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SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Passes angekommen sind.«
    »Beim Pass gibt es ein Fort«, sagte Seren. »Es ist zwar möglich, dass es nicht besetzt ist, aber dafür gibt es keine Garantie, Udinaas. Wenn wir mit den Pferden ankommen, und sie sie erkennen …«
    »Wir umgehen das Fort«, antwortete er. »Nachts. Ungesehen.«
    Sie runzelte die Stirn, wischte sich Wasser aus den Augen. »Das ist ohne Pferde leichter. Davon abgesehen sind diese Tiere alt und heruntergekommen - viel werden wir für die nicht bekommen, schon gar nicht in Blaurose. Und wenn Wyval zurückkommt, werden sie wahrscheinlich vor Entsetzen sterben.«
    »Wyval kommt nicht zurück«, sagte Udinaas und wandte sich ab. Seine Stimme klang heiser. »Wyval ist fort, und damit wäre das schon mal erledigt.«
    Sie wusste, dass sie nicht an seinen Worten zweifeln sollte. Schließlich hatte der Geist des Drachen-Abkömmlings in ihm gehaust. Aber es gab keine einleuchtende Erklärung für das plötzliche Verschwinden des geflügelten Geschöpfs, zumindest keine, die Udinaas irgendjemandem mitgeteilt hätte. Wyval war nun schon mehr als einen Monat fort.
    Udinaas, der mittlerweile auf dem zweiten Wagen hockte, fluchte laut. »Hier ist nichts außer Waffen.«
    »Waffen?«
    »Schwerter, Schilde und Rüstungen.«
    »Aus Lether?«
    »Ja. Von mittelmäßiger Qualität.«
    »Was wollten diese Sklavenjäger mit einer Wagenladung voller Waffen?«
    Schulterzuckend kletterte er wieder von dem Wagen herunter, eilte an ihr vorbei und machte sich daran, die Pferde abzuschirren. »Die Tiere hätten es bei dem Aufstieg ziemlich schwer gehabt.«
    »Silchas Ruin kommt zurück«, sagte Kessel und deutete die Straße entlang.
    »Das ging schnell.«
    Udinaas stieß ein raues Lachen aus. »Die Narren hätten sich aufteilen sollen, so dass er sie alle einzeln hätte jagen müssen. Stattdessen haben sie sich wahrscheinlich neu formiert - dumme, gute Soldaten, die sie nun einmal waren.«
    »Dein Blut ist ziemlich dünn, was, Udinaas?«, sagte Forcht Sengar, der in der Nähe des vorderen Wagens stand.
    »Wie Wasser«, antwortete der ehemalige Sklave.
    Um des Abtrünnigen willen, Forcht, er hat sich nicht aus freien Stücken entschieden, deinen Bruder im Stich zu lassen. Das weißt du. Und er ist auch nicht für Rhulads Wahnsinn verantwortlich. Also - wie viel von deinem Hass auf Udinaas beruht auf Schuldgefühl? Wer ist wirklich für das verantwortlich, was aus Rhuladgeworden ist? Für den Imperator der Tausend Tode?
    Einer Erscheinung gleich tauchte der weißhäutige Tiste Andii aus dem Nebel auf. Sein schwarzer Umhang glänzte wie Schlangenhaut. Seine Schwerter steckten wieder in ihren Scheiden, was ihre Schreie dämpfte, doch ihre stählernen Stimmen weigerten sich zu verklingen - und würden noch tagelang so weitermachen.
    Wie sie dieses Geräusch hasste.
     
    Tanal Yathvanar stand da und schaute auf die nackte Frau in seinem Bett hinunter. Die Fragesteller hatten hart mit ihr gearbeitet, hatten nach den Antworten gesucht, die sie hören wollten. Sie war übel gezeichnet, die Haut von Schnittwunden und Brandblasen übersät, die Gelenke geschwollen und blutunterlaufen. Sie war kaum bei Bewusstsein gewesen, als er sie letzte Nacht benutzt hatte. Dies war einfacher, als zu den Huren zu gehen - und außerdem kostete es ihn nichts. Er war nicht sonderlich daran interessiert, die Frauen selbst zu schlagen, sondern wollte nur zusehen, wie sie geschlagen wurden. Ihm war klar, dass seine Begierden abartig waren, aber diese Organisation - die Patriotisten - bot den vollkommenen Zufluchtsort für Menschen wie ihn. Macht und Immunität, eine höchst tödliche Kombination. Er hatte den Verdacht, dass Karos Invictad über seine nächtlichen Eskapaden sehr wohl Bescheid wusste und dieses Wissen bewahrte wie ein in einer Scheide steckendes Messer.
    Es ist ja nicht so, dass ich sie getötet hätte. Es ist ja nicht so, dass sie sich überhaupt an diese Sache erinnern würde. Außerdem ist sie eh für die Tauchtage bestimmt - was spielt es da für eine Rolle, wenn ich mir vorher noch ein bisschen Spaß gönne? Soldaten tun das doch auch. Einst hatte er davon geträumt, Soldat zu werden - damals, vor vielen Jahren, in seiner Jugend, als er sich an fehlgeleitete, romantische Vorstellungen über Heldentum und ungezwungene Freiheit geklammert hatte, als würde Ersteres Letzteres rechtfertigen. In Lethers Geschichte hatte es viele adlige Mörder gegeben. Gerun Eberict war so ein Mann gewesen. Er hatte Tausende umgebracht - Diebe,

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