SEAL Team 12: Gefährliche Suche (German Edition)
sie wünschte.
Angesichts der bevorstehenden Aufgabe ging Timothy schweren Herzens die Treppe zum Garten hinter der Kathedrale hoch. Er war bereits auf halbem Weg, als unter ihm die Tür aufging und er Miguel hinter sich die Stufen hinaufstürmen sah. Dem Kind stand das blanke Entsetzen ins Gesicht geschrieben.
»Ach, mein Junge!«, klagte Timothy frustriert, da Miguel ihm die dünnen Ärmchen um die Oberschenkel schlang und sich an ihn klammerte, als ginge es um das liebe Leben. »Du kannst jetzt nicht mitkommen«, erklärte er. Damit ließ er sich auf der obersten Stufe nieder, um mit dem stillen Kleinen zu reden. Da erst bemerkte er, dass Miguel am ganzen Leib zitterte.
Er zog ihn an sich, denn er wusste, dass sein Herzschlag das Kind trösten würde. Mit einem Seufzen strich er Miguel durch das weiche schwarze Haar. »Na ja, warum eigentlich nicht?«, fügte er hinzu, denn ihm war klar, dass der Junge lauthals schreien und schließlich die anderen aufwecken würde, wenn er ihn hier zurückließe.
Timothy erhob sich und nahm das Kind auf den Arm. Das Haus, in dem er Fatima untergebracht hatte, befand sich ganz in der Nähe. Allerdings herrschte ab Sonnenuntergang eine Ausgangssperre, und da es bereits seit Stunden dunkel war, durfte sich der Priester auf keinen Fall erwischen lassen.
Er entriegelte das Tor, spähte hinaus und wagte sich dann vorsichtig auf die verlassen daliegende Straße, wo er sich im Schatten der Häusermauern hielt. Die Wohngebäude lagen zum großen Teil verlassen da oder waren von den Populisten besetzt worden. In den furchtbaren Tagen nach ihrem Einmarsch hatten sie Anhänger der Gemäßigten niedergemetzelt und die Leichen als abschreckende Beispiele in den Straßen verwesen lassen.
Als Diener des Herrn legte Timothy sein Leben in Gottes Hände. Trotzdem war er so pragmatisch, sich leisen Schrittes über den rissigen Zement zu bewegen. Während er sich an den Betonsteinwänden und verputzten Mauern vorbeistahl, spitzte er die Ohren, um zu lauschen, ob neben dem Summen der Insekten und dem unablässigen Rauschen des Orinoko noch andere Geräusche zu hören waren. Miguel hatte ihm schläfrig den Kopf auf die Schulter gelegt.
Als er eine Gasse überquerte, hörte er Schüsse und beeilte sich daraufhin noch mehr. Er bog um die Ecke, hatte nun nur noch einen Block vor sich, doch da schoben sich zwei junge Männer aus einer Häusernische und stellten sich ihm in den Weg. »
Alto!
«, rief einer der beiden und richtete eine Pistole auf Timothys Brust. »Wo zum Teufel wollen Sie hin?«
Miguel erschrak und wachte auf.
»Zum Haus eines kranken Mädchens«, erklärte Timothy, tätschelte den Jungen und flüsterte ihm beschwichtigend ins Ohr.
Sein Akzent verriet ihn.
»Sie sind Nordamerikaner«, warf der zweite Mann ihm vor. »Zeigen Sie uns Ihren Pass.«
»Nein, ich bin Brite«, korrigierte Timothy ihn. Dann setzte er Miguel ab und schob ihn um Armeslänge von sich weg, während er nach seinem Ausweis tastete. »Wo hab ich ihn denn«, murmelte er, um Zeit zu schinden. Dabei spürte er, wie sein Herz schnell, aber gleichmäßig schlug.
Man hatte ihm im Priesterseminar beigebracht, die andere Wange hinzuhalten und passiv zu bleiben, wenn er in eine gefährliche Situation geraten sollte. Aber was würde aus Miguel werden, falls ihm selbst etwas zustieße?
Nur einer der beiden Männer trug eine Waffe.
Und lange bevor er zum Glauben gefunden hatte, war Timothy Söldner gewesen.
Er zog seinen Pass aus der Hosentasche, tat so, als wollte er ihn aushändigen, warf ihn dann jedoch weit von sich. Die Männer verfolgten die Flugbahn des Dokuments und wandten sich dabei ab. Im selben Moment trat Timothy nach der Pistole, die klappernd irgendwo in der Dunkelheit landete.
Als Reaktion darauf zeigten die beiden Kerle die Zähne und stürzten sich mit geballten Fäusten auf ihn, doch schon Sekunden später lagen sie stöhnend und verletzt auf dem Asphalt.
Timothy bückte sich nach seinem Pass. Während er das Dokument wieder einsteckte, hielt er Miguel, der mit dem Rücken an der Wand stand und fassungslos die beiden Soldaten anstarrte, die andere Hand hin.
»Komm, mein Junge«, drängte er. »Tut mir leid, dass du das mitansehen musstest.« Doch der Kleine schenkte ihm einen zufriedenen Blick, bevor er sich ihm in die Arme warf.
Timothy drückte das Kind an sich und rannte los. Was er an diesem Abend noch zu erledigen hatte, drohte schon ohne Vergeltungsmaßnahmen unangenehm genug zu werden.
Er
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