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SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Stolpern, und die Reihe aneinandergeketteter Gefangener schien Wellen zu schlagen, als der Sklave, der das Bein ausgetreckt hatte, sich auf den unglücklichen Letherii warf, ihm die Kette einmal um den Hals schlang - und zuzog. Der Angegriffene trat wild um sich, fuchtelte mit den Armen und griff ins Leere, doch der Sklave ließ nicht locker, und schließlich wurden die Bewegungen des Wächters schwächer.
    Silchas Ruin trat mit den immer noch singenden Klingen in den Händen zu Udinaas, der mittlerweile einen Leichnam strangulierte. »Du kannst jetzt aufhören«, sagte der Albino aus dem Volk der Tiste Andii.
    »Das kann ich«, sagte Udinaas mit zusammengebissenen Zähnen, »aber ich will nicht. Dieser Dreckskerl hier war der Schlimmste von allen. Der Allerschlimmste.«
    »Seine Seele ertrinkt bereits im Nebel«, sagte Silchas Ruin und drehte sich um, als zwei Gestalten aus den Büschen auftauchten, die den Graben parallel zur südlichen Seite der Straße säumten.
    »Würg ihn weiter«, sagte Kessel, die ein Stück weiter weg angekettet war. »Der da hat mir wehgetan.«
    »Ich weiß«, sagte Udinaas mit heiserer Stimme. »Ich weiß.«
    Silchas Ruin trat zu Kessel. »Er hat dir wehgetan? Wie?«
    »So wie immer«, antwortete sie. »Mit dem Ding zwischen seinen Beinen.«
    »Und die anderen Letherii?«
    Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Die haben nur zugesehen. Und gelacht, immer gelacht.«
    Silchas Ruin drehte sich um, als Seren Pedac bei ihm ankam.
    Der Ausdruck in den unheimlichen Augen des Tiste Andii machte Seren frösteln, als Silchas Ruin sagte: »Ich werde diejenigen, die geflohen sind, verfolgen, Freisprecherin. Und bevor der Tag zu Ende ist, wieder zu euch allen zurückkehren.«
    Sie schaute weg, sah kurz Forcht Sengar, der über den Leichen der Merude-Krieger stand, wandte den Blick rasch ab und richtete ihn auf die von Felsbrocken übersäte Ebene im Süden - wo noch immer der Tiste Edur dahinstolperte, der ein Drittel seines Schädels verloren hatte. Doch auch dieser Anblick erwies sich als zu quälend. »Also gut«, sagte sie, während sie zu den Wagen und den angeschirrten Pferden hinüberschielte. »Wir werden der Straße weiter folgen.«
    Udinaas’ Wut auf den Leichnam des Letherii unter ihm war mittlerweile verrraucht, und er stand auf, blickte sie an. »Seren Pedac, was ist mit den restlichen Sklaven? Wir müssen sie alle befreien.«
    Sie runzelte die Stirn. Das Denken fiel ihr schwer, so erschöpft, wie sie sich fühlte. All die Monate, in denen sie sich versteckt hatten und geflohen waren und sowohl den Edur wie den Letherii immer wieder ausgewichen waren - nur um festzustellen, dass ihre Versuche, nach Osten zu gelangen, jedes Mal aufs Neue behindert wurden, so dass sie immer weiter nach Norden hatten ausweichen müssen -, und das Entsetzen, das dabei die ganze Zeit ihr ständiger Begleiter gewesen war, hatten ihren Gedanken jede Schärfe genommen. Sie befreien. Ja. Aber dann …
    »Es wird nur weitere Gerüchte geben«, sagte Udinaas, als hätte er ihre Gedanken gelesen, sie vor ihr gefunden. »Davon gibt es jede Menge, und sie verwirren unsere Jäger. Hört zu, Seren - sie wissen bereits mehr oder weniger, wo wir sind. Und was diese Sklaven angeht - sie werden alles tun, um nicht erneut in Gefangenschaft zu geraten. Wir brauchen uns ihretwegen nicht allzu viele Gedanken zu machen.«
    Sie zog die Brauen hoch. »Du verbürgst dich für deine Mitschuldner, Udinaas? Dafür, dass keiner von ihnen die Gelegenheit nutzen wird, sich durch wichtige Informationen freizukaufen, ja?«
    »Die einzige andere Möglichkeit«, sagte er und blickte sie an, »wäre, sie alle zu töten.«
    Diejenigen, die zuhörten, diejenigen, die trotz aller Demütigungen und Schläge noch nicht zu gedankenlosen, nur noch mechanisch handelnden Wesen geworden waren, meldeten sich plötzlich lautstark zu Wort, gaben Erklärungen ab und machten Versprechungen, streckten unter Kettengerassel die Hände nach Seren aus. Die anderen blickten furchtsam auf, wie Myrids, die den Geruch eines Wolfs erhaschen, ohne ihn sehen zu können. Einige kauerten sich in den mit Geröll gesprenkelten Straßenschlamm und weinten laut.
    »Der Edur, den er als Ersten getötet hat«, sagte Udinaas, »hat die Schlüssel.«
    Silchas Ruin war die Straße entlanggeschritten. In den Nebelschwaden kaum noch zu erkennen, verwandelte der Tiste Andii sich in etwas Großes, das Schwingen hatte, und schwang sich in die Luft. Seren blickte zu den Sklaven hinüber

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