SEAL Team 12: Bittere Vergangenheit (German Edition)

wurde klar, dass der Mann Ende dreißig, mit grauen Strähnen in den schwarzen Haaren und regelrecht hellen Augen, die förmlich zu leuchten schienen, Vinny so anbrüllte. Neugierig, wie dieser wohl auf den Vorwurf reagieren würde, sah sie ihn an. Zu ihrer Verblüffung grinste er. »Kommen Sie schon, Senior Chief, Sie wissen, dass ich keine Aufwärmrunde brauche.«
    »Das ist Bockmist, und das wissen Sie. Wo zum Teufel bleibt Teddy?«
    »Teddy kommt nicht.«
    »Was? Hier geht’s um ein Turnier und nicht um eine verdammte Trainingseinheit.« Auf der Stirn des Senior Chiefs erschien eine v-förmige Ader.
    »Ganz ruhig, McGuire.« Freundlich, aber bestimmt mischte sich ein anderer Mann ein, der alle anderen überragte, und stand auf. Lia blieb angesichts seiner Größe, seiner breiten Schultern und seines typisch amerikanischen, guten Aussehens die Spucke weg. »Was hält Teddy denn ab?«, wollte Mr Sports Illustrated wissen.
    »Nate will sich mit ihm Häuser ansehen«, erklärte Vinny mit einem coolen Schulterzucken.
    »Herrgott«, fluchte der Senior Chief und guckte angewidert. »Ich wusste, dass da eine Frau dahintersteckt.«
    Lia zog in Anbetracht der frauenfeindlichen Bemerkung eine Augenbraue hoch.
    »Aber ich habe jemanden als Ersatz für ihn mitgebracht«, fügte Vinny hinzu. »Das ist Lia Price. Lia, Lieutenant Lindstrom und Senior Chief McGuire.«
    »Nett, Sie kennenzulernen«, murmelte sie. »Ich habe seit Jahren nicht mehr gespielt«, zischte sie Vinny ins Ohr. »Ich kann doch nicht bei einem Turnier mitmachen.«
    »Uns geht’s nur ums Spiel«, antwortete Vinny, um sie zu überreden. »Es macht uns nichts aus, wenn wir verlieren.«
    »Den Teufel werden wir«, brummte der Senior Chief, doch Lieutenant Lindstrom fiel ihm ins Wort.
    »Wir brauchen einen vierten Spieler, sonst müssen wir blechen«, stellte er fest.
    »Also, kommen Sie«, sagte Vinny, der aus der Feststellung des Mannes schloss, dass dieser einverstanden war. »Holen wir uns Schuhe.« Er zog sie zur Ausgabe, wo sie widerwillig um ein Paar Schuhe in Größe siebenunddreißig bat.
    Angesichts der Atmosphäre, einschließlich der Musik aus den Fünfzigerjahren, hatte Vinny ein Funkeln in den Augen. Seine Begeisterung wirkte ansteckend. Lia fühlte, dass ihr Puls stieg.
    Sie sah Senior Chief McGuire einen Pitcher Bier und vier Plastikbecher auf den Tisch hinter ihnen stellen.
    »Sein Kodename ist Mako«, verriet ihr Vinny, als er ihren Blick bemerkte.
    »Wie Makohai?«, fragte sie. Mit den silbernen Haarsträhnen und den hellen Augen sah er nämlich genau so aus.
    »Ja, aber keine Sorge, Hunde, die bellen, beißen nicht. Oder sagen wir, er ist gar nicht so bissig«, korrigierte er sich, um nicht zwei Bilder zu vermischen.
    »Sie fangen an, Vinny«, rief Lieutenant Lindstrom. »Und dann Sie, Ma’am«, wandte er sich mit einem Nicken an Lia.
    Ma’am. Schon wieder . Hieß das, sie musste sich auch entsprechend benehmen?
    »Hier, nehmen Sie die Zehnpfundkugel«, sagte Vinny und legte ihr eine in den Schoß. »Sagen Sie’s, wenn sie Ihnen zu schwer ist.« Daraufhin hob er seine schwerere Kugel hoch und trat in den Anlaufbereich, um sie auf die Bahn zu schicken.
    Lia sah zu, genoss den Anblick, wie er in den Hüften einknickte und sein Ziel anvisierte. Die Kugel fegte über die Bahn, beschrieb in letzter Sekunde einen Bogen und krachte in die Kegel. Strike!
    Der Lieutenant klatschte ihn ab, als Vinny grinsend zu seinem Platz zurückkam. »Jetzt Sie.«
    Lias Bestürzung stieg in gleichem Maße wie ihr Blutdruck. »Ich werfe bestimmt daneben.«
    »Quatsch, amüsieren Sie sich«, riet ihr Vinny.
    Unter den Augen von hundert Kerlen, die so taten, als würden sie sie nicht bemerken, gab Lia, die sich gehemmt und bloßgestellt fühlte, ihr Bestes und versenkte die Kugel in der Rinne.
    »Macht nichts«, rief Vinny. »Versuchen Sie es noch mal.«
    Um sich nicht zu blamieren, nahm sie sich beim zweiten Wurf noch mehr Zeit und ließ die Kugel vorsichtig los. Sie rollte träge über die Bahn und brachte mickrige zwei Kegel zu Fall.
    Gedemütigt kehrte sie an ihren Platz zurück.
    Doch ehe sie sich auf ihren Stuhl plumpsen lassen konnte, nahm Vinny ihre Hand und zog sie zum Tisch. »Trinken Sie ein Bier«, schlug er vor. »Das macht Sie locker.«
    Während Lieutenant Lindstrom und Senior Chief McGuire an der Reihe waren, leerte Lia ihr Glas.
    »Ihr Hinterteil sieht fantastisch aus in diesen Jeans«, meinte Vinny grinsend. »Als Sie zur Bahn gegangen sind,