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SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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hinwegblickte.
    »Ja. Die Stufen. Es gibt Kanäle in der Stadt. Habe ich dir nicht von den Tauchtagen erzählt?«
    Der Mann verzog das Gesicht, drehte sich wieder um und spuckte über die Heckreling. »Sie sterben ohne Ehre, und das amüsiert Euch. Was wollt Ihr - was soll Icarium sehen, Zwielicht?«
    »Er wird seinen Zorn brauchen«, sagte sie leise.
    Taralack Veed strich sich mit beiden Händen die Haare zurück. »Wenn er das nächste Mal aufgeweckt wird, werden Dinge wie Vorsatz oder Entschlossenheit keine Rolle spielen. Euer Imperator wird ausgelöscht werden, und mit ihm wahrscheinlich der größte Teil dieser funkelnden Stadt. Solltet Ihr Euch entschließen, zuzusehen, werdet Ihr ebenfalls sterben. Genau wie Tomad Sengar und Hanradi Khalag.«
    »Ich werde leider nicht hier sein, um Zeuge des Aufeinandertreffens zu werden«, sagte sie nach kurzem Zögern. »Meine Pflichten werden mich wieder nach Norden fuhren, zurück nach Fenthing.« Sie warf ihm einen Blick zu. »Eine Reise von mehr als einem Monat zu Pferde, Taralack Veed. Wird diese Entfernung ausreichen?«
    Er zuckte die Schultern. »Ich kann nichts versprechen.«
    »Bis auf eines«, erwiderte sie.
    »Ja?«
    »Dass er kämpfen wird.«
    »Ihr kennt Icarium nicht so gut wie ich. Ja, gewiss, er bleibt da unten, aber er wirkt aufgeregt. Da ist jetzt Vorfreude, eine Vorfreude, wie ich sie noch nie zuvor bei ihm gesehen habe. Er hat sich endlich mit seinem Fluch abgefunden, Zwielicht, ja, mehr noch, er hat ihn sogar angenommen. Er schärft sein Schwert, wieder und wieder. Ölt seinen Bogen. Untersucht jeden Morgen seine Rüstung auf Schwachstellen. Er stellt mir keine Fragen mehr, und das ist das verhängnisvollste Zeichen.«
    »Er hat schon einmal versagt«, sagte sie.
    »Damals hat… sich jemand eingemischt. Das wird nicht noch einmal geschehen, es sei denn, Eure Sorglosigkeit lässt es zu.«
     
    2-45
    Eine leichte Biegung des Flusses gab den Blick auf Letheras frei, das sich vom Nordufer nach hinten und oben erstreckte: prächtige Brücken, die sich über grell bemalten Gebäuden und dem Dunst unzähliger Kochfeuer wölbten, daneben hoben sich Kuppeln und Terrassen, Türme und Plattformen ab, deren Ränder im golden glühenden Rauch verschwammen. Die imperialen Kais waren direkt voraus, gleich hinter einer Mole, und die vordersten Dromonen der Flotte legten bereits die Ruder ein und schwenkten zu den Liegeplätzen. Dutzende von Gestalten versammelten sich im Hafengebiet, darunter auch ein protziger Zug mit wehenden Wimpeln und Standarten, der vom Ewigen Domizil herunterkam - die offizielle Delegation, bei der sich, wie Tan Yovis bemerkte, allerdings keine Edur befanden.
    Es schien, als wäre Triban Gnols stille Machtergreifung so gut wie vollendet. Sie war nicht sonderlich überrascht. Der Kanzler hatte vermutlich schon lange, bevor König Ezgara Diskanar den tödlichen Trank im Thronraum zu sich genommen hatte, damit begonnen, seine Pläne in die Tat umzusetzen. Um einen sanften Übergang sicherzustellen, hätte er sich wohl verteidigt. Das Imperium ist bedeutender als sein Herrscher, und die Loyalität des Kanzlers gilt dem Imperium. Immer und für alle Zeiten. Eine lobenswerte Gesinnung, keine Frage, aber die Wahrheit war niemals so eindeutig. Machtgier war eine starke Strömung, und in ihr brodelten Wolken, die alles für alle verschleierten, außer vielleicht für Triban Gnol selbst, der sich genau im Zentrum des Mahlstroms befand. Sein Irrglaube, alles unter Kontrolle zu haben, war nie in Frage gestellt worden, aber Yan Tovis glaubte nicht, dass er noch lange halten würde.
    Schließlich waren nun die Edur zurückgekehrt. Tomad Sengar, Hanradi Khalag und drei weitere ehemalige Kriegshäuptlinge der Stämme, genau so wie mehr als viertausend erfahrene Krieger, die ihre Naivität schon lange verloren hatten - in Callous, Sepik, Nemil, vor der Küste der Verender, vor Shal-Morzinn oder auf Drift Avaiii, in unzähligen fremden Gewässern, bei den Meckros … Die Reise war lang gewesen. Und nervenaufreibend.
    »Das Nest wird bald aufgeweckt werden«, sagte Taralack Veed. Ein ziemlich hässliches Grinsen verzerrte seine Gesichtszüge.
    Yan Tovis zuckte die Schultern. »Das war zu erwarten. Wir waren lange Zeit fort.«
    »Vielleicht ist Euer Imperator schon tot. Ich sehe keine Tiste Edur in der Abordnung.«
    »Das halte ich für wenig wahrscheinlich. Unsere K’risnan hätten es gewusst.«
    »Weil es ihnen ihr Gott mitgeteilt hätte? Yan Tovis, das Geschenk

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