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SEAL Team 12: Bittere Vergangenheit (German Edition)

SEAL Team 12: Bittere Vergangenheit (German Edition)

Titel: SEAL Team 12: Bittere Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliss Melton
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wie ihr Vater, der griechischer Abstammung war. Mit vor Angst wie gelähmten Gliedern parkte Joe am Straßenrand und beobachtete sie vom Auto aus.
    Er wollte aussteigen, konnte es aber nicht.
    Die untergehende Sonne färbte den Himmel violett. Die beiden Brüder waren fast gleich groß, vielleicht sechs und acht Jahre alt, und schlugen abwechselnd den Plastikball, ohne darauf zu achten, dass ihre Schatten immer länger wurden. Ein Flughund sauste über sie hinweg.
    Nikko würde nie wieder mit ihnen spielen.
    Steig aus dem Auto aus, Joe, und bring’s hinter dich .
    Er stellte den Motor ab und stieß die Fahrertür auf. Gerade als er sich aufraffen wollte, ging das Verandalicht an und eine dunkelhaarige Frau tauchte in der Tür auf. »Alex, Marcus, Schluss für heute«, rief sie.
    Beide Jungen ignorierten sie.
    Ihre Mutter versuchte es noch einmal. »Es ist zu dunkel, um noch draußen zu spielen. Legt den Ball weg und kommt jetzt ins Haus!«
    »Noch fünf Minuten«, beharrte der Ältere. Joe bemerkte den Trotz in seiner Stimme und seiner Körperhaltung.
    Nikkos Witwe legte eine Hand an die Stirn. Die erschöpfte Geste ging Joe nahe. Sie war nun alleinerziehend.
    Als er sie die Schultern straffen sah, war es, als läge ein Schraubstock um seine Brust. Sie marschierte auf die Straße und nahm dem Älteren den Schläger aus der Hand. Der Junge wirkte einen Moment lang so, als wollte er sich gegen sie wehren. Doch dann bemerkte er den Gesichtsausdruck seiner Mutter und überließ ihr den Schläger. Still zogen sich die drei ins Haus zurück und Nikkos Frau schloss die Tür.
    Jetzt musste er mit ihr reden.
    Unmöglich. Die Schuld schien ihn förmlich aufzufressen. Also machte er die Fahrertür wieder zu und startete den Motor. Er wendete den Wagen mit quietschenden Reifen und flüchtete aus der Wohnsiedlung.
    Mit festem Druck auf die Taste öffnete er das Seitenfenster und ließ den stürmischen Wind herein, der vom Meer herüberwehte. Helles Neonlicht lockte ihn zur Uferpromenade, wo er für drei Dollar Gebühr am Strand parkte.
    Rasch zog er Schuhe und Strümpfe aus und stapfte barfuß in die steigende Flut. Zwischen seine Zehen drang matschiger, warmer Sand. Er lief in die Brandung, die schockierend kalt gegen seine Waden, Knie, Oberschenkel schlug, und blieb erst stehen, als das Wasser um seine Hüften klatschte und ihn fast von den Beinen riss.
    Da stand er, ließ sich vom Meer betäuben. Er dachte an seine Ausbildung zum SEAL . Die Bucht von Coronado war zu dieser Jahreszeit kälter als der Atlantik. Damals hatte er im Morgengrauen an seine Kameraden geklammert in der Brandung gelegen und dem Angriff der Wellen standgehalten. Die Übung diente dazu, den Zusammenhalt zu stärken und ihnen klarzumachen, dass sie zusammen alles überstehen konnten.
    Es war anders gekommen. Durch Zufall und durch Umstände, auf die sie keinen Einfluss hatten, waren sie überwältigt worden.
    Würde Nikkos Witwe das verstehen oder würde sie ihm vorwerfen, was er sich selbst vorwarf? Er wollte lieber die Wellen über sich zusammenschlagen lassen, als sich ihr heute Abend zu stellen, doch die Erinnerung an Nikkos Grinsen bewog ihn zur Umkehr.
    In seiner triefend nassen Hose setzte er sich wieder ins Auto. Er fuhr zu Nikkos Wohnsiedlung zurück, stieg aus dem Wagen und ging, noch immer barfuß, zur Haustür. Als er anklopfte, hörte er einen Showmaster im Fernsehen herumalbern.
    Ein Schatten verdunkelte den Spion. »Was wollen Sie?« Mit seiner durchnässten Hose wirkte er sicher suspekt.
    »Ich bin ein Freund von Nikko«, krächzte er. »Ich war bei ihm, als er starb.«
    Die Tür wurde einen Spaltbreit geöffnet und das dunkelhäutige Gesicht einer Frau erschien.
    »Ich heiße Joe«, sagte er, wobei er ihr die Hand entgegenstreckte.
    Die Finger der Frau waren zart und schmal. Als er sie ergriff, verschlug es ihm fast die Sprache.
    »Victoria«, gab sie zurück. »Möchten Sie reinkommen?«
    »Ich bin klatschnass.«
    »Bitte«, sagte sie nachdrücklich und machte die Tür weiter auf.
    Sie fand eine Trainingshose von Nikko, die Joe einigermaßen passte, und warf dessen Hose in den Wäschetrockner. Dann saßen sie sich im Esszimmer gegenüber, wo er die Suppe hinunterschlang, die sie ihm aufgedrängt hatte. Die Jungen steckten die Köpfe aus ihrem Zimmer, wurden jedoch von Victoria wieder ins Bett gescheucht.
    Sie wartete, bis Joe aufgegessen hatte. »Erzählen Sie mir, was passiert ist«, bat sie dann.
    Joe ließ nichts aus, nicht einmal die

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