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SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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schließlich die Ecke; nachdem er aus der Düsternis der Gasse aufgetaucht war, blieb er auf der sonnenbeschienenen Straße stehen. Er schaute zu Tehol hinüber, der sich an eine Hauswand lehnte, die Arme unter seiner Decke verschränkt, die er wie ein Gewand trug. »Herr«, sagte Bagg, »warum zögert Ihr jetzt?«
    »Ich? Wieso? Das sieht nur so aus, als würde ich zögern. Du hättest natürlich dafür sorgen können, dass ich dir dabei helfe, das da zu tragen.«
    Bagg stellte den schweren Sack ab. »Ihr habt es niemals angeboten.«
    »Nun, das hätte ungehörig ausgesehen. Du hättest darauf bestehen sollen.«
    »Seid Ihr sicher, dass Ihr da nichts durcheinanderbringt, Herr?«
    »Ganz und gar nicht, aber ein bisschen Zuvorkommenheit deinerseits hätte dafür gesorgt, dass wir diesen heiklen Augenblick rasch hinter uns gelassen hätten.«
    Aus dem Beutel kamen ein paar leise, gackernde Geräusche.
    Tehol schaute blinzelnd nach unten. »Bagg, du hast gesagt, Hennen im Ruhestand, oder?«
    »Das habe ich. Im Tausch gegen ein paar bescheidene Ausbesserungen an einem Wasserbottich.«
    »Aber … die sind nicht tot.«
    »Nein, Herr.«
    »Aber … das bedeutet, dass einer von uns sie umbringen muss. Ihnen den Hals umdrehen und zusehen muss, wie das Lebenslicht in ihren Knopfaugen erlischt. Du bist ein harter Mann, Bagg.«
    »Ich?«
    »Im Ruhestand - ihre Zeit des Eierlegens ist vorbei. Wartet denn nicht irgendwo so etwas wie eine Wiese auf sie? Irgendein gut bestreuter Boden, auf dem sie picken können?«
    »Nur der im Himmel, Herr. Aber ich verstehe, was Ihr meint. Im Hinblick darauf, sie zu töten, meine ich.«
    »Blut an deinen Händen, Bagg. Ich bin froh, dass ich nicht du bin.«
    »Das ist lächerlich. Wir werden uns etwas einfallen lassen, wenn wir wieder zu Hause sind.«
    »Wir könnten auf unserem Dach einen Verschlag bauen, wie es manche Verrückten für Tauben tun. Auf diese Weise könnten die Vögel davonfliegen und zurückkommen, könnten hin und her fliegen und so etwas von dieser schönen Stadt sehen.«
    »Hühner können nicht fliegen, Herr.«
    »Aber es ist immer noch besser, als ihnen den Hals umzudrehen, findest du nicht auch?«
    »Die Stadt sehen zu können?«
    »Nun, vorübergehend.«
    Mit dieser Lösung ganz offensichtlich vollauf zufrieden, rückte Tehol seine Decke zurecht und trat auf die Straße. Seufzend hob Bagg den Sack mit dem Dutzend Hennen hoch und folgte ihm etwas langsamer.
    »Nun«, sagte er, als er sich vor der Ruine zu Tehol gesellte, »zumindest ist die fremde Hexe weg.«
    »Das war eine fremde Hexe? Ziemlich hübsch, auf eine schwerfällige, derbe Weise. Na schön, meinetwegen auch gutaussehend, obwohl ich dir versichern kann, dass ich ihr das nie ins Gesicht sagen werde, da ich weiß, dass Frauen sich sehr leicht beleidigt fühlen.«
    »Durch ein Kompliment?«
    »Durchaus. Wenn es das falsche Kompliment ist. Du bist viel zu lange … untätig gewesen, mein teurer Bagg.«
    »Möglicherweise. Außerdem bin ich zurückhaltend, wenn es um Komplimente geht. Sie neigen dazu, an einem kleben zu bleiben.«
    Tehol sah ihn mit hochgezogenen Brauen an. »Das klingt, als wärst du ein, zwei Mal verheiratet gewesen.«
    »Ein, zwei Mal«, erwiderte Bagg und verzog das Gesicht. Als er den Blick über das in Trümmern liegenden Schuppenhaus schweifen ließ, wich jede Regung aus ihm. »Oh, ich sehe jetzt, was sie zweifellos auch gesehen hat.«
    »Wenn das, was du siehst, der Grund dafür ist, warum sich mir jedes Mal, wenn ich hierherkomme, die Härchen im Nacken aufstellen, dann wäre ich dir sehr dankbar, wenn du es mir erklären würdest.«
    »Damit jemand hineingehen kann«, sagte Bagg, »muss es notwendigerweise eine Tür geben. Und wenn es keine gibt, muss eine geschaffen werden.«
    »Wie kann ein zusammengestürztes Haus eine Tür sein, Bagg?«
    »Ich fange an zu verstehen, was kommt.«
    »Genug, um vorschlagen zu können, was wir tun sollen?«
    »In diesem Fall ist es das Beste, nichts zu tun, Herr.«
    »Hör auf, Bagg, diese spezielle Schlussfolgerung scheint mir bei dir ziemlich häufig vorzukommen.«
    »Wir sollten lieber nach Hause gehen, bevor die Ausgangssperre anfängt, Herr. Möchtet Ihr diesen Sack vielleicht ein Weilchen tragen?«
    »Beim Segen des Abtrünnigen, hast du den Verstand verloren?«
    »Das habe ich mir gedacht.«
     
    In Sirryn Kanars Gedanken gab es nur wenig, das bis hinab in die Tiefen seiner Seele reichte - das Gefühl, das er für sie hatte, reichte aus, um ihn

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