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SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Soldaten verloren, Aufseher. Wenn unsere Magier nicht gewesen wären …« Sie schüttelte den Kopf. »Und wir haben immer noch keine Ahnung, wer die eigentlich waren.«
    Brohl musterte die Frau. Er hatte nichts von einem derartigen Zusammenstoß gewusst. War das der Grund für seine Einsetzung? Vielleicht. »Die offizielle Version, von der Ihr vorher gesprochen habt - die Lüge -, rechtfertigt es in den Augen des einfachen Volkes, die Ahl abzuschlachten. Was alles nur dem Wunsch des Repräsentanten dienlich ist, selbst immer reicher zu werden. Ich verstehe. Sagt mir, Atri-Preda, wofür braucht Letur Anict das ganze Gold? Was macht er damit?«
    Die Frau zuckte die Schultern. »Gold ist Macht.«
    »Macht über wen?«
    »Über jeden und alle.«
    »Ausgenommen die Edur, die dem letheriischen Konzept von Reichtum gleichgültig gegenüberstehen.«
    »Tut Ihr das, Aufseher? Immer noch?«
    »Worauf wollt Ihr hinaus?«
    »In Drene gibt es Hiroth - ja, Ihr seid ihnen schon begegnet. Sie alle behaupten, mit dem Imperator verwandt zu sein, und aufgrund dieser Behauptung haben sie sich die besten Güter und Ländereien angeeignet. Sie haben hunderte von Schuldnern als Sklaven. Vielleicht werden schon bald auch Tiste Edur zu den Mitgliedern des Freiheits-Konsortiums zählen.«
    Brohl Handar runzelte die Stirn. Auf einer fernen Hügelkuppe standen drei Hunde der Ahl, zwei Zughunde und ein kleinerer Hirtenhund, und schauten zu, wie die Herden durch das verwüstete Lager getrieben wurden. Das Vieh brüllte angesichts des Gestanks nach Blut und Exkrementen. Er musterte die drei Silhouetten auf dem Hügel. Und fragte sich, wo sie jetzt wohl hingehen würden. »Ich habe genug gesehen.« Er zog sein Pferd herum, wobei er die Zügel zu straff anzog. Das Tier warf den Kopf hoch und schnaubte, ging rückwärts, während es sich umdrehte. Brohl hatte alle Mühe, nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
    Falls die Atri-Preda amüsiert war, war sie klug genug, es nicht zu zeigen.
    Am Himmel über ihnen waren die ersten Aasfresser aufgetaucht.
     
    Der Südjasp, einer der vier Nebenflüsse des Lether, der vom Blaurosegebirge herunterkam, wurde an seinem Südufer von einer gut ausgebauten Straße flankiert, die ein kurzes Stück voraus langsam zu dem Pass anzusteigen begann, hinter dem das Königreich Blaurose lag, das jetzt Teil des letheriischen Imperiums war. Der Fluss strömte hier schnell dahin, weil der Schwung, mit dem er wild von den Bergen herunterstürzte, noch nicht von der riesigen Ebene aufgezehrt war, die er von nun an durchquerte. Das eisige Wasser schoss brodelnd über große Felsblöcke hinweg, die längst vergangene Gletscher einst zurückgelassen hatten, und schleuderte bitterkalten Nebel in die Luft, der in Schwaden über die Straße trieb.
    Die einsame Gestalt, die die sechs Tiste-Edur-Krieger und ihr Gefolge erwartete, war fast noch ein bisschen größer als ein Edur, aber dünn; sie war in einen schwarzen Umhang aus Seehundfell gehüllt und hatte die Kapuze hochgeschlagen. Über ihrer Brust kreuzten sich zwei Wehrgehänge, an denen jeweils ein letheriisches Langschwert hing, und die paar Strähnen langen weißen Haars, die der Wind losgerissen hatte, waren feucht und klebten am Kragen des Umhangs.
    Für die sich nähernden Edur vom Stamm der Merude sah das Gesicht unter der Kapuze so blass aus wie der Tod, wie das eines Leichnams, der sich gerade aus dem betäubend kalten Fluss gezogen hätte - eines Leichnams, der lange in den weißadrigen Weiten des Gebirges eingefroren gewesen war, das vor ihnen lag.
    Der vorderste Krieger, ein Veteran des Eroberungsfeldzugs nach Letheras, brachte seine Kameraden mit einer Geste zum Stehen und wandte sich dann an den Fremden. Zusätzlich zu den anderen fünf Edur waren da noch zehn letheriische Soldaten, zwei schwer bepackte Wagen und vierzig Sklaven, die mit Hand- und Fußfesseln hinter dem zweiten Wagen aneinandergekettet waren.
    »Suchst du bei deinem Aufstieg zum Pass Gesellschaft?«, fragte der Merude, während er blinzelnd versuchte, mehr von dem Gesicht unter der Kapuze zu erkennen. »Es heißt, es soll auf den Höhen jenseits des Passes immer noch Banditen und Abtrünnige geben.«
    »Ich brauche keine Gesellschaft.«
    Die Stimme klang rauh, der Akzent sehr alt.
    Der Merude blieb drei Schritte vor dem Mann stehen. Er konnte das Gesicht jetzt besser erkennen. Die Gesichtszüge waren mehr oder weniger die eines Edur, aber weiß wie Schnee. Die Augen waren … zermürbend. Rot wie

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