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SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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antwortete sie nichts.
    »Ihr seid tatsächlich auf einem Dach«, sagte Bagg zu ihr. »Über einem Hühnerstall?«
    »Nun, so könnte man es nennen. Habt Ihr Hunger?«
    »Der wunderbare Geruch von gebratenem Hühnchen lässt mir das Wasser im Mund zusammenlaufen«, antwortete sie. »Oh, bitte, habt ihr nichts anderes zum Anziehen? Ich habe nicht den geringsten Zweifel daran, was gerade im abscheulichen kleinen Hirn meines ehemaligen Schülers vor sich geht.«
    »Morgen früh werde ich Selush einen Besuch abstatten«, sagte Bagg.
    »Ihre Garderobe ist zwar manchmal entsetzlich geschmacklos, aber nichtsdestotrotz umfangreich.«
    »Wollt Ihr meine Decke?«, fragte Tehol.
    »Bei den Göttern hienieden, Herr, Ihr grinst schon fast anzüglich.«
    »Erzähl keinen Unsinn, Bagg. Ich habe doch nur Spaß gemacht. Ha, ha, wir sitzen in einem Zuwenig an Kleidung fest. Ha, ha. Was wäre wohl, wenn das die Tunika eine Kindes gewesen wäre?«
    »Was, wenn es so gewesen wäre?«, fragte Janath mit ausdrucksloser Stimme.
    »Beim Segen des Abtrünnigen«, sagte Tehol und seufzte laut, »diese Sommernächte sind vielleicht heiß, was?«
    »Ich kenne ein Huhn, das Euch zustimmen würde«, bemerkte Bagg, während er wieder zur Luke zurückging, aus der jetzt Rauch aufstieg.
    »Tehol Beddict«, sagte Janath, »ich bin froh, dass du hier bist.«
    »Wirklich?«, fragten Bagg und Tehol wie aus einem Mund.
    Sie nickte, ohne einen der beiden anzusehen. »Ich wurde allmählich verrückt - ich dachte, ich wäre es schon. Yathvanar - er hat mich geschlagen, hat mich vergewaltigt … und dabei die ganze Zeit von seiner unsterblichen Liebe gefaselt. Du, Tehol, bist das genaue Gegenteil - du bist in deiner Verliebtheit harmlos. Du erinnerst mich an bessere Zeiten.« Sie schwieg mehrere Herzschläge lang. »Bessere Zeiten.«
    Bagg und Tehol blickten sich kurz an, dann stieg der Diener die Leiter hinunter. Von oben hörte er Tehols Stimme: »Janath, seid Ihr nicht beeindruckt, was ich aus meiner umfassenden Ausbildung gemacht habe?«
    »Das ist ein sehr schönes Dach, Tehol Beddict.«
    Bagg nickte vor sich hin, während er auf der Suche nach einem gebratenen Hühnchen durch beißenden Rauch stapfte. Ringsum von hirnlosem Geglucke umgeben. Hol mich der Ahgrund - ich könnte genauso gut in einem Tempel sein …
     
    Die Morgensonne schickte ihre Strahlen durch die Ritzen der Fensterläden, malte Streifen aus Licht auf den langen, schweren Tisch, der den Versammlungsraum beherrschte. Rautos Hivanar wischte sich die Hände an einem Tuch ab, als er den Raum betrat und zu seinem Stuhl am einen Ende des Tischs schritt. Er legte das Tuch hin und musterte die Reihe der Gesichter, die sich im zuwandten - und sah, dass mehr als eines vor Angst und Besorgnis angespannt war.
    »Willkommen, meine Freunde. Zwei Punkte auf unserer Tagesordnung. Als Erstes werden wir uns dem Problem zuwenden, um das - wie ich vermute - eure Gedanken im Augenblick hauptsächlich kreisen. Wir haben einen kritischen Zustand erreicht - der Mangel an Münzen, an Silber, an Gold, an geschliffenen Edelsteinen und sogar an Kupferbarren ist jetzt akut. Irgendjemand sabotiert tatkräftig die Wirtschaft unseres Imperiums…«
    »Wir wussten, dass dieser Fall eintreten würde«, unterbrach ihn Uster Taran. »Aber welche Maßnahmen hat das Konsortium ergriffen? Keine, soweit ich sehen kann. Rautos Hivanar, die Gedanken derjenigen, die hier versammelt sind, kreisen ebenso um die Frage, ob du auch weiterhin den Vorsitz des Konsortiums innehaben solltest.«
    »Ich verstehe. Also gut, lege mir die Liste eurer Bedenken diesbezüglich vor.«
    Usters zerklüftetes Gesicht rötete sich. »Eine Liste? Mit unseren Bedenken? Hol uns der Abtrünnige, Rautos, hast du noch nicht einmal die Patriotisten auf die Fährte dieser wahnsinnigen Kreatur gesetzt? Oder auch dieser Kreaturen? Könnte das nicht von außen kommen - von einem der Königreiche an der Grenze -, um uns aus dem Gleichgewicht zu bringen, ehe sie hier eindringen? Es hätten schon längst Neuigkeiten von dieser Bolkando-Verschwörung …«
    »Einen Augenblick, bitte. Immer eins nach dem anderen, Uster. Die Patriotisten führen in der Tat eine Untersuchung durch, bisher noch ohne jedes Ergebnis. Eine entsprechende allgemeine Ankündigung hätte zwar möglicherweise eure Befürchtungen verringert, aber sie hätte meiner Meinung nach genauso gut auch Panik auslösen können. Deswegen habe ich mich entschlossen, die Sache geheim zu halten. In der

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