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Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug

Titel: Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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war versucht, den Kopf der Toten zu drehen, um sich die Wunde selbst anzusehen, widerstand aber diesem Verlangen. Es wäre despektierlich gewesen. Und wenn der Pathologe die Tatwaffe schon nicht bestimmen konnte, dann konnte Michelle es erst recht nicht.
    Sie stellte sich die letzten Augenblicke im Leben ihrer Mutter vor. Hatte sie ihren Mörder gesehen? Hatte sie ihn gekannt? Hatte sie gewusst, warum sie ermordet worden war? Hatte sie Schmerzen gelitten?
    Und die letzte, furchtbarste Frage:
    Hat Dad sie ermordet?
    Michelle nahm die Hand ihrer Mutter und streichelte sie. Sie sagte Dinge zu der toten Frau, die sie nie über die Lippen gebracht hatte, als sie noch am Leben gewesen war. Michelle fühlte sich leerer denn je, und in letzter Zeit waren ihre Depressionen schon schlimm genug gewesen.
    Fünf Minuten später war sie wieder an der frischen Luft und atmete tief durch. Die Nachhausefahrt ging in Erinnerungen an ihre Mutter unter. Als Michelle schließlich in der Einfahrt ihres Hauses parkte, blieb sie noch eine Zeitlang im Auto sitzen und rang um Fassung.
    Ihr Vater hatte Abendessen gemacht. Michelle setzte sich zu ihm. Ihre Brüder waren gemeinsam ausgegangen - vermutlich so ein Männerding, nahm Michelle an - und gaben ihrer kleinen Schwester auf diese Weise ein wenig Zeit allein mit ihrem alten Herrn.
    »Die Suppe schmeckt gut«, bemerkte Michelle.
    Frank löffelte sich ein wenig Hühnerbrühe in den Mund. »Die habe ich selbst gemacht. Im Laufe der Jahre habe ich immer häufiger gekocht.« Dann fügte er ein wenig verbittert hinzu: »Aber das kannst du ja nicht wissen. Du warst ja nicht hier.«
    Michelle lehnte sich zurück, brach sich ein Stück Brot ab und kaute darauf, während sie sich fragte, was sie erwidern sollte. In gewisser Weise konnte sie nichts darauf erwidern: Sie war nicht hier gewesen. Auf der anderen Seite fragte sie sich, warum Dad ihr ausgerechnet jetzt Schuldgefühle bereiten wollte.
    »Hatte Mom auch genug Beschäftigung?«
    »Sie hatte ihre Freundinnen. Deine Mutter war schon immer sozialer als ich. Ich nehme an, das lag am Job. Ich musste stets eine gewisse Distanz wahren. Sie hatte nie dieses Problem.«
    Und sie war nicht so verbittert.
    »Man weiß nie, ob ein Kumpel nicht plötzlich gegen das Gesetz verstößt.« Kaum hatte Michelle ausgesprochen, wünschte sie sich, diese Worte nie gesagt zu haben.
    Frank ließ sich Zeit, bevor er erwiderte: »Ja, so was in der Art.«
    »Gab es da jemand Besonderen? Freunde, meine ich.«
    »Freund innen. Rhonda, Nancy, Emily, Donna.«
    »Was haben sie denn so gemacht?«
    »Karten spielen, Shoppen, Golf, Essen gehen, ein Schwätzchen halten ... was Rentnerinnen eben so machen.«
    »Und du hast dich ihnen nie angeschlossen?«
    »Manchmal. Aber es war nun mal eine Frauenrunde.«
    »Zu wem wollte Mom an jenem Abend?«
    Wieder ließ Frank sich länger Zeit, bevor er antwortete. Wäre Michelle eine Spielerin gewesen, sie hätte darauf gewettet, dass ihr Vater ihr eine Lüge auftischte.
    »Zu Donna ... glaube ich. Sie hat irgendwas von Abendessen gesagt. Sicher bin ich mir aber nicht. Das war so im Vorbeigehen.«
    »Wie heißt Donna mit Nachnamen?« Diesmal zögerte Frank nicht. »Warum?«
    »Warum was?«
    »Warum willst du Donnas Nachnamen wissen?«
    »Jemand hat sie angerufen und ihr gesagt, Mom habe es nicht geschafft, weil sie tot ist.«
    »Nicht in diesem Ton, Kleine!«
    »Ich bin seit zwanzig Jahren keine Kleine mehr, Dad.«
    Frank legte den Löffel weg. »Ich habe sie angerufen, okay? So groß ist die Stadt auch nicht. Sie hatte es bereits gehört.«
    »Dann wollte Mom also wirklich zu Donna?«
    Einen Augenblick lang schaute Frank seine Tochter verwirrt an. »Was? Ja ... Ja, ich glaub schon.«
    Michelle spürte einen schrecklichen Schmerz in der Brust. Sie stand auf, murmelte irgendeine dumme Entschuldigung und verließ das Haus. Draußen rief sie den einzigen Menschen an, dem sie je wirklich vertraut hatte.
    Sean King war gerade eben in Washington gelandet.
    »Ich brauche dich«, sagte Michelle, nachdem sie Sean informiert hatte, was passiert war.
    Sean suchte sich einen Flug nach Nashville.

32.
    D u hättest dich umbringen können«, sagte Quarry wütend, als er Willa gegenüber in ihrer »Zelle« saß.
    »Ich bin hier gefangen, und Gefangene haben die Pflicht zu fliehen«, erwiderte das Mädchen. »Das ist ihr Job. Das weiß doch jeder.«
    Quarry trommelte mit seinen langen, dicken Fingern auf der Tischplatte. Er hatte Willas Dietriche

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