SEAL Team 12: Bittere Vergangenheit (German Edition)
Nacken und starrte ihn an. Er sah erstaunlich gut aus, hatte schokoladenbraune Augen und lange, lange Wimpern. »Tja, was anderes habe ich aber nicht«, konterte sie und ignorierte, dass sie sich plötzlich zu ihm hingezogen fühlte. »Ich trag doch nicht so viel Bargeld mit mir herum.«
»Ach, hören Sie auf«, schimpfte er. »Ein Blick auf Ihren Wagen reicht, um zu wissen, dass Ihr Scheck nicht gedeckt ist.«
Außer sich wegen seiner Behauptung schnappte sie nach Luft.
»Und wenn mein Gefühl mich nicht trügt, haben Sie noch ein paar Strafzettel wegen Geschwindigkeitsübertretung zu bezahlen.«
»Nun hören Sie mal, junger Mann«, schnappte sie, ehe er weitere zutreffende Behauptungen aufstellen konnte. »Das muss ich mir von Ihnen nicht bieten lassen. Warum setzen Sie sich nicht in ihr Auto und fahren heim zu Ihrer Mama?«
Er zog eine Augenbraue hoch und legte den Kopf schief, wie um zu sagen: Das haben Sie jetzt nicht vom Stapel gelassen. »Ich mach Ihnen einen Vorschlag«, begann er, wobei neben seinem Philadelphia-Akzent durchaus Belustigung in seiner Stimme mitschwang. »Sie führen mich zum Essen aus, und wir sind quitt.«
»Haben Sie nicht alle Latten im Zaun?«, schrie sie, seine Vermessenheit haute sie um.
»Okay, dann ist Ihnen also eine Anzeige lieber«, sagte er schulterzuckend und zückte schon wieder sein Handy.
»Moment!« Ihr Herz pochte wie wild, sie war immer noch ganz durcheinander, konnte aber immerhin noch klar genug denken, um zu erkennen, dass es noch einen Ausweg aus dieser Zwickmühle gab. »Sie vergessen den Unfall, wenn ich Sie zum Essen einlade?«, versicherte sie sich, um Zeit zum Nachdenken zu gewinnen.
»Ich mag am liebsten Meeresfrüchte«, ergänzte er mit funkelnden Augen. Sie hatte den Verdacht, dass er sich über sie lustig machte, allerdings sah sie ihn nicht mal ansatzweise grinsen.
»Woher soll ich wissen, dass Sie kein Psychopath oder so was sind?«
Erneutes Schulterzucken. »Das können Sie nicht.«
»Na toll, da bin ich aber beruhigt. Wie alt sind Sie? Achtzehn? Stehen Sie auf ältere Frauen?«
»Wie erwachsen jemand ist, hängt nicht bloß vom Alter ab«, entgegnete der Typ vollkommen unbeeindruckt.
»Stimmt.« Daraufhin sah sie sich nach ihrem Auto um und wog ihre Chancen ab, einfach hineinzuspringen und abzuhauen.
»Ich habe mir ihr Autokennzeichen eingeprägt«, fügte er hinzu, als hätte er ihre Gedanken gelesen. »Ich werde die Polizei verständigen.«
Lia stellte sich vor, was Penny sagen würde, wenn die Polizei an ihre Tür klopfte.
»Abendessen heute um neunzehn Uhr bei Peabody’s«, blieb er hartnäckig.
Ja, klar, als würde sie wirklich mit so einem Kind ausgehen, nicht mal wenn Peabody’s der geilste Laden in der Stadt wäre. »Gut«, log sie. »Ich komme.«
Um sie herum rollte der Verkehr wieder. Irgendwer hupte. Man warf ihnen böse Blicke zu.
»Geben Sie mir Ihre Halskette.«
»Was?« An der Kette hing eine Kamee, die früher ihrer Großmutter gehört hatte.
»Wenn Sie sie wiederhaben wollen, müssen Sie heute Abend ins Restaurant kommen.«
»Ich gebe Ihnen doch nicht meine Halskette«, fuhr sie ihn entrüstet an. »Hier, den können Sie haben.« Sie zog den Ring mit dem Opal von ihrer rechten Hand. Er war ein Geschenk ihres letzten Freundes, dem Trottel, das Ding würde sie bestimmt nicht vermissen.
Mit misstrauisch gerunzelter Stirn nahm er das ihm angebotene Schmuckstück entgegen.
»Und jetzt hauen Sie ab. Ich sehe Sie früh genug wieder«, setzte sie noch hinzu, während sie die Gesichter der Vorbeifahrenden musterte und sich fragte, ob Eric sich wohl gerade prächtig amüsierte.
»Sie schulden mir ein Essen«, erinnerte sie der Soldat und folgte ihr zu ihrem Wagen. »Wehe, Sie versetzen mich.« Dann machte er die Fahrertür für sie zu. »Anschnallen«, forderte er sie noch auf und tippte dabei an die Scheibe.
Lia zog ärgerlich brummend den Sicherheitsgurt über ihre Brust und ließ ihn einrasten. Als sie aufblickte, sah sie den Zinnsoldaten behände in sein Auto einsteigen. Bevor er mit aufheulendem Motor losfuhr, warf er noch einen warnenden Blick in den Rückspiegel.
»Nerviger Balg«, murmelte sie, während ihr eigener Wagen ansprang. Der Unfall hatte sie mitgenommen, aber auch von größeren Sorgen abgelenkt – wie der Frage, ob Eric wusste, dass sie zum FBI gefahren war, und was er wohl im Gegenzug unternehmen würde.
Penny trat um halb acht Uhr morgens in ihrer Uniform vor die Tür. Endlich Freitag. Sie blieb
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