SdG 12 - Der Goldene Herrscher
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»Fremde.« Rotmaskes Augen verengten sich hinter den Schlitzen der Maske. »Söldner.«
Masarch nickte. »Vor vier Jahreszeiten hat es eine große Schlacht gegeben, in der die Fremden vernichtet wurden.« Er machte eine Geste. »Die Graue Zauberei.«
»Sind die siegreichen Letherii dann nicht zu den Lagern der Ganetok marschiert?«
»Nein, Rotmaske, es waren nicht mehr viele übrig. Die Fremden haben gut gekämpft.«
»Das verstehe ich jetzt nicht, Masarch«, sagte er. »Haben die Ganetok denn nicht an der Seite ihrer Söldner gekämpft?«
Der junge Krieger spuckte aus. »Ihr Kriegsfiihrer hat fünfzehntausend Krieger aus den Clans um sich geschart. Als die Letherii ankamen, ist er geflohen, gefolgt von den Kriegern. Sie haben die Fremden im Stich gelassen! Haben zugelassen, dass sie abgeschlachtet wurden!«
»Beruhige das Lager da unten«, sagte Rotmaske. Er deutete auf die Krieger hinter Masarch. »Ihr werdet die erste Wache halten, hier, auf diesem Grat - und auf dem im Westen. Ich bin jetzt der Kriegsführer des Renfayar-Clans. Masarch, wo verstecken sich die Ganetok?«
»Sieben Tagesreisen im Osten. Sie besitzen jetzt die letzte große Herde der Ahl.«
»Masarch, bestreitest du mein Recht, der Kriegsfiihrer zu sein?«
Der junge Krieger schüttelte den Kopf. »Du bist Rotmaske. Die Ältesten der Renfayar, die deine Feinde waren, sind alle tot. Auch ihre Söhne sind tot.«
»Über wie viele Krieger verfügen die Renfayar noch?« Masarch runzelte die Stirn, machte dann eine ausholende Geste. »Du kennst uns alle, Kriegsfiihrer.«
»Also sechs.« Ein Nicken.
Rotmaske bemerkte einen einzelnen Zughund, der allein am Rand des Lagers hockte. Das Tier schien ihn zu beobachten. Er hob die rechte Hand, und der Hund setzte sich in Bewegung. Wenige Augenblicke später war das große Tier, ein Rüde, bei ihm. Es ließ sich auf den Bauch sinken und legte den breiten, narbigen Kopf zwischen Rotmaskes Füße. Er streckte die Hand aus und tätschelte dem Hund die Schnauze - eine Geste, bei der die meisten Menschen einen oder mehrere Finger riskiert hätten. Der Hund rührte sich nicht.
Masarch starrte mit großen Augen auf ihn hinunter. »Der einzige Überlebende eines Vorreiterlagers«, sagte er. »Er hat keinen von uns an sich herangelassen.«
»Diese Fremden«, sagte Rotmaske leise, »hatten sie Kriegshunde?«
»Nein. Aber sie waren verschworene Anhänger der Wölfe des Krieges, und es hatte tatsächlich den Anschein, Kriegsführer, als wären die heimtückischen, schmutzigen Biester ihnen gefolgt - immer in großer Entfernung, aber auch in riesiger Zahl. Bis die Ältesten der Ganetok Magie eingesetzt und sie alle vertrieben haben.« Masarch zögerte kurz und fügte dann hinzu: »Rotmaske, der Kriegsführer der Ganetok …«
Hinter der Maske formte sich - unsichtbar für die anderen - langsam ein Lächeln. »Ist der erstgeborene Sohn von Capalah. Hadralt.«
»Woher wusstest du das?«
»Morgen werden wir die Herden nach Osten treiben, Masarch - zu den Ganetok. Ich würde gerne mehr über die unglücklichen Fremden wissen, die sich entschieden haben, für uns zu kämpfen. Für das Volk der Ahrdan zu sterben.«
»Wir werden zu den Ganetok kriechen, genau wie die Sevond und die Niritha?«
»Ihr verhungert. Die Herden sind zu geschwächt. Ich bin der Anführer von sechs Jungen, von denen noch keiner die Todesnacht hinter sich hat. Sollen wir sieben gegen die Letherii in den Krieg reiten?«
Masarch war zwar jung, aber er war offensichtlich kein Narr. »Du willst Hadralt herausfordern? Rotmaske, deine Krieger … wir, wir werden alle sterben. Wir sind zu wenige, um den Hunderten von Herausforderungen begegnen zu können, die man uns entgegenschleudern wird, und wenn wir erst tot sind, wirst du dich den Herausforderungen stellen müssen, lange bevor du als würdig genug erachtet werden wirst, die Klinge mit Hadralt selbst zu kreuzen.«
»Ihr werdet nicht sterben«, sagte Rotmaske. »Und niemand wird einen von euch herausfordern.«
»Dann hast du vor, dich durch tausend Krieger zu kämpfen, um Hadralt entgegenzutreten?«
»Was hätte das für einen Sinn, Masarch? Ich brauche die Krieger. Sie zu töten wäre Verschwendung. Nein.« Er machte eine kurze Pause und sagte dann: »Ich bin nicht ohne Wächter, Masarch. Und ich bezweifle, dass auch nur ein einziger Ganetok-Krieger es wagen wird, sie herauszufordern. Hadralt wird sich mir entgegenstellen müssen - er und ich, allein im Kampfkreis.
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