SEAL Team 12: Bittere Vergangenheit (German Edition)
besser«, gab er zurück.
»Kommen Sie ins Wohnzimmer«, forderte sie ihn auf. »Ich hab den Kamin angezündet.«
Er saß gern am offenen Feuer, vor allem unter dem Sternenhimmel in der Wüste. Also hockte er sich vor den Kamin und streckte die Finger der Wärme entgegen, verlor allerdings das Gleichgewicht und landete auf dem Hintern. Die Flammen hypnotisierten ihn, und so traten die Selbstzweifel, mit denen er sich seit dem Anruf der Einsatzleitung herumgeschlagen hatte, in den Hintergrund.
»Trinken Sie das«, sagte Penny, als sie mit zwei großen Tassen hereinkam. Sie gab ihm eine und ließ sich dann neben ihm nieder.
Der siedend heiße Tee duftete. Während Joe über seine Tasse pustete, nahm er Pennys Baumwollnachthemd und den blauen Veloursmorgenmantel genauer in Augenschein. »Sie wollten ins Bett gehen«, bemerkte er.
»Ich hätte sowieso nicht einschlafen können.«
Ihm fiel der angespannte Unterton in ihrer Stimme auf. »Wieso? Was ist los?«
»Eric ist tot.«
Joes Verstand setzte aus. »Tot? Woran ist er denn gestorben?«
»Ihm wurde in den Kopf geschossen. Es sollte wohl wie Selbstmord aussehen, aber sein Auto ist von der Straße abgedrängt worden, und am Tatort gab es noch andere Fußspuren.«
Joe sträubten sich die Nackenhaare. Also war er ermordet worden. »Die Terroristen, die das Rizin gekauft haben«, vermutete er.
»Wahrscheinlich«, stimmte sie ihm zu.
»Deshalb sind die Polizisten draußen postiert. Sie beschützen Sie.« Jesus . Er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. In ihrem Gesicht suchte er nach Anzeichen für die Angst, die sie bestimmt empfand.
Ihr unsicheres Lächeln war die Bestätigung. Am liebsten hätte er sie für ihre Tapferkeit in den Arm genommen.
»Und warum sind Sie mitten in der Nacht vor meiner Haustür aufgetaucht?«, erkundigte sie sich und reckte das Kinn.
Einen Moment lang konnte er sich nicht mehr an den Grund dafür erinnern. »Oh, ach ja, ich habe heute einen neuen Marschbefehl erhalten.«
Sie riss die Augen auf. »Wohin?«, keuchte sie.
»Der Ort liegt nicht weit weg von hier. Dam Neck Marinestützpunkt. Ich übernehme das Kommando über Team 12.«
Sie schien erleichtert aufzuatmen. Doch dann sah sie ihn an, als würde sie ihn durchschauen. »Und deshalb haben Sie heute Abend getrunken«, erkannte sie. »Warum? Passt Ihnen Ihr Marschbefehl nicht?«
Er musste den Blick abwenden und betrachtete das Kaminfeuer. »Das ist eine große Verantwortung«, sagte er ausweichend.
Sie wartete auf mehr. Ihr Schweigen hüllte ihn ein und ließ ihm Zeit, in Worte zu fassen, was er seit dem Anruf der Einsatzleitung am Nachmittag empfunden hatte.
»Ich habe daran gedacht, was passiert ist, als ich das Kommando über vier Männer hatte. Nun werde ich eine Truppe von vierzig Mann leiten. Ich … habe Angst, dass ich eine Entscheidung treffen könnte, durch die noch mehr Leute ums Leben kommen.« Seine Stimme zitterte.
»Oh Joe.« Augenblicklich war sie bei ihm, schlang einen Arm um ihn und legte kurz den Kopf an seine Schulter. »Sie werden es gut machen, mehr als gut. Sie sind der geborene Anführer, und das wissen Sie. Was in Afghanistan passiert ist, war nicht Ihre Schuld, aber es macht Sie zu einem noch besseren Kommandeur, Joe. Denn Sie werden ganz genau wissen, was Sie ihren Männern abverlangen.«
Er hatte gewusst, dass sie sein Selbstvertrauen stärken würde, ohne zu lügen oder ihm zu schmeicheln. Dankbar lächelte er und ihre Blicke trafen sich. Joe dachte nicht nach, sondern küsste sie einfach sanft auf die Lippen.
Als sie tief Luft holte, erkannte er, dass er einen Fehler gemacht hatte.
»Entschuldigung«, sagte er. Aber er meinte es nicht ernst, denn ihr Mund war warm und weich gewesen, genauso wie in seiner verschwommenen Erinnerung an den Abend, als er die Besinnung verloren hatte. Er musste sie einfach noch einmal küssen.
Sie leistete keinen Widerstand. Vielmehr öffnete sie bereitwillig die Lippen und stöhnte leise, als er seine Zunge über ihre gleiten ließ.
Aufs Neue begann sich alles um ihn herum zu drehen. »Wow.« Joe lachte und zog sich zurück. »Ich bin wohl immer noch betrunken«, fügte er als Entschuldigung für sein Benehmen hinzu und um seine Verwunderung darüber zu verbergen, dass sie so gut schmeckte.
Als er erkannte, wie verletzt sie war, drehte sich ihm der Magen um. Er hätte ihr gern gesagt, dass er Angst davor hatte, ihr wehzutun. Zwischen ihnen entwickelte sich gerade eine ganz besondere Freundschaft, die er nicht
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