SEAL Team 12: Bittere Vergangenheit (German Edition)
hatte. Dann fuhr sie mit den Fingern über seine gewölbten Brustmuskeln, die zuckten und ihr damit verrieten, wie viel Macht sie über ihn gewann.
»Ich muss duschen«, teilte er ihr mit und verhinderte so, dass sie entlang der Linie von Haaren strich, die in der Mitte seines Bauchs verlief.
Stattdessen trat sie zurück und ließ ihn los. »Nur zu.«
Er schnappte sich frische Sachen, ging dann in das angrenzende Badezimmer und machte die Tür hinter sich zu.
Lia lauschte auf ein Klicken, doch das blieb aus. Offenbar war sie eingeladen, ihm Gesellschaft zu leisten.
Allerdings hatte sie Stunden damit zugebracht, sich die Haare zu machen, sich einzucremen und zu schminken. Sie wollte nicht, dass die ganze Arbeit einfach wortwörtlich den Abfluss hinuntergespült wurde.
Das Bad kam also nicht infrage. Sie würde ihn verführen müssen, sobald er wieder herauskam. Aber wie?
Lia hatte noch nie einen Kerl verführt. Die älteren Männer, mit denen sie zusammen gewesen war, hatten stets selbst die Initiative ergriffen. Es machte bestimmt Spaß, die Führung zu übernehmen, nur war das nicht unbedingt ihre Stärke.
Sollte sie sich auf sein Bett legen? Nein, das wäre übertrieben. Sie könnte sich in den gepolsterten Alkoven setzen, eine verführerische Pose einnehmen und abwarten. Das erschien ihr sicherer.
Also machte sie genau das, blickte aus dem Fenster und genoss die umwerfende Aussicht.
In ihrer Kindheit war ihr Vater jeden Sommer mit ihnen an den Strand gefahren. Dort hatte sie dann am Wasser gesessen, sich in den Sand sinken lassen und sich eins mit dem Meer gefühlt. Wie lange war es schon her, dass sie das Vor und Zurück der Wellen gespürt hatte, die sie wiegten wie die Arme einer Mutter?
Sie schloss die Augen und lauschte auf das Meeresrauschen.
Was sie hörte, war Vinny, der das Wasser abdrehte. Ihr Herz schlug schneller. Sie nahm eine Position ein, die sie für sinnlich hielt, setzte sich mit leicht geöffneten Beinen hin, ein Fuß auf dem Polster, einer auf dem Boden.
Sie hörte nicht, wie die Badezimmertür aufging, sondern sah seine Reflexion in der Fensterscheibe. Erschrocken wandte sie den Kopf. Er saß auf dem Bettrand und schaute sie an. Sie hatte erwartet, dass er ohne Hemd oder wenigstens halb nackt erscheinen würde, doch er war vollständig angezogen, trug Jeans und ein weinrotes T-Shirt. Nun schlüpfte er in Turnschuhe, während er sie weiterhin aufmerksam anschaute.
»Können Sie gut bowlen?«, wollte er wissen.
Die Frage kam so unerwartet, dass Lia ein paar Sekunden brauchte, um sie zu begreifen und obendrein eine Antwort zu geben. »Ich war seit Jahren nicht beim Bowling«, gab sie zu.
»Haben Sie Lust drauf? Ich muss in einer Viertelstunde auf der Bowlingbahn sein.«
Also fürs Erste kein wilder Sex in seinem zerwühlten Bett.
In ihre Erleichterung mischte sich Wut.
»Okay«, antwortete sie, darauf bedacht, ihre gemischten Gefühle zu verbergen.
»Prima.« Das Lächeln, das er dabei aufsetzte, war absolut jungenhaft.
Er stand auf und auch sie erhob sich, ein bisschen verstimmt darüber, dass er lieber zum Bowling ging, als mit ihr in die Kiste zu springen. Sie wollte an ihm vorbeistreifen, doch da ergriff er ihren Arm und wirbelte sie herum. Zu ihrer Verblüffung landeten seine Lippen präzise wie eine Fernlenkwaffe genau auf ihrem Mund.
Dann küsste er sie mit derselben berauschenden Erfahrenheit wie schon einmal. Genau genommen handelte es sich wahrscheinlich eher um Naturtalent als um erlerntes Können, da nichts daran abgeklärt oder einstudiert wirkte. Der Kuss war heiß, begierig und völlig spontan.
Und sie konnte nicht genug davon bekommen.
Lia bekam weiche Knie. Sie sank gegen ihn, zwang ihn so, sie fester zu halten. Ihre Hüften berührten sich, und es gab keinen Zweifel mehr daran, dass er lieber mit ihr schlafen als zum Bowling gehen wollte.
Doch der Kuss endete so abrupt, wie er begonnen hatte. Mit einem Arm hielt er ihre Taille umfasst – sonst wäre sie sicher zusammengeklappt – und dirigierte sie zur Tür. »Ich will nicht zu spät kommen«, erklärte er schroff.
In dem Moment ahnte sie zum ersten Mal, dass es ihr nicht leichtfallen würde, sich Vinny aus dem Kopf zu schlagen.
»Sie sind zu spät!«, ließ sich über der irritierenden Geräuschkulisse aus Stimmgewirr, rollenden Bowlingkugeln und fallenden Kegeln eine Männerstimme vernehmen. »Sie haben die Aufwärmrunde verpasst. Welchen Teil von elfhundert haben Sie nicht verstanden, PO 2?«
Lia
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