte, Wogen aus grauem Feuer, die wie entfesselte Kreaturen aus Wut angriffen und Spuren aus berstenden Mosaikfliesen hinter sich zurückließen.
    Von seinem wütenden, nervösen Pferd aus betrachtete Paran die Feuersbrunst aus Agonie und fragte sich plötzlich, ob er vielleicht einen Fehler gemacht hatte.
    Er blickte auf die Frau hinunter, die zusammengerollt auf dem Fußboden lag. Dann auf ihren bruchstückhaften Schatten, der von … nichts zerfetzt wurde. Nun, das habe ich gewusst. Die Zeit ist beinahe um.
     
    Ein anderer Thron, aber der hier so

Weitere Kostenlose Bücher