SEAL Team 12: Bittere Vergangenheit (German Edition)
gemütlichen Arrangements war er versucht, Platz zu nehmen und den Grillen zu lauschen, die zirpend in den dunklen Ecken des Gartens hockten.
Doch da ging über ihm ein Licht an. Er blickte hoch und sah, dass die Rollläden eines Erkerfensters nicht heruntergelassen waren. Zu seinem Erstaunen erschien Penny nackt am Fenster und ließ sie herunter, ohne ihn zu bemerken.
Joes Gedanken überschlugen sich. Die Uniform hatte ihre Kurven offensichtlich verdeckt. Ihn überlief unerwartet ein Schauer, bevor er sich verärgert von dem Anblick losriss.
Er wollte seine Nachbarin nicht anziehend finden. Sie hatte seine Welt bereits am ersten Tag nach seiner Rückkehr auf den Kopf gestellt. Wie ein Kind, das mit einem Bauchklatscher im Swimmingpool landete und damit das Wasser aufwühlte. Seitdem hatte er etwas gegen sie. Klar, sie war seine Physiotherapeutin und meinte es gut mit ihm. Sie besaß magische Finger und die Gabe, seine Beschwerden für ein paar Tage zu lindern. Aber deshalb brauchte er sie nicht näher kennenzulernen – und er wollte es auch nicht.
Dennoch beanspruchte sie seine Zeit und drängte sich in sein zurückgezogenes Leben.
Joe fuhr mürrisch fort, ihr Haus auf Sicherheitsmängel zu überprüfen. Er checkte die Verandatüren. Sie waren zugesperrt, allerdings nur mit einem von innen drehbaren Schließriegel. Ein Einbrecher brauchte nur eine Scheibe einzuschlagen und konnte hineingelangen.
Er setzte seinen Rundgang fort und fand die übrigen Fenster sowie die Haustür verschlossen. Wenigstens war sie nicht unvorsichtig.
In der Absicht, sie auf die Schwachstellen aufmerksam zu machen, die ihm aufgefallen waren, klopfte er an Pennys Haustür und betrachtete die Vogelscheuche, während er wartete.
Die unmögliche Ophelia machte ihm auf.
»Hi«, grüßte er verlegen. »Sagen Sie Ihrer Schwester bitte, dass sie den Schließriegel an den Verandatüren ersetzen soll. Sie muss einen kaufen, den man abschließen kann.«
»Gut«, sagte Ophelia und schaute irritiert drein. Sie trug einen seidenen Morgenmantel. »Wollen Sie nicht reinkommen?«, fragte sie.
Er traute ihr nicht über den Weg. »Nein, danke.«
»Wie Sie meinen«, sagte sie schulterzuckend. »Aber Penny backt gerade einen Kuchen.«
Joe ging auf, dass sie versuchte, ihn mit Penny zu verkuppeln. »Klingt gut«, gab er zurück und wandte sich zum Gehen. Oh nein, Penny Price war nicht sein Typ. Er traf sich mit Frauen, die keine feste Beziehung suchten, sondern genau wie er auf ein Abenteuer aus waren. »Nächstes Mal.«
»Sie ahnen nicht, was Ihnen entgeht«, rief sie ihm nach, während er fast schon zu seiner Haustür rannte.
Es würde kein nächstes Mal geben. Jedenfalls nicht mit Penny. Die Frauen, mit denen er sich einließ, wussten, dass eine Affäre nur anhielt, bis sie ihren Reiz verlor. Ihm gefiel es so, und solange er ein SEAL war, würde es auch dabei bleiben.
Vielleicht würde er, wenn er zur Ruhe kam und nicht mehr ständig unterwegs war, eine enge, auf Leidenschaft, Zuneigung und Vertrauen basierende Beziehung eingehen, wie sie seine Eltern führten. Doch vorläufig konnte er sein Herz unmöglich einer einzigen Frau schenken. Frauen mochten ihn, weil er war, was er war, aber nicht wer er war. Auf dieser Grundlage wollte er nichts aufbauen, also ließ er es ganz bleiben.
Als er die Küche betrat, wartete Felix bereits auf sein Abendessen. Er fütterte das Tier und ging dann an seine Hausbar. »Sieht nach einem Männerabend aus«, meinte er zu seinem Kater. »Du, ich und Jack Daniels.«
Er schenkte sich Whiskey ein. Als er ihn hinunterkippte, konnte er das Brennen bis in den Magen hinein spüren. Und auch das Bild der bis zur Taille nackten Penny hatte sich ihm sprichwörtlich eingebrannt.
Joe goss sich ein zweites Glas ein und leerte es.
Auch wenn er wusste, dass sich Erinnerungen nicht ertränken ließen. Er konnte nur hoffen, heute Abend in einen traumlosen Schlaf zu fallen.
7
Gleich nach der Landung in Orlando mietete Joe sich einen Wagen. Dennoch erreichte er die Küstenstadt Daytona erst im Morgengrauen. Beim Gedanken an die Begegnung mit Nikkos Witwe drehte sich ihm der Magen um. Dass sein Hemd völlig durchgeschwitzt war, lag eher an seiner Angst als an dem schwülen Klima.
Zwei Meilen vor der Küste gelangte er in eine Siedlung schlichter einstöckiger Wohnhäuser. Die beiden Jungen, die auf der Straße Wiffleball spielten, mussten Nikkos Söhne sein. Sie hatten genauso schwarzes Haar und die gleiche olivfarbene Haut
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