SEAL Team 12: Bittere Vergangenheit (German Edition)

dass Penny halb in ihn verschossen war!
    Little Al drehte sich zu dem Neuankömmling um. Allerdings verfehlten die Größe und die Statur des Mannes bei ihm die erhoffte Wirkung. Nur das Grinsen verschwand aus seinem Gesicht. Dann warf er Lia gelassen einen Blick zu. »Wer ist das?«, fragte er und deutete mit dem Kinn in Richtung des anderen Mannes.
    »Ich habe gefragt, ob es hier ein Problem gibt«, wiederholte Joe. Sein Tonfall war so eisig, dass selbst Lia erschauderte.
    »Äh, so was in der Art«, erklärte sie. »Der Junge hier lässt mir keine Ruhe. Und jetzt werde ich zu spät zur Arbeit kommen.«
    »Hört sich an, als sollten Sie besser einen Abgang machen«, wandte Joe sich an Little Al.
    Doch der wich nicht von der Stelle. »Ist der nicht ein bisschen zu alt für Sie?«, fragte er Lia mit einem Anflug von Abscheu.
    »Nicht wirklich.« Sie schüttelte den Kopf.
    Joe kam die Verandastufen herauf. Seine Körpersprache ließ erkennen, dass jetzt ein für alle Mal Schluss mit lustig war. »Ist das der Mann, der Sie belästigt hat?«, fragte er.
    Anstatt sich zu verziehen, stellte Little Al sich breitbeinig hin. Die Hände behielt er an den Seiten und ballte sie locker zu Fäusten. Er machte ganz den Eindruck, als wollte er es drauf ankommen lassen.
    Lia konnte es nicht mehr länger mit ansehen. »Augenblick mal!«, rief sie und sprang zwischen die beiden Streithähne. »Das ist nicht Eric, er ist viel zu jung«, sagte sie zu dem SEAL . »Sie brauchen ihn also nicht gleich umzubringen. Der Junge ist nur sauer, weil ich ihm aufgefahren bin und dabei ein Rücklicht demoliert habe. Dieser Kerl hier …« Sie wandte sich an Little Al und deutete auf ihren Nachbarn. »… ist ein Navy- SEAL . Sie legen sich also besser nicht mit ihm an. Und jetzt lasst mich in Ruhe!«
    Al Junior schien blass zu werden und nahm Haltung an. » PO 2 Vinny DeInnocentis, Team 12, zu Ihren Diensten, Sir«, bellte er. »Es tut mir leid, Sir, ich hatte ja keine Ahnung.«
    Was ?
    Sofort fiel alles Gefährliche von ihrem Nachbarn ab. Er bemerkte, dass Lia vor Verblüffung das Kinn heruntergeklappt war, und lächelte. »Joe Montgomery, Lieutenant Commander«, gab er zurück und streckte eine Hand aus. »Freut mich, Sie kennenzulernen, Vinny. Ich wohne nebenan.«
    Die Männer traten an Ophelia vorbei und schüttelten einander die Hände.
    Von einer Sekunde zur nächsten waren sie Kumpel. Beide sahen Lia an, als würden sie über ein gemeinsames Problem nachdenken. »Sie schuldet mir ein Abendessen«, erklärte Vinny.
    Der Name passte noch besser zu ihm als Little Al. »Ich werde nicht mit Ihnen essen gehen«, versetzte sie, immer noch fassungslos, wie schnell sich das Blatt gewendet hatte. Sie waren beide Navy- SEAL s? Wie wahrscheinlich war das denn?
    »Abgemacht ist abgemacht«, beharrte Vinny und zog einen Ring aus der Tasche. »Sie hat mir zum Zeichen, dass sie es ernst meint, sogar den Ring hier gegeben.«
    Commander Montgomery zog missbilligend die Stirn kraus. »Weiß Ihre Schwester davon?«
    Ophelia schnappte sich den Ring und schob ihn auf ihren rechten Ringfinger. »Ich bin vierundzwanzig Jahre alt, verflucht. Ich muss meiner Schwester nicht alles erzählen«, stieß sie hervor.
    »Dann benehmen Sie sich auch so«, schlug Joe nachsichtig vor. »Haben Sie gesagt, dass Sie mit ihm essen gehen wollen?«
    »Na schön«, sagte Lia und warf die Hände in die Luft. »Dann gehen wir zu Hooters. Ich lade Sie da zum Essen ein.«
    Der Commander sah Vinny fragend an, woraufhin der junge SEAL mit den Schultern zuckte. »Einverstanden«, sagte er lässig, doch ihm schaute der Schalk aus den Augen.
    »Man sieht sich, PO 2«, rief Joe. Er nickte Lia zu und tappte dann barfüßig die Stufen hinunter und über den Rasen.
    »Sie müssen hinter mir herfahren«, sagte Lia zu Vinny. »Und versuchen Sie, mir nicht noch mehr Ärger zu machen, als ich sowieso schon habe, weil ich zu spät dran bin.«
    Von ihm kam dazu kein Wort.
    Angesichts des Boxkampfes, der auf dem Breitbildfernseher lief, und des Geschehens im Restaurant hinter ihm langweilte sich Vinny keinen Augenblick. Er hatte sich vorgenommen, ein Fünf-Gänge-Menü zu ordern, und als Appetizer rohe Austern in der Schale bestellt.
    Als Ophelia mit ihrem Tablett hinter ihm herstolzierte, pulte er gerade ein Weichtier aus der Schale, balancierte es einen Moment lang auf der Zungenspitze, ließ den Geschmack des seidigen Fleischs sich entfalten und schluckte es schließlich genüsslich hinunter.
    Sie gab