SEAL Team 12: Bittere Vergangenheit (German Edition)
anderen auszurichten. Seine Kameraden gingen und schüttelten den Angehörigen die Hände. Joe jedoch trat aus der Reihe und hinkte zu seinem Wagen.
Als er im Auto saß, umklammerte er das Lenkrad, seine Brust hob und senkte sich. Die Wunde auf seiner Wange brannte, als Tränen darüberliefen.
Gott, hilf mir. Der Schmerz, den er im Herzen verspürte, wurde immer größer und ließ nicht nach.
Zwanzig Minuten später holte er zum ersten Mal tief Luft.
Er schniefte und hob den Blick zum Sarg oben auf dem Hügel, der jeden Moment beigesetzt werden würde. Smileys Familie stand noch darum versammelt, wollte ihren geliebten Richard nicht allein lassen.
Es tut mir so leid , dachte Joe, während er zu ihnen hinübersah. Bitte, vergebt mir, wenn meine Überheblichkeit und mein Ehrgeiz ihn umgebracht haben. Ich selbst kann mir nicht vergeben .
Achtundzwanzig Dreizacknadeln glänzten in der Sonne.
Commander Montgomery kam endlich zurück. Penny wälzte sich herum, als die Scheinwerfer seines Jeeps über ihre Zimmerdecke streiften. Sie hörte, wie er den Motor abstellte und dann die Wagentür zuschlug. Jetzt kann ich schlafen , dachte sie und kuschelte sich tiefer in die Kissen.
Doch dann drangen seltsame Laute durch das Fenster herein, das einen Spaltbreit offen stand, weil Ophelia die Heizung für Pennys Geschmack zu weit aufdrehte. Dumpfe Schläge und Schreie rissen sie aus ihrem Schlummerzustand. Sie blinzelte und bemerkte, dass bei ihrem Nachbarn – anders als in den vergangenen Nächten – heute kein Licht brannte. Was um alles in der Welt war mit ihm los?
Es passte nicht zu dem SEAL , Lärm zu machen. Klar, er hatte ein paar Partys geschmissen, bei denen laut und bis drei Uhr morgens gefeiert worden war. Doch der Commander selbst verhielt sich für gewöhnlich dermaßen ruhig, dass Penny nie wusste, ob er zu Hause war oder nicht.
Außer heute Abend. Irgendetwas lief da furchtbar schief. Penny hatte schon zu lange mit verwundeten Soldaten zu tun, um das nicht sofort zu merken. Und es raubte ihr den Schlaf.
Wieder hörte sie einen Schlag, dann ein Geräusch, das wie Gebrüll klang.
Genug . Sie schlug ihre Decke zurück und sprang aus dem Bett. Was, wenn er verletzt war und um Hilfe rief? Es einfach zu ignorieren war gegen ihre Berufsehre.
Sie hob ihren Bademantel auf, schlüpfte in ihre Hausschuhe und lief aus dem Zimmer.
Ein Blick ins Gästezimmer verriet ihr, dass Lia fest schlief. Penny ging die Treppe hinunter, schnappte sich die Hausschlüssel und schloss ihre Schwester ein.
Der Schlüsselbund klimperte in ihrer Tasche, als sie über den Rasen zu seinem dunklen Haus eilte. Unter ihren Hausschuhen knirschte der erste Frost. Ihr Atem bildete Wölkchen vor ihrem Mund.
Dann stand sie vor Joes Tür, fröstelnd, in Schlafsachen, und klopfte an.
Was tue ich hier eigentlich?, fragte sich Penny, da im Haus ihres Nachbarn nichts als Stille zu vernehmen war.
Sie redete sich gut zu, berechtigterweise besorgt zu sein. Wenn er sie schroff zurückwies, konnte sie ihn immer noch auffordern, in Zukunft leiser zu sein.
Sie hob die Hand und klopfte erneut.
Nichts. Vielleicht hatte er sich endlich schlafen gelegt.
Schön. Dann konnte sie ja auch wieder ins Bett gehen. Doch gerade als sie sich abwandte, ließ sie das Klirren von Glas innehalten. Es folgte ein deftiger Fluch.
Ihr Nachbar war nicht nur noch wach, es hörte sich auch ganz so an, als hätte er sich gerade verletzt. Penny wirbelte zur Haustür herum, klopfe diesmal lauter und rief: »Commander? Geht’s Ihnen gut?«
Sie presste ein Ohr an die Tür und vernahm einen dumpfen Schlag und ein Stöhnen. Sie drehte den Türknauf. Abgeschlossen.
Okay, sie hatte die Wahl: Sie konnte den Schlüssel nehmen, den sie Barbara, die Katzensitterin, benutzen sehen hatte, oder sie trat den Rückzug an.
Sie drehte sich zum Gehen um. Drei Schritte entfernt von der Tür machte sie seufzend kehrt, holte den Hausschlüssel unter dem dritten Blumentopf hervor und schloss auf.
»Commander?«, rief sie und erschauderte unsicher. »Ich bin’s, Ihre Nachbarin, Sir. Ich komme jetzt rein!«
4
Penny schlüpfte durch Commander Montgomerys Haustür hinein und machte leise hinter sich zu. Im Eingangsbereich herrschte nicht nur absolute Dunkelheit, das Haus war zudem größer als ihres und anders aufgeteilt. Sie steckte seinen Schlüssel zu ihrem in die Tasche und wagte sich in die Schatten vor.
Ihr einziger Orientierungspunkt war ein weiter hinten im Haus brennendes Licht. Als
Weitere Kostenlose Bücher