SEAL Team 12: Gefährliche Suche (German Edition)
Haus und warf lange Schatten auf den Hügel, als Jordan hinunter zum Hausboot ging. Sie entdeckte Solomon auf dem Vorderdeck, wo er sich über einen qualmenden Grill beugte. Sofort kamen ihr Zweifel, woraufhin sie den schweren Rollkoffer mit weniger Elan durch das dichte Gras zog. Dass sie selbst aus dieser Entfernung erkennen konnte, wie sich sein Schnurrbart hob, da er ein selbstzufriedenes Grinsen aufsetzte, machte die Sache keineswegs leichter.
»Du hast ganz schön lange gebraucht«, rief er, als sie den Pier betrat. Dann fiel sein Blick auf den riesigen Koffer, in den sie all ihre Habseligkeiten hineingestopft hatte. Ihre Untermieter würden morgen in ihre Wohnung ziehen.
Jordan fand es nicht nötig, darauf etwas zu erwidern. Stattdessen schleppte sie ihr Gepäck über die Planken und machte dabei so viel Lärm wie ein Güterzug, bis Solomon ihr an der Gangway entgegenkam, ihr den Koffer abnahm und ihn mühelos an Bord hob.
Silas stand grinsend in der Tür. »Hi, Jordan!«, rief er. »Bleibst du über Nacht?«
Jordan zog sich vor Unbehagen der Magen zusammen. Sie hatte keine Ahnung, ob sie tatsächlich auf dem Wasser
schlafen
können würde. »Ja, genau.«
Solomon trug ihren Koffer die Treppe hinunter, offenbar wollte er seinen Teil der Vereinbarung einhalten und sie zu nichts drängen. Als er zurückkam, warf er ihr einen unschuldigen Blick zu und fragte: »Hast du Hunger?«
Sie hätte einen Bären verschlingen können. »Ja.«
»Gut.« Er ging, um die Burger vom Grill zu nehmen.
Kurz darauf saßen sie zu dritt in der gemütlichen Essecke und stopften sich voll.
Jordan war die ganze Zeit über hellwach und misstrauisch, welche Absichten Solomon wirklich verfolgte, was sie dementsprechend nervös machte. An dieses Arrangement würden sie sich eindeutig alle erst noch gewöhnen müssen.
»Ich spüle ab«, bot sie sich an, als Solomon sagte, dass er Silas ein Bad einlassen müsse.
»Nicht nötig«, entgegnete er. »Du bist der Gast.«
»Nein«, verbesserte sie ihn. »Bin ich nicht.«
»Was denn dann?«, fragte er sie mit diesem Blick, der sie auf die Palme brachte.
Gab es auf diese Frage eine richtige und eine falsche Antwort? »Ich … Ich bin eine Angestellte«, antwortete sie, eine Falle witternd. »Und ich verdiene mir meinen Lebensunterhalt, indem ich den Abwasch übernehme.«
»Aha«, sagte er mit glänzenden Augen. »Willst du dir deine Unterkunft auch noch auf andere Weise verdienen?«, erkundigte er sich mit unschuldigem Tonfall.
»Schluss damit, Solomon«, ermahnte sie ihn, wobei sie unbehaglich zu Silas schaute.
Solomon stand glucksend auf und zerzauste seinem Sohn die Haare. »Dann komm mal mit, Kaulquappe, es ist Zeit für die Wanne.«
Sobald Silas gebadet war und in einem aufgetragenen Schlafanzug steckte, fragte Solomon Jordan mit seinem typisch höflichen Lächeln und einem Blitzen in den Augen: »Möchtest du jetzt sehen, wo du schlafen wirst?«
Sie folgte den beiden »Männern« die Stufen zu den Schlafkabinen im Bootsrumpf hinunter. Silas hatte sich bereits eine Koje ausgesucht. Jordan entschied sich für den unteren Schlafplatz ihm gegenüber. Nachdem sie ordentlich zusammengelegte Bettwäsche aus dem Schrank geholt und ihre Betten bezogen hatten, kletterte Silas in seine Koje und Solomon schlug eine eselsohrige Ausgabe der
Schatzinsel
auf. Offenbar war das Teil ihres allabendlichen Rituals. Mit einer Schulter an Silas’ Koje gelehnt begann er vorzulesen.
Jordan zog die Schuhe aus und quetschte sich rasch in ihre Koje, um zuzuhören. Solomons rauer Bariton, seine Intonation und die kuriose Aussprache nahmen sie gefangen. Während er völlig in der Geschichte aufging – die er als Kind angeblich Dutzende Male gelesen hatte –, wurde sein Dialekt immer deutlicher.
Sie stellte sich vor, wie er damals wohl ausgesehen hatte – vermutlich wie Silas, allerdings nicht so niedlich. Wo waren seine Eltern?, fragte sie sich. Hatte er noch Familie in Neuengland? Und wie war aus ihm ein so kluger und auch noch starker Mann geworden?
Als ihr klar wurde, wie neugierig sie war, beschloss sie, nicht weiter über ihn nachzudenken, und wälzte sich aus ihrer Koje. Solomon näher kennenzulernen, würde zweifellos zu Herzschmerz führen.
Sie nahm ihren Schlafanzug aus dem Koffer und schlich sich unter Solomons wachsamem Blick weg. »Gute Nacht, Silas, ich gehe duschen und leg mich dann nachher wieder hier zu dir«, unterbrach sie das Vorlesen.
»Gut.«
Sie huschte die Treppe hinauf und
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