SEAL Team 12: Bittere Vergangenheit (German Edition)
nahm, überprüfte, ob sie geladen war, und sie auf den Beifahrersitz legte.
Die Schwestern Price wohnten einen Häuserblock entfernt von hier. Er hatte sie beobachtet und auf den richtigen Zeitpunkt gewartet, um sie sich vorzuknöpfen. Gleichzeitig fühlte er, wie der Feind näher rückte. Die Geier kreisten.
Dannys Töchter hatten seine Warnung missachtet und die Polizei verständigt. Dumme, dumme Gänse. Ihretwegen musste er nun drastischere Maßnahmen ergreifen.
8
Ophelia trug mit dramatischem Schwung Eyeliner auf. Bei dem Gedanken, dass ihr wahrscheinlich ein wenig einträglicher Abend bevorstand, machte sie ein missmutiges Gesicht.
Penny hatte recht. Kellnern bot wenig Aussichten – zumindest nicht in diesem Touristennest. Sie konnte nicht ewig so weitermachen und einen Monat in Saus und Braus leben, während sie im nächsten am Hungertuch nagte.
Das Schlimmste war, dass sie ihre Wohnung an Freunde untervermieten musste, weil sie selbst die Miete nicht aufbringen konnte. Sie wusste zwar, sie würden sorgsam mit den Sachen umgehen, die ihr lieb und teuer waren, trotzdem fühlte es sich furchtbar an, wie eine Zigeunerin alles einfach so zurückzulassen.
Als sie stirnrunzelnd begutachtete, was sie mit schwerer Hand bewerkstelligt hatte, erkannte sie, dass sie auch wie eine Zigeunerin aussah. Sie verzog das Gesicht und griff nach einem Papiertuch. Da klingelte es an der Tür.
Sie war allein.
Penny würde nicht vor sechs zurückkommen, also erst in zwei Stunden.
Lia streckte den Kopf aus dem Badezimmer im Erdgeschoss und schaute nach, wer da vor der Tür stand. Ein Mann. So viel war an der Silhouette zu erkennen, die sich hinter dem ovalen Fenster von dem rosafarbenen Himmel abhob.
Was, wenn es Eric war? Die Polizei fahndete nach ihm, hatte ihn aber noch nicht ausfindig gemacht.
Der Typ sah nicht aus wie Eric. Er war durchschnittlich groß, im Gegensatz zu der hoch gewachsenen und dürren Statur Erics.
Lia fuhr mit der Zunge über ihre glänzenden Lippen und schlich auf Zehenspitzen zur Tür, um mehr erkennen zu können. Der Mann hatte sich abgewandt. Sie sah nur seinen breiten Rücken und kurzes, schwarzes Haar. Irgendwie kam er ihr vage bekannt vor. Aber Eric war es auf keinen Fall.
Sie öffnete die Tür.
Als er sich umdrehte, schnappte sie erschrocken nach Luft. Al Pacinos jüngeres Ebenbild stand vor ihr, der Fahrer des Honda Civic, bloß dass er jetzt Jeans und T-Shirt trug, wodurch er noch jünger wirkte. Sie wollte ihm die Tür vor der Nase zuschlagen, doch er war schneller und stellte rasch einen Fuß auf die Schwelle.
»Verschwinden Sie«, sagte sie und drückte mit aller Kraft, bekam die Tür aber nicht zu.
Erstaunt fixierte er ihr orangefarbenes Hooters-T-Shirt und die winzigen schwarzen Shorts. »Sie sind ein Hooters-Girl?«, fragte er in seinem Philadelphia-Akzent.
Das ging ihn mal gar nichts an. »Hauen Sie ab, oder ich rufe die Bullen«, erklärte sie kalt.
»Oh, das glaube ich kaum. Neulich wollten Sie doch auch keine Polizei, schon vergessen?«, gab er zurück und setzte ein großspuriges Grinsen auf, sodass seine strahlend weißen Zähne sichtbar wurden.
»Hören Sie«, sagte Lia, beunruhigt, da er sich solche Mühe gegeben hatte, sie zu finden. »Sie sind hier nicht willkommen. Welchen Teil von abhauen haben Sie nicht verstanden?«
»Ich hab noch was gut bei Ihnen«, behauptete er schlicht.
»Und ich habe Ihnen ein Angebot gemacht. Einen Scheck«, rief sie ihm in Erinnerung. »Ich gehe nicht mit jüngeren Männern aus, alles klar?«
»Mit einem nicht gedeckten Scheck kann ich die Reparatur meines Wagens nicht bezahlen«, bemerkte er und machte eine ausholende Geste.
Sie sah zu dem am Bordstein geparkten Honda Civic hinüber. »Ihr Auto ist längst repariert«, fauchte sie. Er brauchte ihr Geld offenbar nicht. Seine Halskette sah nach achtzehnkarätigem Gold aus.
»Trotzdem sind Sie mir was schuldig«, sagte er. Seine schokoladenbraunen Augen glänzten, als würde er sich über sie lustig machen.
»Hören Sie, ich habe für so was keine Zeit. Ich komme noch zu spät zur Arbeit.«
»Dann komme ich mit.«
»Den Teufel werden Sie tun!«
»Gibt es ein Problem?«, mischte sich eine dritte Stimme ein.
Sie schien zunächst aus dem Gebüsch zu kommen, doch im nächsten Moment schlenderte ihr Nachbar um die Hausecke. Er war wohl hinten bei sich im Garten gewesen, um in seinen Whirlpool zu steigen, denn er trug lediglich ein Handtuch, und – heilige Scheiße – kein Wunder,
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