SdG 12 - Der Goldene Herrscher
bin ein Geist, und genau aus diesem Grund habe ich Macht. Um das zu tun, was du vorhast, heißt das.«
»Warum sollte ich dir glauben? Warum sollte ich irgendetwas von dem, was du vorschlägst, zustimmen?«
»Also gut, mein Teil des Handels. Du sprichst mit Kuru Qan, dem ehemaligen Ceda von König Ezgara Diskanar.«
»Der von Trull Sengar getötet wurde …«
So etwas wie ein leises Kichern. »Nun, irgendjemand musste den Speer ja werfen …«
»Du hast gewusst, dass das geschehen würde?«
»Etwas zu wissen und etwas dagegen tun zu können sind zwei vollkommen verschiedene Dinge, Fliesenwerferin. Jedenfalls ist der Abtrünnige derjenige, der wirklich schuld ist. Und ich muss zugeben, dass ich durchaus vorhabe, ihn irgendwann einmal auf diese Sache anzusprechen. Aber genau wie du weiß ich, dass es notwendig ist, auf den richtigen Augenblick zu warten. Also - sind wir uns einig?«
Sie leckte sich die Lippen und nickte dann. »Das sind wir.«
»Dann werde ich dich wieder deiner Ausbildung überlassen. Sei vorsichtig, wenn du die Fliesen wirfst - du riskierst viel, wenn du deine Begabung als Seherin auf diese Weise enthüllst.«
»Aber ich muss wissen …«
»Etwas zu wissen und etwas dagegen tun zu können …«
»Ja, ja«, unterbrach sie ihn, »das habe ich schon beim ersten Mal verstanden.«
»Dir mangelt es an Respekt, Mädchen.«
»Stimmt - und ich bin froh darüber.«
»Du magst da nicht ganz unrecht haben. Ich glaube, das könnte bedenkenswert sein.«
»Hast du nun vor, mir hier unten die ganze Zeit nachzuspionieren?«
»Nein, das wäre grausam, um nicht zu sagen dumm. Wenn ich hierherkomme, wirst du gewarnt werden - der Wind, der Nebel, ja? Und jetzt sieh zu, wie er verschwindet.«
Sie starrte auf die wirbelnde Wolke hinunter, schaute zu, wie sie verblasste - und dann verschwand.
Im Zimmer war es still, die Luft bis auf ihre eigenen Atemzüge unbewegt. Kuru Qan, der Ceda! Sieh nur, wie ich Verbündete gewinne. Oh, dies wird wirklich eine süße Rache werden!
Die letzten Strahlen der sinkenden Sonne durchschnitten die staubige Luft über dem Platz, an dem der alte Tempel gestanden hatte, wobei die Trümmer, die die untere Hälfte der Lücke füllten, vom Halbdunkel verschluckt wurden. Teile der Fassade lagen verstreut auf der Straße herum - erschreckend viele Körperteile von Ratten. Samar Dev ging näher heran, trat gegen das Geröll und starrte stirnrunzelnd auf die zerstückelten steinernen Nagetiere hinunter. »Das ist überaus … beunruhigend«, sagte sie.
»Oh«, sagte der Taxilier lächelnd, »jetzt spricht die Hexe. Sag mir, was spürst du an diesem fürchterlichen Ort?«
»Zu viele Geister, um sie zu zählen«, murmelte sie. »Und es sind alles … Ratten.«
»Es hat da doch mal einen Vielwandler gegeben, oder? Ein schreckliches dämonisches Wesen, dass die Handelsstraßen im Reich der Sieben Städte bereist hat …«
»Gryllen.«
»Ja, so hat er geheißen! Haben wir hier dann also einen anderen … Gryllen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das hier fühlt sich viel älter an.«
»Und was ist mit der Macht, die von hier … ausgeblutet ist?«
»Ich bin mir nicht sicher.« Sie blickte sich um und sah einen großen Mann in einem Umhang, der auf der gegenüberliegenden Straßenseite an einer Hauswand lehnte und sie beobachtete. »Manche Dinge, die vor langer Zeit knirschend zum Stillstand gekommen sind, sollten niemals wieder in Gang gebracht werden. Leider …«
Der Taxilier seufzte. »>Leider<. Das Wort benutzt du oft. Du hast dich zu sehr mit den Dingen abgefunden, Samar Dev. Du rennst vor deiner eigenen Neugier davon - ich glaube nicht, dass du schon immer so warst.«
Sie schaute ihn blinzelnd an. »Oh, meine Neugier ist immer noch da. Aber mein Glaube an meine eigene Wirksamkeit hat einen kräftigen Dämpfer versetzt bekommen.«
»Wir wirbeln und tanzen in den Strömungen des Schicksals, ja?«
»Wenn du meinst.« Sie seufzte. »Also schön, ich habe genug gesehen. Außerdem beginnt bald die Zeit der Ausgangssperre, und ich nehme an, dass die Wachen alle Gesetzesbrecher töten, die sie zu Gesicht bekommen.«
»Du hast gesehen - aber du erklärst nichts!«
»Tut mir leid, Taxilier. All das hier … ich muss erst in Ruhe darüber nachdenken. Sobald ich zu irgendeinem eindrucksvollen Ergebnis komme, werde ich dich das natürlich wissen lassen.«
»Habe ich diese Art von Ironie wirklich verdient?«
»Nein, das hast du nicht. Leider.«
Bagg umrundete
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