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SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Halsabschneider und Taugenichtse, die Verkommenen und die Mittellosen. Er hatte die Straßen von Letheras gesäubert - und hatten nicht alle die angenehmen Folgen genossen? Weniget Bettler, weniger Taschendiebe, weniger Obdachlose, weniger von all den anderen heruntergekommenen Fehlentwicklungen der modernen Zeit. Tanal bewunderte Gerun Eberict - er war ein großer Mann gewesen. Von einem Schläger ermordet, den Schädel zu Brei zermatscht - ein tragischer Verlust, sinnlos und grausam.
    Eines Tages werden wir seinen Mörder finden.
    Er wandte sich von der bewusstlosen Frau ab, zupfte seine leichte Tunika zurecht, so dass die Schulternähte gleichmäßig und gerade waren, und schloss dann die Schnalle seines Waffengürtels. Eine der Maßgaben des Beaufsichtigers an alle Offiziere der Patriotisten: Gürtel, Dolch und Kurzschwert. Tanal mochte das Gewicht der Waffen, die Autorität, die in dem Privileg lag, Waffen tragen zu dürfen, während dies allen anderen Letherii - ausgenommen Soldaten - durch eine Proklamation des Imperators verboten worden war.
    Als ob wir jemals rebellieren würden. Der verdammte Narr glaubt, er hat den Krieg gewonnen. Sie alle glauben es. Diese blöden Barbaren.
    Tanal Yathvanar ging zur Tür, trat auf den Korridor hinaus und machte sich zum Amtszimmer des Beaufsichtigers auf. Einen Augenblick, bevor er an die Tür klopfte, hallte der zweite Glockenschlag nach Mittag durch das Gebäude. Eine leise Aufforderung, und er trat ein.
    Er stellte fest, dass Rautos Hivanar, der Vorsitzende des Freiheits-Konsortiums, bereits da war und Karos Invictad gegenübersaß. Der große Mann schien den halben Raum auszufüllen, und Tanal bemerkte, dass der Beaufsichtiger seinen eigenen Stuhl so weit wie möglich zurückgeschoben hatte, so dass er gegen den Fenstersims stieß. Dennoch nutzte Karos den Platz auf seiner Seite des Schreibtischs so gut es ging und versuchte sich an einer Pose leutseliger Behaglichkeit.
    »Tanal, unser Gast ist höchst beharrlich, was seinen Verdacht angeht. Und zwar so sehr, dass ich mittlerweils davon überzeugt bin, dass wir der Suche nach der Quelle dieser Bedrohung ein beträchtliches Maß an Aufmerksamkeit widmen sollten.«
    »Beaufsichtiger, was für eine Absicht liegt der Sache zugrunde - Aufwiegelung oder Verrat? Oder haben wir es mit einem Dieb zu tun?«
    »Mit einem Dieb, möchte ich annehmen«, erwiderte Karos und warf Rautos Hivanar einen Blick zu.
    Der Mann blähte die Wangen, ehe er einen bedächtigen Seufzer ausstieß. »Ich bin mir nicht so sicher. Oberflächlich betrachtet mag es so aussehen, als hätten wir es mit einer zwanghaft handelnden Einzelperson zu tun, die von Gier verzehrt wird und dementsprechend Reichtümer hortet. Aber nur in Form von richtigen Münzen, und deswegen erweist es sich als so schwierig, eine Spur zu finden. Keine Besitztümer, keine Protzerei, kein spöttischer Verzicht auf Vergünstigungen. Inzwischen sind die ersten Folgen bereits spürbar: unsere Münzen werden allmählich knapp. Gewiss, die finanzielle Struktur des Imperiums hat noch keinen echten Schaden erlitten. Noch nicht. Aber wenn der Schwund sich fortsetzt«, er schüttelte den Kopf, »werden wir den Druck in Bälde zu spüren bekommen.«
    Tanal räusperte sich und fragte dann: »Herr, habt Ihr selbst Agenten beauftragt, der Sache nachzugehen?«
    Rautos runzelte die Stirn. »Der Erfolg des Freiheits-Konsortiums beruht genau darauf, dass seine Mitglieder der Überzeugung sind, die mächtigsten Spieler in einem unangreifbaren System zu sein. Vertrauen ist ein höchst zerbrechliches Gut, Tanal Yathvanar. Zugegeben, ein paar, die speziell mit Finanzen zu tun haben, haben mir ihre Sorgen vorgetragen. Beispielsweise Druz Thennict und Barrakta Ilk. Aber bis jetzt haben sie ihren Bedenken noch keine feste Form verliehen - es gibt keinen echten Verdacht, dass etwas schieflaufen könnte. Allerdings sind beide keine Narren.« Er blickte flüchtig aus dem Fenster hinter Karos Invictad. »Die Untersuchung muss von den Patriotisten durchgeführt werden - unter allerhöchster Geheimhaltung.« Der Blick aus den Augen unter den schweren Lidern senkte sich, richtete sich auf den Beaufsichtiger. »Ich habe gehört, Ihr hättet neuerdings Universitätsmitglieder und Gelehrte aufs Korn genommen.«
    »Viele Wege führen zum Verrat.« Ein leichtes Schulterzucken und ein ebenso leichtes Hochziehen der Augenbrauen begleitete Karos Invictads Worte.
    »Einige von ihnen sind Angehörige alteingesessener und

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