SEAL Team 12: Bittere Vergangenheit (German Edition)

kaputtmachen wollte. »Ich gehe jetzt besser«, sagte er.
    »Das brauchen Sie nicht«, flüsterte sie sanft.
    »Rufen Sie mich an«, setzte er hinzu und ging damit über ihre Einladung hinweg. »Wenn etwas ist, wenn Sie mich brauchen, ich bin gleich nebenan.«
    »Ja, ich weiß«, sagte sie und blickte auf ihre Hände.
    Beim Aufstehen achtete er darauf, sie nicht noch einmal zu berühren. Durch ihre Verwundbarkeit fühlte er sich sehr zu ihr hingezogen. Er wollte ihr geben, was sie all die Jahre über vermisst hatte, nur dass sie seine Vorstellungen von Sex nicht teilte.
    »Nacht«, sagte er auf dem Weg zur Tür. »Träumen Sie süß.«
    Penny schloss die Tür und schob den Riegel vor. Sie zog ihr Nachthemd enger um sich, die plötzlich eintretende Leere in ihrem Innern ließ sie seufzen. Süße Träume hätte sie nur gehabt, wenn Joe geblieben wäre und …
    Was ?, fragte sie sich. Mit dir geschlafen hätte ? Dich die ganze Nacht wach gehalten hätte ?
    Ja! Nach fünf Jahren Zölibat hatte sie eine Nacht voller Hingabe verdient.
    Und was erwartest du danach ?, meldete sich ihre Vernunft.
    »Keine Ahnung«, lenkte sie ein. Sie hatte schon immer heiraten und eine Familie gründen wollen. Mit Joe liefe es bei ihren Wünschen doch nur auf Kummer hinaus. Aber vielleicht ließen sie sich ja unterdrücken.
    Selbst wenn er dich will , spottete ihre innere Stimme. Er hatte sich ziemlich schnell verdrückt.
    Penny schüttelte verwirrt den Kopf, wandte sich ab und stapfte die Treppe hinauf, um wieder einmal allein ins Bett zu gehen.
    Lia verließ mit selbstbewussten Schritten die Wavy Television Studios. Ich habe den Job! , staunte sie und unterdrückte den Drang, einen Freudentanz aufzuführen.
    Slidel und Holmes, ihr Geleitschutz von der Polizei, sahen sie in die Sonne tippeln. Sie riss sich zusammen und ging wie der Profi, der sie jetzt war, mit ihrer Aktentasche unter dem Arm zum Auto.
    Die Personalabteilung hatte sie am selben Tag, als ihr Lebenslauf dort eingegangen war, zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Der Sender suchte eine Reporterin – sprachbegabt, hartnäckig und mit einem Riecher für Nachrichten.
    »Ich bin Ihr Mädchen«, hatte sie dem Personalchef, einem ehemaligen Nachrichtensprecher, und seinem Assistenten erklärt. Dann hatte sie einfach die Beine übereinandergeschlagen und die Aufmerksamkeit der Männer auf ihre schlanken Waden in den cremefarbenen Strümpfen gelenkt – womit einmal mehr bewiesen worden war, dass es nicht darauf ankam, was man wusste, sondern wie man sich verkaufte.
    All die aufreibenden Jahre auf der Highschool zahlten sich in solchen Momenten aus. Die Männer hatten gar nicht bemerkt, dass ihr unter dem schwarzen Wollkostüm der kalte Schweiß ausgebrochen war.
    »Wir rufen Sie heute Nachmittag an und machen Ihnen ein offizielles Angebot«, versprach ihr Mr Grady. »Aber ich kann Ihnen jetzt schon versichern, dass Ihnen die Arbeit für diesen Sender sehr gefallen wird. Ich bin glücklich, schon seit zwanzig Jahren hier zu sein.« Er schüttelte ihr begeistert die Hand und sein Blick fiel auf die seidene Schleife, die unter dem Revers ihres Blazers hervorlugte.
    Sie war sich nicht sicher, ob sie wirklich für die Stelle geeignet war, aber was machte das schon? Hier würde sie ein anständiges Gehalt bekommen, einschließlich Sozialleistungen. Zukünftig könnte sie also nicht nur ihre Miete wieder bezahlen, sondern sich vielleicht sogar ein neues Auto leisten.
    Das Beste war jedoch, dass Vinny sie womöglich in den Nachrichten sehen würde.
    Sie stellte sich vor, wie er sich mit der Hand an die Stirn schlug. Oh Mann, die Frau hätte ich haben können ! Ja, das hätte er. Sie war in seinem Schlafzimmer mit dem Alkoven, der einen Ausblick über das Meer bot, gewesen und hatte gebetet, dass er ihr die Kleider vom Leib reißen würde. Stattdessen war er mit ihr zum Bowling gegangen.
    Schön, vielleicht hatte er sich ja am Riemen gerissen. Vielleicht gab er den verantwortungsbewussten Erwachsenen, von dem sie noch das eine oder andere lernen konnte. Damit war es nun allerdings vorbei. Ophelia Price nahm ihr Leben in die Hand.
    Und das sollte er am liebsten sofort mitkriegen.
    Verdammt, sie konnte es ihm augenblicklich unter die Nase reiben – ohne deshalb gleich ihr Leben mit ihm teilen zu müssen.
    Sie glitt ins Auto und griff sich Pennys Handy sowie die Haftnotiz mit Vinnys Kontaktdaten. Nachdem sie seine Nummer gewählt hatte, starrte sie in der Hoffnung, ihm eine Nachricht