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SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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waren genügend Einzelheiten zu Ben Adaephon Delat gelangt, schwer und grausig wie die Asche eines Waldbrands, dass er im Augenblick damit zufrieden war, sich im Würgegriff der Probleme anderer zu befinden. Seit dem magischen Flankenfeuer vor Fahl war sein Leben ziemlich stürmisch gewesen. Er fühlte sich, als würde er einen steilen Hügel hinunterstürzen und wäre dabei der alles vernichtenden Katastrophe immer nur genau einen Schritt voraus.
    Früher einmal hatte er dieses Gefühl genossen. Es war der Beweis dafür gewesen, dass er am Leben war.
    Doch inzwischen … waren zu viele Freunde auf der Strecke geblieben. Viel zu viele. Und andere ließ er nur zögernd ihren Platz einnehmen - das galt auch für diesen bescheidenen Tiste Edur mit dem viel zu großen Herzen und seiner offenen Wunde aus Trauer; und erst recht für den verdammten T’lan Imass, det jetzt durch ein bombastisches Meer aus Erinnerungen watete, als würde er eine - nur eine einzige - suchen, die nicht aus Tränen der Sinnlosigkeit bestand. Die beiden waren in der Tat die falsche Gesellschaft für den Schnellen Ben - denn sie waren wie eine offene Einladung zur Freundschaft. Nicht zum Mitleid - was doch viel leichter gewesen wäre. Nein, diese Möglichkeit ließ ihre verdammte Würde nicht zu.
    Und er musste sich doch nur anschauen, was aus allen seinen Freunden geworden war. Elster, Igel, Trotter, Dujek Einarm, Kalam … nun, war es nicht immer so gewesen, dass der Schmerz des Verlusts die … Noch-nicht-Verlorenen so leicht überwältigte? Und diese traurige Liste war nur die jüngste. Alle seit Fahl. Was war mit den anderen, mit denen vor langer Zeit das Gleiche geschehen war? Wir verdammten Überlebenden haben es nicht leicht. Nicht im mindesten.
    Bei diesem Gedanken verzog er innerlich höhnisch die Lippen. Was sollte dieses Selbstmitleid? Das war doch nichts weiter als erbärmliches Schwelgen.
    Am Rande einer unterseeischen Schlucht platschten sie durch hüfthohes, lauwarmes Wasser und wirbelten dabei Schlamm auf, der locker auf dem unsichtbaren, konstant gepflasterten Seegrund geruht hatte. Mittlerweile wurden sie auch von Fischen begleitet, deren bucklige Rücken dann und wann auf der einen oder anderen Seite auftauchten; ihre Rückenflossen waren gerippt, und die Aufwölbung im Wasser deutete auf Körper hin, die ein bisschen zu groß für eine beruhigende Betrachtung waren.
    Am wenigsten erfreulich bei alledem war Trull Sengars vor wenigen Augenblicken geäußerte Bemerkung, dass diese Fische vermutlich zu der gleichen Art gehörten wie die, die ihn einst zu fressen versucht hatten.
    Woraufhin Onrack der Zerbrochene geantwortet hatte: »Ja, das sind die gleichen wie die, gegen die wir auf der Flutmauer gekämpft haben, obwohl sie damals natürlich in der landbewohnenden Phase ihres Lebens waren.«
    »Warum sind sie dann hier?«, fragte Trull.
    »Weil sie Hunger haben«, antwortete Onrack.
    Das reichte endgültig, um den Schnellen Ben aus seiner verdrießlichen Schweigsamkeit zu reißen. »Hört euch doch nur mal selbst reden! Wir stehen kurz davor, von riesigen, magierfressenden Fischen angegriffen zu werden, und ihr schwelgt in Erinnerungen! Also - sind wir jetzt wirklich in Gefahr, oder was?«
    Onrack wandte ihm das robuste, zerklüftete Gesicht zu und blickte ihn ein, zwei Herzschläge lang an. »Wir sind davon ausgegangen, dass du uns vor ihnen beschützt, Schneller Ben«, sagte der T’lan Imass dann.
    »Ich?« Er schaute sich um, suchte nach irgendeinem Anzeichen von trockenem Land - aber das milchig-trübe Wasser erstreckte sich endlos in alle Richtungen.
    »Ist es dann also an der Zeit, dein Tor zu benutzen?«
    Der Schnelle Ben leckte sich die Lippen. »Ich glaube ja. Ich meine, ich habe mich vom letzten Mal erholt - mehr oder weniger. Und ich habe etwas gefunden, wo wir hingehen können. Es ist nur …«
    Trull Sengar stützte sich auf seinen Speer. »Du bist von jenet magischen Reise zurückgekehrt und hattest das Grinsen der Verdammten im Gesicht, Schneller Ben. Wenn unser Bestimmungsort tatsächlich so nervenaufreibend ist, wie es scheint, kann ich dein Zögern verstehen. Außerdem ist mir, nachdem ich dich einige Zeit beobachtet habe, mittlerweile klar geworden, dass der Kampf gegen Icarium dich auf einer grundlegenden Ebene geschwächt hat - vielleicht hast du Angst, kein Tor erschaffen zu können, das lange genug besteht, um uns allen drei Durchgang zu gewähren? Wenn dem so ist …«
    »Warte«, unterbrach ihn der

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