SEAL Team 12: Geheime Lügen (German Edition)

bedeutete Chase, sich noch einmal zu ihr hinunterzubeugen, damit sie ihm etwas ins Ohr flüstern konnte.
    »Ja .« Er nickte. »Bald. Wie geht’s mit der Reha voran ?«
    »Ich kann schon wieder mit den Fingern wackeln « , antwortete sie und führte es ihm vor.
    »Gutes Mädchen « , sagte Chase.
    Sara beobachtete die beiden, das Herz schlug ihr bis zum Hals.
    Doris zog der Kleinen Schuhe an.
    »Schläft sie nachts gut ?« , erkundigte sich Chase bei der alten Dame.
    »Oh, alles beim Alten « , antwortete Doris müde.
    Sara konnte bloß vermuten, dass Melody unter Albträumen litt.
    Chase widmete sich wieder der kleinen Patientin. »Alles klar ?«
    Melody nickte. Sara hatte schon immer gewusst, dass Chase Kinder mochte. Doch als sie nun sah, wie er ein kleines Mädchen auf den Arm nahm, das dem Aussehen nach leicht ihr eigenes Kind hätte sein können, schmolz sie regelrecht dahin.
    Chase forderte sie auf, ihnen zu folgen, und Doris führte sie abermals durch den Flur und zur Hintertür hinaus. »Viel Spaß « , rief die alte Dame, blieb vor der Tür stehen und sah mit einem bittersüßen Lächeln zu, wie die drei den zugewucherten Hinterhof betraten.
    Chase setzte Melody ab, woraufhin das Mädchen sofort zu der Autoreifenschaukel schlenderte und sich erwartungsvoll hineinsetzte.
    Sara musste sie die ganze Zeit über anschauen.
    »Was denkst du ?« , wollte Chase wissen.
    »Ich bin sprachlos « , gab Sara zurück. Sie hatte ja keine Ahnung gehabt, dass Chase so ein Wohltäter war und eine besondere Beziehung zu diesem Kind aufgebaut hatte.
    »Dann geh und schubs sie an« , forderte er sie auf. »Aber nicht zu fest .«
    Die nächste halbe Stunde spielte Sara mit Melody. Zuerst waren sie auf der Schaukel, dann an dem schmiedeeisernen Tisch, an dem sie so taten, als würden sie mit Chase Tee trinken. Sara genoss die Zeit mit dem Mädchen.
    »Meine Mama hat mit mir auch immer Teetrinken gespielt « , erinnerte sich Melody mit traurigem Blick.
    »Ja ?« , fragte Sara freundlich.
    »Ja, Sie sah Ihnen sehr ähnlich .«
    Sara spürte einen Stich im Herzen.
    »Könnten Sie sich vorstellen, meine Mama zu sein ?« , fragte Melody mit sehr ernstem Tonfall.
    Sara sah zu Chase herüber und erwartete, er würde Melody behutsam beibringen, dass dies nicht möglich sei.
    Doch stattdessen lächelte er nur und schaute sie aufmerksam an.
    »Er hat einen Ring für Sie « , verriet das Mädchen. »Wollen Sie ihn sehen ?«
    Das Blut wich aus Saras Gesicht.
    »Na los, zeig ihn ihr « , drängte Melody, und ihr trauriger Gesichtsausdruck wich einem Lächeln.
    Chase griff in seine Jeanstasche und brachte ein Samtsäckchen zum Vorschein.
    Sara fiel fast von ihrem schmiedeeisernen Stuhl, als er den schönsten Diamantring herausnahm, den sie je zuvor gesehen hatte. »Ich dachte mir, du könntest unmöglich Nein sagen, wenn sie dich fragen würde « , gestand er mit einem schiefen Grinsen.
    Als hätte sie jemals Nein gesagt.
    »Du hast mit Garret viel durchgemacht « , fügte Chase ernsthafter hinzu. »Ich hoffe, das hält dich nicht davon ab, es noch einmal mit der Ehe zu versuchen .«
    »Ihr müsst verheiratet sein, wenn ihr mich mitnehmen wollt « , erklärte Melody.
    Sara wurde ganz schwindelig. Und trotz allem kam es ihr, schließlich war sie selbst adoptiert worden, ganz natürlich vor, dieses kleine Mädchen bei sich aufzunehmen.
    »Ihre Großmutter braucht Unterstützung « , erläuterte Chase. »Meinst du, du kommst damit klar ?«
    Sara wollte, dass sie jemand kniff. Nicht einmal in ihren kühnsten Träumen hätte sie sich vorstellen können, dass Chase ihr einen solchen Antrag machen würde, vor allem nicht mit dieser speziellen Zugabe. Vollkommen überwältigt schüttelte sie den Kopf.
    »Kendal war schon einmal mit mir hier « , fügte er hinzu. Ihr beharrliches Schweigen schien ihm mehr und mehr zuzusetzen. »Er hat letzte Woche mit Melody gespielt. Sie haben sich wunderbar verstanden .«
    So, wie sie Kendal kannte, hatte er die Kleine auf der Stelle in sein Herz geschlossen.
    Sara bekam feuchte Augen. »Oh, Chase « , brach es endlich aus ihr heraus, »da musst du doch nicht fragen. Ich gehöre dir, seit du mich damals gerettet hast. Du hast mir ein ganz neues Leben geschenkt « , ergänzte sie mit bebender Stimme. Dann schaute sie zu Melody herüber, die sich über ihre Antwort sehr zu freuen schien. »Da ist es doch das Mindeste, auch Melody ein neues Leben zu schenken .«
    »Ich liebe dich, Sara « , sagte Chase, dessen Stimme