SEAL Team 12: Geheime Lügen (German Edition)
zu ihm .«
»Nein « , versicherte sie Kendal. »Chief McCaffrey nimmt uns bis nach Oklahoma mit « , erklärte sie dann. »Und von dort aus fahren wir weiter nach Texas .«
»Warum? Was gibt’s in Texas ?«
Es war an der Zeit, ihn in ihr Geheimnis einzuweihen. »Meine leibliche Mutter lebt in Texas. Ich wurde adoptiert, Kendal, davon weiß dein Vater nichts .«
Dem Jungen fiel die Kinnlade herunter und er betrachtete sie, als hätte er sie noch nie zuvor gesehen. »Cool « , meinte er dann. In seinen Augen lag ein Funken Hoffnung.
»Deshalb wird es auch klappen « , meinte sie bestimmt. »Wir fangen ganz von vorn an, mit neuen Namen und allem .«
»Aber was ist mit meinen Sachen ?« , fragte er mit spät einsetzendem Bedauern. »Mit meiner Playstation, meinem Computer … ?«
»Ich kaufe dir alles neu « , versprach Sara. »Sobald wir eine Wohnung haben und ich wieder arbeiten gehe. Es wird nicht leicht werden, Liebling « , räumte sie ein, »aber besser, denn wir können dann alles selbst bestimmen. Wir werden machen, was wir wollen, ohne uns andauernd den Kopf darüber zu zerbrechen, ob wir deinen Vater damit verärgern .«
Kendal sah sie durchdringend an. »Du wärst geblieben, oder? Ich meine, wenn Dad Mr Whiskers nicht totgemacht hätte, stimmt’s ?«
»Ich konnte nicht mit ansehen, wie sehr er dir wehgetan hat « , gab sie zu.
»Aber dir hat er doch dauernd wehgetan .«
Also war ihm nichts davon entgangen, obwohl sie alles dafür getan hatte, ihn zu beschützen. Um ihren getroffenen Gesichtsausdruck zu verbergen, drückte sie ihrem Sohn schnell einen Kuss auf die Wange, ließ ihn stehen und verschwand im Bad.
Als sie zurückkam, hatte Kendal den Fernseher eingeschaltet. Im nächsten Augenblick klopfte Chase an die Tür, und sie machte ihm auf.
»Auf der anderen Straßenseite gibt’s einen Super Kmart « , verkündete er und ließ Jesse von der Leine. »Ich laufe mal kurz rüber und besorge alles, was wir brauchen .«
Sara griff nach ihrem Rucksack und nahm zwei Zwanzig-Dollar-Scheine heraus. »Hier « , sagte sie und hielt ihm das Geld hin. »Ich brauche eine Schere und Haarfarbe .« Sie wollte einen Blondton. »Sollen wir nicht besser mitkommen ?«
Er nahm das Geld und steckte es in die Hosentasche. »Vorläufig nicht. Bleiben Sie vom Fenster weg und schließen Sie die Tür hinter mir ab« , instruierte er sie. »Oh, und Kendal ?«
Der Junge sah ihn argwöhnisch an.
»Würdest du dem Hund etwas zu fressen geben? Sein Futter und sein Napf sind in der Plastiktüte da. Aber vergiss nicht, ihm Wasser hinzustellen, ja ?«
»Gut « , antwortete Kendal und glitt vom Bett.
Chase zwinkerte Sara zu und schloss die Tür hinter sich.
Durch das Zwinkern in ihrem Verdacht bestätigt, dass es sehr wohl seine Absicht gewesen war, dieses Zimmer zu buchen, verriegelte Sara die Tür doppelt. »Ich weiß, es ist schwer zu glauben « , sagte sie dann ebenso sehr zu sich selbst wie zu ihrem Sohn, »aber er hat uns schon vor vier Jahren geholfen, damals in Kalifornien, vor der Bibliothek, als unser Auto nicht anspringen wollte. Weißt du noch ?«
Kendal war damals erst sechs Jahre alt gewesen. »Nein « , erwiderte er, während er Jesses Blechnapf mit Trockenfutter füllte.
Sara ließ sich auf den Bettrand plumpsen und sah zu, wie ihr Sohn den Wassernapf ins Bad trug. Es war nicht zu übersehen, dass Kendal dem Fremden, der ihnen half, nicht über den Weg traute. Sie konnte es ihm nicht einmal verdenken. Chase war seit seinem Auftauchen im Park still und abweisend zu ihnen, ganz und gar nicht wie der lockere, aufmerksame Kavalier, als der er sich ihr früher präsentiert hatte.
Vertrau mir, Kendal, von jetzt an wird dir niemand mehr wehtun , sagte sie zu sich und beobachtete, wie er dem Hund Wasser gab und den breiten Schädel des Tiers tätschelte.
Eine Stunde später fragte sie sich, ob sie ihn nicht bereits getäuscht hatte. Abgesehen von Sandwiches, die sie heißhungrig verschlangen, hatte Chase ein luxuriöses Haarschneideset samt Elektrorasierer gekauft.
»Die Haare des Jungen müssen ab« , hatte er zu Sara gesagt.
Sie war so scharf darauf gewesen, mit dem Färben anzufangen, dass sie seinem Angebot, Kendals Haarschnitt zu übernehmen, sofort zugestimmt hatte. Zu ihrer Beruhigung stand jetzt die Badezimmertür einen Spaltbreit offen, während sie vor der Kommode stand und vor dem Zimmerspiegel die Koloration auftrug.
Als sie eine Viertelstunde später ins Bad kam, waren die Haare ihres Sohnes
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