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SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Sphäre. Es istTellann.«
    »Vielleicht. Ich bin mir nicht sicher.«
    Trull Sengar war plötzlich auf den Knien, und der Schnelle Ben sah, dass dem Tiste Edur Tränen über das schmale, düstere Gesicht rannen.
    Der vierschrötige, muskulöse Krieger vor ihnen, der noch immer die verrotteten Überreste alter Felle trug, ließ den Blick langsam über die umliegende Landschaft - eine vertrocknete Tundra - schweifen. »Teilann«, flüsterte er. »Tellann.«
     
    »Als die Welt jung war«, begann Rotmaske, »lag die Ebene, die uns umgibt, höher und war dem Himmel näher. Die Erde war wie eine dünne Haut, die dickes Fleisch bedeckte, das nichts weiter war als gefrorenes Holz und gefrorene Blätter. Der verfaulte Kadaver uralter Wälder. Unter der Sommersonne flossen unsichtbare Flüsse durch den Wald, unter jedem Zweig, jedem heruntergebrochenen Ast. Und mit jedem Sommer wurde die Sonne heißer, die Jahreszeiten länger, und die Flüsse strömten, entwässerten den riesigen begrabenen Wald. Und so sank die Ebene herab, senkte sich, als die ausgetrockneten Wälder zu Staub zerbröselten, und mit den Regenfällen sank mehr Wasser ein, schwemmte den Staub weg, nach Süden, nach Norden, nach Osten, nach Westen; es folgte den Tälern, stieg an, um sich zu Strömen zu vereinigen. Es floss davon, in alle Richtungen.« Masarch saß schweigend bei den anderen Kriegern - knapp zwei Dutzend oder mehr, die sich versammelt hatten, um die alte Geschichte zu hören. Doch weder Masarch noch einer der anderen hatte sie jemals auf diese Weise gehört - in Worten, die hinter der rotschuppigen Maske hervordrangen -, erzählt von einem Krieger, der sonst nur selten sprach und es doch jetzt mit Leichtigkeit tat und dabei genau den Tonfall der Ältesten traf.
    Die K’Chain Che’Malle standen ganz in der Nähe, ungeschlacht und reglos, wie ein Paar grotesker Statuen. Doch Masarch dachte, dass sie genauso zuhörten wie er und seine Kameraden.
    »Das Land verließ den Himmel. Das Land ließ sich auf Gestein nieder, auf den Knochen der Welt. Und so wurde das Land zu einem Widerhall der verfluchten Zaubereien, die die Schamanen der Geweihe wirkten - diejenigen, die zwischen Felsblöcken knien und den Stein anbeten, die Waffenmacher.« Er machte eine Pause und fuhr dann fort: »Dies war kein Zufall. Was ich gerade beschrieben habe, ist nur eine Wahrheit. Es gibt auch eine andere.« Dieses Mal war die Pause etwas länget, gefolgt von einem langgezogenen Seufzer. »Schamanen der Geweihe. Sie sind knorrig wie Baumwurzeln, jene wenigen, die noch übrig sind, jene wenigen, die noch immer unsere Träume heimsuchen, genau wie diese uralte Ebene. Sie verbergen sich in den Spalten der Knochen der Welt. Manchmal sind ihre Körper fort, so dass nur noch ihre verwitterten Gesichter aus den Spalten herausschauen und die Ewigkeit herausfordern, wie es ihrem schrecklichen Fluch entspricht.«
    Masarch war nicht der Einzige, der angesichts der Bilder, die Rotmaskes Worte heraufbeschworen, in der frühmorgendlichen Kühle kurz vor Anbruch der Dämmerung erschauerte. Jedes Kind wusste von den verdrehten, heimtückischen Geistern, den Hüllen schon seit langem toter Schamanen, die nicht richtig sterben konnten. Unter dem sternengesprenkelten Nachthimmel rollten sie Steine zu seltsamen Mustern, nagten mit den Zähnen an der Oberfläche von Felsblöcken herum und erschufen auf diese Weise furchterregende Bilder, die nur abends und morgens während der Dämmerung erschienen, wenn das Licht der Sonne gerade neu geboren worden war oder erstarb; und in den weitaus häufigsten Fällen waren die Felsblöcke so ausgerichtet, dass die tiefe Magie in der Abenddämmerung erweckt wurde, wenn diese Bilder aus vorher zufällig wirkenden Kritzeleien entstanden. Magie, um den Wind an jenem Ort zu töten …
    »In der Zeit, bevor dieTbene herabsank, machten die Schamanen und ihre schrecklichen Gefolgsleute Musik in der kürzesten Nacht beim Sterben der Sonne oder zu anderen heiligen Zeiten, ehe der Schnee kam. Sie benutzten dazu keine fellbespannten Trommeln. Das war nicht nötig. Nein, sie benutzten die Haut der Erde, den begrabenen Wald unter ihnen. Sie hämmerten auf die Haut der Erde ein, bis jedes Tier auf der Ebene zitterte und die Bhederin losstürmten - zu Zehntausenden stürmten sie los wie ein einziges Wesen, rannten ungezügelt durch die Nacht - und spielten auf diese Weise ebenfalls die Musik der Schamanen der Geweihe und nährten deren dunkle Macht.
    Aber am Ende zerfiel

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