SEAL Team 12: Bittere Vergangenheit (German Edition)
ganz von der Rolle.
»Oh, nein danke. Sie haben doch schon Besuch«, gab sie mit einer wegwerfenden Handbewegung zurück.
»Cindy ist gefahren, als Sie angerufen haben.«
»Oh, na dann … Ich warte wohl besser auf den Rückruf dieser FBI -Agentin«, erklärte sie.
»Stimmt«, sagte er. »Also, Sie kommen klar, ja?«
»Sicher.« Sie setzte ein strahlendes Lächeln auf.
»Okay.« Er wandte sich der Treppe zu. Auf keinen Fall sollte der Eindruck entstehen, dass er versuchte, sie anzubaggern.
»Vielen Dank«, rief sie ihm zum Abschied nach.
»Nacht«, antwortete er.
Auf dem Weg zu seinem Haus hörte er Pennys Telefon klingeln.
Special Agent Hannah Lindstrom blätterte im Licht ihrer Schreibtischlampe einmal mehr den Aktenordner über Eric Tomlinson durch. Sie musste irgendetwas übersehen haben. Wenn der Kerl das Rizin tatsächlich an Terroristen verkauft hatte, wieso gab es dann keine Spur?
Sie warf einen Blick auf ihr Telefon, als könnte sie es damit endlich zum Klingeln bringen. Die Polizei hatte Penny Prices Haus am Abend zuvor mit Beweisen dafür verlassen, dass sie belästigt wurde, wenn nicht sogar mit einem indirekten Schuldeingeständnis, und zugesagt, Tomlinson am nächsten Tag zu verhaften. Seitdem wartete Hannah darauf, dass die Cops mehr aus ihm herausholten, als es dem FBI gelungen war.
Allerdings würde der Mann kaum gestehen, das Rizin verkauft zu haben.
Und es gab auch keinerlei Hinweise, die nahelegten, dass er seinen Kollegen umgebracht hatte: keinerlei rätselhafte Kontobewegungen im In- oder Ausland auf seinen Namen, kein E-Mail-Account, auf den der Papierausdruck zurückzuführen gewesen wäre, nicht einmal ein Mikrofiche.
Zu allem Übel war der Rizin-Diebstahl ursprünglich von einem Ermittler alter Schule geleitet worden, der nicht viel von Forensik gehalten hatte. Hannah konnte nur vermuten, dass der Mann die Hand aufgehalten und den Fall möglichst schnell abgeschlossen hatte. Jedenfalls war ihr noch keine schlampigere Ermittlung untergekommen.
Das Schrillen des Telefons riss sie aus ihren düsteren Gedanken. Sofort griff sie nach dem Hörer. »Special Agent Hannah Lindstrom.«
»Süße.«
In einer Mischung aus schlechtem Gewissen und Freude zog sich ihr der Magen zusammen. »Oh, hallo Liebling.«
»Wolltest du nicht um sieben zu Hause sein?«
»Ja, schon, aber wir haben da eine heiße Spur.« Das war glatt gelogen. Diesen Fall konnte man nach Lage der Dinge nicht mal als lauwarm bezeichnen. Gut, die Polizei hatte Gründe, Tomlinson festzunehmen – wegen Belästigung –, das FBI jedoch noch lange nicht.
»Ich weiß, was du tust, Baby«, tadelte Luther sie.
Sie liebte es, wenn er sie Baby nannte. Dann schmolz sie regelrecht dahin.
»Du musst mir nichts vormachen«, fügte er hinzu. »Wenn du noch nicht so weit bist, ist das okay.«
Sie wollte sich gern bereit fühlen. Kein Mann der Welt wäre ein besserer Vater als Luther. Sie konnte sich gut vorstellen, wie er auf dem Fußboden mit einem dunkelhaarigen Kleinkind herumtollte. Bloß dass sie sich selbst nicht unbedingt in der Mutterrolle sah. Aber da Luther ihr so viel Verständnis entgegenbrachte, verspürte sie umso mehr den Wunsch, ihn glücklich zu machen.
Also klappte sie Erics Akte zu. »Ich bin in zehn Minuten zu Hause«, versprach sie, wobei sie sich gleichzeitig außer Atem, ängstlich und aufgekratzt fühlte.
»Ich liebe dich, Süße.«
Süße löste dieselben Empfindungen in ihr aus wie Baby . In dem Bewusstsein, richtig zu handeln, legte sie auf.
Sie schaltete die Schreibtischlampe aus, griff nach ihrer Handtasche und lief zum Ausgang. »Bye, Emilio«, rief sie dem Hausmeister im Vorbeigehen zu und winkte.
An ihrem Arbeitsplatz klingelte erneut das Telefon. Bein vierten Klingeln schaltete sich die Mailbox ein.
Der Anrufer hinterließ mit gedämpfter Stimme eine Nachricht. »Hier spricht Sergeant McCaully von der State Police. Äh, ich rufe noch mal an, um Ihnen mitzuteilen, dass wir Eric Tomlinson gegenwärtig noch nicht festgenommen haben. Wir konnten noch keinen Haftbefehl erwirken, aber er steht praktisch mit heruntergelassenen Hosen da. Er ist im National Crime Information Center gespeichert, wenn wir dort einen Treffer landen, nehmen wir ihn fest. Ich wollte Ihnen nur Bescheid geben.«
Auf einer von Bäumen und Herbstlaub gesäumten Schotterpiste, die hinter ihm in einer Sackgasse endete, kauerte Eric in seinem Auto. Er hatte ein eisiges Gefühl in der Brust, als er die Waffe aus dem Handschuhfach
Weitere Kostenlose Bücher