Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
verdreht, die Kettenglieder zerteilt, als wären sie nichts weiter als feuchter Lehm.
    Das war dein Werk, Karos Invictad. Wieder einmal. Noch eine Warnung für mich - ich soll tun, was du befiehlst. Du weißt alles, du siehst alles. Für dich sind das alles nichts als Spiele, und zwar welche, bei denen du dafür sorgst, dass du immer gewinnst. Aber sie war kein Spiel. Nicht für mich, du Dreckskerl. Ich habe sie geliebt - wo ist sie? Was hast du mit ihr getan?
    Ganz langsam sickerte ihm ins Bewusstsein, dass etwas nicht stimmte. Wachen rannten auf dem eingezäunten Gelände herum. Schreie, zuckendes Fackellicht. Der Vordereingang des Gebäudes stand weit offen - er sah ein Paar Stiefel, die zu leblosen Beinen gehörten, auf der Schwelle liegen.
    Hol uns der Abtrünnige, wir sind angegriffen worden!
    Er eilte vorwärts.
    Ein Wächter tauchte auf, trat über den Leichnam. »Du da!«, rief Tanal. »Was ist hier geschehen?«
    Ein angedeuteter Gruß. Der Mann war blass. »Wir haben nach Heilern geschickt, Leutnant…«
    »Was ist passiert, verdammt?«
    »Edur - ein hinterhältiger Überfall - wir haben nicht damit gerechnet …«
    »Und der Beaufsichtiger?«
    »Er lebt. Aber er ist schrecklich zusammengeschlagen worden. Er ist geschlagen worden, Leutnant - von einem Tiste Edur! Der Verbindungsoffizier - Trana - Bruthen Trana …«
    Tanal Yathvanar schob sich an dem Narren vorbei, stürmte in den Vorraum, zur Treppe, die nach oben führte. Mehr Leichen. Wachen, die kaum ihre Waffen hatten ziehen können, ehe sie niedergehauen worden waren.
    Was hat die Edur dazu gebracht? Haben sie von unseren Nachforschungen Wind bekommen? Bruthen Trana - ist seine Akte noch vorhanden? Verdammt soll er sein, warum hat er den Dreckskerl nicht einfach umgebracht? Warum hat er ihn nicht so lange gewürgt, bis sein Gesicht genauso rot war wie seine verdammten Seidengewänder? Oh, ich hätte das wahrhaftig ganz anders gemacht. Wenn ich die Gelegenheit gehabt hätte …
    Er kam zum Arbeitszimmer des Beaufsichtigers, blieb stolpernd stehen, als er die Blutspritzer an den Wänden und die Blutlachen auf dem Fußboden sah. Der Gestank nach Pisse hing schwer in der Luft. Karos Invictad sah klein und gebrochen aus, wie er da so zusammengekauert in seinem übergroßen Sessel hockte und ein fleckiges Tuch an sein geschwollenes, zerschrammtes Gesicht hielt. Eine Wut, scharf wie Diamanten, loderte in seinen Augen … Augen, die er nun auf Tanal Yathvanar richtete.
    »Herr! Die Heiler sind unterwegs …«
    Zerschlagene Lippen formten undeutliche Worte: »Wo warst du?«
    »Was? Wieso - zuhause. Im Bett.«
    »Wir haben heute Nacht Nisall verhaftet.«
    Tanal schaute sich um. »Davon hat man mir nichts mitgeteilt, Herr …«
    »Nein - denn niemand konnte dich finden/Weder zuhause, noch sonstwo!«
    »Hat Bruthen Trana dann also die Hure zurückgeholt, Herr?«
    Ein abgehacktes, gedämpftes Lachen. »Oh, ja. Ihren kalten Körper - aber nicht ihren Geist. Aber er hat ihr eigenhändig geschriebenes Geständnis - bei den Festen, das Sprechen tut weh! Er hat mir das Gesicht kaputtgeschlagen!«
    Und wie viele Male hat deine Faust einem Gefangenen das Gleiche angetan? »Wollt Ihr vielleicht wagen, einen Schluck Wein zu trinken, Herr?«
    Ein düsterer Blick über das fleckige Tuch hinweg, dann ein Nicken.
    Tanal ging rasch zum Schrank. Fand einen Tonkrug, in dem sich unverdünnter Wein befand. Das riecht zumindest besser als deine Angstpisse, kleiner Mann. Er füllte einen Kelch, zögerte kurz - und füllte sich dann ebenfalls einen. Verdammt sollst du sein, warum auch nicht? »Die Heiler werden bald hier sein - ich habe den Wachen gesagt, dass sie ihr Leben riskieren, wenn sie sich nicht beeilen.«
    »Der schnell denkende Tanal Yathvanar.«
    Er brachte Karos Invictad den Kelch, während er sich fragte, ob die letzte Aussage ironisch gemeint war. Die Stimme des Beaufsichtigers war so entstellt, dass er es nicht heraushören konnte. »Die Wachen wurden vollkommen überrumpelt - ein grausamer Verrat …«
    »Diejenigen, die noch nicht tot sind, werden sich bald wünschen, sie wären es«, sagte der Patriotistenführer. »Warum wurden wir nicht gewarnt? Kanzler oder nicht - diese Frage wird er mir beantworten müssen.«
    »Ich habe nicht gedacht, dass wir uns die Hure jetzt schon holen würden«, sagte Tanal, während er seinen eigenen Wein holen ging. Über den Kelchrand hinweg sah er zu, wie Karos das Tuch wegzog und so enthüllte, was seinem Gesicht angetan worden war,

Weitere Kostenlose Bücher