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SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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anderen waren keine im Spiel, wie die Geschicke entschieden hatten. Doch der Abtrünnige ist nirgendwo zu sehen - wie kann das sein? Sie griff nach einer der verkehrt herum liegenden Fliesen und hob sie hoch, schaute die verborgene Seite an. Gestaltfinder. Noch nicht einmal hier zeigt der Abtrünnige seine Hand. Sie betrachtete blinzelnd die Fliese. Feurige Dämmerung - diese Hinweise sind neu … Menandore. Und ich habe an Udinaas gedacht - ja, jetzt kann ich es erkennen. Du hast darauf gewartet, dass ich dich aufhebe. Du bist das geheime Bindeglied zu alledem.
    Sie erinnerte sich an die Szene, an die entsetzliche Vision, die sie im Traum gehabt hatte, wie diese schreckliche Hexe Udinaas genommen und … Vielleicht trägt er jetzt ihre Ketten. Daran habe ich noch nicht gedacht. Er wurde vergewaltigt, klar, aber Männer finden manchmal Gefallen daran, solch ein Opfer zu sein. Was, wenn sie ihn jetzt beschützt? Eine unsterbliche … Rivalin. Der Wyrm hat ihn erwählt, oder? Das muss etwas zu bedeuten haben - deshalb hat sie schließlich ihn genommen. Das muss es sein.
    Mit einer plötzlichen Bewegung schob sie die Fliesen zusammen, packte sie wieder in die hölzerne Kiste und umwickelte die Kiste mit Fellstreifen, ehe sie sie unter ihr Lager schob. Dann zog sie einen in Leder gebundenen Folianten aus einer Wandnische, schlug den fleckigen, angeschimmelten Umschlag auf. Mit zitternden Fingern blätterte sie ein Dutzend brüchige Pergamentseiten um, bis sie an die Stelle kam, wo sie zuvor aufgehört hatte, sich die aufgelisteten Namen zu merken - Namen, die den ganzen Band füllten.
    Kompendium der Götter.
    Ein kühler Luftzug. Federhexe blickte auf, schaute sich um. Nichts.
    Am Eingang war niemand, es gab keine unwillkommenen Schatten in den Ecken und Winkeln - schließlich brannten überall Laternen. Der ungehörige Hauch hatte einen Geruch mitgebracht - nach Wachs oder etwas in der Art…
    Sie klappte das Buch zu und schob es wieder ins Regal, und während ihr Herz raste, eilte sie zu einem einzelnen Pflasterstein mitten im Zimmer, in den sie vor einiger Zeit mit Hilfe eines Eisenstifts ein kompliziertes Muster geritzt hatte. Gefangennahme. »Die Festen sind vor mir«, flüsterte sie mit geschlossenen Augen. »Ich sehe den Fährtensucher der Tiere, höre seine Schritte, während er den Spuren desjenigen folgt, der sich versteckt, der fliehen will. Aber eine Flucht ist unmöglich. Die Beute kreist und kreist, doch sie wird immer näher zur Falle hingezogen. Sie sieht, sie zerrt - die Kreatur schreit auf, aber niemand kommt zu Hilfe - es gibt nichts, nur meine Barmherzigkeit - und die gibt es niemals umsonst!« Sie öffnete die Augen und sah einen Nebelfleck, der innerhalb der Begrenzungen des Musters gefangen war. »Ich habe dich! Geist, Spion - zeige dich!«
    Leises Lachen.
    Der Nebel wirbelte, wogte, beruhigte sich dann wieder. Streckte zögernd ein paar Nebelfäden aus - über die Grenzen des Musters hinaus.
    Federhexe keuchte auf. »Du verspottest mich mit deiner Macht - aber weil du ein Feigling bist, wagst du es nicht, dich zu zeigen.«
    »Liebes Mädchen - dieses Spiel wird dich bei lebendigem Leibe auffressen.« Die Worte waren nicht mehr als ein kaum wahrnehmbares Flüstern - ein Hauch, der an ihren Ohren entlangstrich. Sie zuckte zusammen, blickte sich um, spürte etwas in ihrem Rücken und wirbelte herum - nichts.
    »Wer ist da?«, wollte sie wissen.
    »Hüte dich vor dem Sammeln von Namen … es ist… voreilig …«
    »Nenne deinen Namen, Geist! Ich befehle es.«
    »Oh, die Unwürdigen greifen immer zur gleichen Waffe - Zwang. Lass uns stattdessen in gegenseitigem Vertrauen einen Handel abschließen. Der abgetrennte Finger, den du um deinen Hals trägst - was hast du damit vor, Fliesenwerferin?«
    Sie schloss die Hand um den besagten Gegenstand. »Ich werde dir nicht sagen …«
    »Dann werde ich dir im Gegenzug ebenso viel verraten - nämlich nichts.«
    Sie zögerte. »Ahnst du es denn nicht?«
    »Oh. Und - ahne ich richtig?«
    »Ja.«
    »Voreilig.«
    »Ich bin keine Närrin, Geist - ich warte auf den richtigen Augenblick.«
    »Stimmt, du bist wirklich keine Närrin«, erwiderte der Geist. »Lass uns trotzdem den Handel ausweiten …«
    »Warum? Du hast noch nichts von dir verraten …«
    »Geduld. Warte auf meine … Ermutigung, Fliesenwerferin. Ehe du das tust, was du vorhast. Warte auf mich, und ich werde dich unterstützen.«
    Sie schnaubte. »Du bist ein Geist. Du hast keinerlei Macht…«
    »Ich

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