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SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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das Land - die Schamanen hatten nach der Ewigkeit griffen, und dadurch die Erde getötet. Dieser Fluch kommt nie zur Ruhe. Wenn er könnte, würde er sich in eben dieser Nacht um unsere Hälse legen und um die Hälse aller, die hier sind.«
    Nach diesen Worten schwieg Rotmaske einige Zeit, als wollte er dem Schrecken Zeit lassen, sich in den Herzen seiner Zuhörer frei zu entfalten. Doch schließlich nahm er den Faden wieder auf. »Daraufhin versammelten die Schamanen der Geweihe ihre unsterblichen Krieger und zogen los, um Krieg zu führen. Sie gaben diese Ebene auf - und seit dieser Zeit wurden nur diejenigen hierher zurückgebracht, die im Kampf gefallen sind. Bruchstücke. Gescheitert und so verwittert wie die Ebene selbst, niemals mehr in der Lage, den Himmel zu erreichen oder ihn auch nur zu sehen. Solcherart war ihr Fluch.
    Wir vergeben nicht. Vergebung liegt nicht in unserer Natur. Aber wir werden auch nicht vergessen.
    Bast Fulmar, das Tal der Träume. Die Letherii glauben, dass wir ihm große Ehrfurcht entgegenbringen. Sie glauben, dass dieses Tal der Schauplatz eines alten Kampfs zwischen den Ahl und den K’Chain Che’Malle war - obwohl die Letherii den wahren Namen unseres alten Feindes nicht kennen. Vielleicht hat es dort tatsächlich Geplänkel gegeben, und diese Erinnerung hat überlebt, um verdreht und in falschen Formen neu gebunden zu werden. Viele von euch halten an diesen neuen Formen fest, halten sie für wahr. Eine Schlacht in alter Zeit. Eine, die wir gewonnen haben. Eine, die wir verloren haben - es gibt Älteste, die sind kühn, was das letztere Geheimnis angeht, als wäre die Niederlage ein in ihrer Herzhand verborgenes Messer.« Rotmaske tat die Vorstellung mit einem Schulterzucken ab. Fahler Lichtschein kroch heran. Vogelgezwitscher stieg vom niedtigen Gestrüpp auf.
    »Bast Fulmar«, sagte Rotmaske noch einmal. »Das Tal der Trommeln. Und hier ist nun also die geheime Wahrheit. Die Schamanen der Geweihe trommelten auf der Haut des Tals, das vor uns liegt. Bis alles Leben gestohlen, alles Wasser geflohen war. Sie tranken kräftig, bis nichts mehr übrig war. Denn damals waren die Schamanen nicht allein, nicht für das schreckliche Ritual. Nein, andere ihrer Art hatten sich zu ihnen gesellt - auf fernen Kontinenten, hunderte, tausende von Meilen entfernt, alle in jener einen Nacht. Um ihr Leben von der Erde zu trennen, um diese Erde von ihrem eigenen Leben zu trennen.«
    Nun herrschte Stille, kein einziger Krieger wagte es, auch nur Luft zu holen. Sie hielten den Atem an - zu lange …
    Rotmaske erlöste sie mit einem weiteren Seufzer. »Bast Fulmar. Wir erheben uns jetzt, um Krieg zu führen. Im Tal der Trommeln wird die Zauberei der Letherii versagen, meine Krieger. Auch die Zauberei der Edur wird versagen. In Bast Fulmar gibt es kein magisches Wasser, keinen Strom der Macht, von dem man stehlen kann. Das ist alles verbraucht, alles dazu benutzt worden, um jenes Feuer zu löschen, das das Deben ist. Unser Feind weiß das nicht. Am heutigen Tag werden sie die Wahrheit erfahren. Zu spät. Heute, meine Krieger, wird es Stahl gegen Stahl heißen. Das und nichts anderes.«
    Rotmaske stand auf. »Erzählt die Wahrheit - erzählt sie allen Kriegern. Dann macht euch fertig. Wir marschieren in die Schlacht. Dem Sieg entgegen.«
    Mut wallte in Masarchs Brust auf, und er stellte fest, dass er auf den Beinen war, dass er zitterte und in die sich auflösende Düsternis schritt und allen, an denen er vorbeikam, die gleichen Worte zuflüsterte. Wieder und wieder.
    »An diesem Tag singt Bast Fulmar. Das Tal singt: Es gibt keine Magie. Es gibt keine Magie!«
     
    Während Pferdeknechte die Pferde zusammenholten und über den Hof hinter ihr führten, übergab Atri-Preda Yan Tovis einem Adjutanten die Zügel ihres Reittiers und schritt auf den plumpen, düsteren Eingang des Anwesens zu. Neunzig Meilen südlich der Hafenstadt Rennis gelegen, war Fort Boarai einst die Wiege der Grasjacken-Brigade gewesen, aber das war ein ganzes Jahrhundert her, und jetzt war diese Festung im Besitz irgendeines dritten oder vierten Sohnes eines entfernt verwandten Boarai, der sich an den altmodischen adeligen Titel Dresh-Preda oder Domänenherr klammerte. Die Garnison unter seinem Befehl bestand aus knapp einem Dutzend Soldaten, von denen mindestens zwei - die am äußeren Tor - betrunken waren.
    Müde, wundgeritten und ausgesprochen ungeduldig stieg Yan Tovis die vier breiten, niedrigen Stufen zu den von einem Sturzstein

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