SEAL Team 12: Bittere Vergangenheit (German Edition)
sie quasi unvorbereitet während ihrer Trainingszeit erwischen.«
»An der Wand?«
»Gehört zum Hindernisparcours.«
»Oh.« Seine tiefe, schläfrige Stimme klang so sinnlich. Am liebsten hätte sie ihn an anderen, ganz speziellen Stellen berührt. Letzte Nacht im Bett hatte sie sich genau das vorgestellt – wie sie Joes Körper mit ihren Lippen berührte und mit ihrer Zunge schmeckte. Dann war sie in Gedanken gleich zu dem Teil gesprungen, wo er sie herumdrehte und ihr dieselben Liebkosungen schenkte. Ihre Fantasie hatte so tiefe Sehnsüchte in ihr geweckt, dass sie ihre Bedürfnisse hatte befriedigen müssen. Und schließlich war sie zu einem heftigen Höhepunkt gekommen, bei dem sie eine Träne vergossen und seinen Namen geschrien hatte. »Oh Joe!«
Bei der Erinnerung daran wurden ihre Hände ganz warm und ihr Atem ging schneller. Sie hoffte nur, er würde es nicht mitbekommen.
»Hätten Sie vielleicht Lust, zu der Zeremonie zu kommen, die anlässlich des Kommandowechsels stattfinden wird?«, fragte er, ohne ihre Erregung zu bemerken.
»Gern, wann denn?« War das eine Verabredung? Lud er sie anstelle einer Ehefrau ein, die er nicht hatte?
»Diesen Freitag«, brummte er. »Bitte nicht aufhören.«
Seine sinnliche Bitte brachte ihren Puls zum Rasen.
»Das ist aber ein schneller Wechsel«, bemerkte sie.
»Hmm. Der ausscheidende Commander hat Krebs und ist momentan nicht einsatzfähig.«
Sie hielt inne. »Oh, wie schrecklich.«
»Er wird durchkommen«, sagte Joe voller Überzeugung. »Ich gebe Freitag auch noch eine Party. Kommen Sie doch vorbei, wenn Sie Zeit haben. Ich wollte Sie ja mit ein paar Freunden von mir bekannt machen.«
Er hätte ebenso gut ihre Hände von seinem Rücken wegschlagen können. Penny hörte sofort auf, ihn zu massieren. »Ich versuche zu kommen«, antwortete sie und beendete die Behandlung auf der Stelle. »Ihre Rückenmuskeln haben sich wieder erholt, Joe. Solange Sie Ihre Dehnübungen machen und nicht zu schwer heben, werden Sie keine Beschwerden mehr haben. Sollten Sie noch Krämpfe bekommen, dann legen Sie abwechselnd kalte und heiße Umschläge auf.«
Damit trat sie von ihrem Hocker herunter.
Joe lag reglos da. »Würden Sie mich weiterhin massieren, wenn ich Sie dafür bezahle?«, fragte er mit unverhohlenem Verlangen.
Penny verspürte einen Stich im Herzen. »Ich glaube nicht«, antwortete sie. Sein Angebot, sie zu bezahlen, kränkte sie.
Er hob den Kopf und sah sie an. »So habe ich das nicht gemeint«, sagte er sanft.
Sie holte tief Luft und kämpfte gegen den Impuls an, in Tränen auszubrechen. »Ich weiß.«
Jemand klopfte an und bewahrte sie damit vor einer emotionalen Achterbahnfahrt. »Ja?«, rief Penny.
Die Dame vom Empfang steckte den Kopf zur Tür herein. »Da ist ein dringender Anruf für Sie auf Leitung drei. Ein Officer Slidel«, teilte sie Penny mit.
Die Wände des kleinen Raums schienen sich langsam um sie zu drehen. »Ich gehe an den Apparat im Büro«, sagte Penny und lief aus dem Zimmer.
Sie hielt bestürzt den Telefonhörer umklammert, als Joe sich an ihre Bürotür schlich. »Stimmt etwas nicht?«, wollte er wissen.
Tränen stiegen ihr in die Augen. »Lia ist weg«, erklärte sie. »Sie war zuletzt in einer Boutique an der Atlantic Avenue.« Ungeschickt legte sie den Hörer auf.
Joe betrat das Büro in dem Tarnanzug, den er während der Arbeit getragen hatte. »Keine voreiligen Schlüsse, Pen«, beruhigte er sie, wobei er ihr zum ersten Mal diesen Spitznamen gab. »Hören Sie Ihre Mailbox ab. Vielleicht wollte sie nur mal ihren Wachhunden entkommen.«
»Sie haben recht«, stimmte sie ihm zu und war dankbar für seine Besonnenheit. Es sah Ophelia durchaus ähnlich, die Polizei abzuschütteln. Sie griff wieder nach dem Hörer, gab ihr Passwort ein und hörte ihre Mailbox ab. Die zweite Nachricht war von Ophelia. »Hey, Schwesterherz, ich bin’s. Hör zu, mach dir keine Sorgen, ja? Ich brauche bloß mal ’ne Auszeit von diesen Clowns, die gingen mir langsam auf den Wecker. Ich bin bei Vinny. Denk dran, dass er ein SEAL ist, du weißt, der kann auf mich aufpassen. Ach, übrigens, ich habe die Stelle. Wow, ist das nicht ein Grund zum Feiern? Bald hast du Ruhe vor mir.«
Penny ließ sich erleichtert auf den Stuhl fallen und legte auf. »Es geht ihr gut«, wandte sie sich an Joe, der vermutlich jedes Wort von Lias überschwänglicher Nachricht mitgehört hatte.
Er drückte ihre Schulter. »Hab ich doch gesagt. Lia ist zäher, als Sie meinen.
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