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Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug

Titel: Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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hochgekrempelt hatte, um beim Spülen zu helfen, hatte Gabriel Brandwunden an seinen Unterarmen gesehen, und auch das bereitete ihm Kopfzerbrechen.
    Und er hatte Daryl und Carlos nachts in der Waffenkammer reden hören, als sie ihre Gewehre geputzt hatten. Doch nichts davon hatte irgendeinen Sinn ergeben. Einmal hatten sie über Kurt gesprochen. Als Gabriel erschienen war, waren sie sofort verstummt und hatten ihm anschließend gezeigt, wie man eine Pistole in weniger als fünfzig Sekunden auseinandernahm und wieder zusammenbaute. Und warum fuhren sie jeden Tag zur Mine hinauf? Und warum war Carlos - und manchmal auch Daryl - öfter über Nacht dort geblieben? Ging da oben irgendetwas vor? Falls ja, ging es zumindest nicht um Diamanten, dachte Gabriel.
    Und mehr als einmal war er nachts aufgestanden und hatte Mr. Sam mit einem dicken Schlüsselbund in den Keller gehen sehen. Einmal war Gabriel ihm gefolgt, und sein Herz hatte so heftig geschlagen, dass er sicher gewesen war, Mr. Sam musste es hören. Er hatte beobachtet, wie Mr. Sam eine Tür am Ende eines langen, stinkenden Gangs geöffnet hatte. Seine Ma hatte Gabriel mal gesagt, da unten hätten die Quarrys einst Sklaven festgehalten, die sich schlecht benommen hatten. Er hatte ihr nicht geglaubt und Mr. Sam danach gefragt. Aber Mr. Sam hatte die Aussage seine Mutter bestätigt.
    »Ihre Familie hatte Sklaven, Mr. Sam?«, hatte Gabriel ihn gefragt, als sie über das Feld gegangen waren.
    »Ja. Wie die meisten Leute in der Gegend hier«, hatte Mr. Sam geantwortet. »Atlee war damals eine Baumwollplantage. Dafür brauchte man viele Arbeiter, sehr viele.«
    »Aber warum hat man die nicht einfach bezahlt?«
    »Ich nehme an, das hatte was mit Gier zu tun. Wenn man seine Arbeiter nicht bezahlt, verdient man mehr Geld. Außerdem haben damals viele Leute geglaubt, eine Rasse sei besser als die andere.«
    Gabriel hatte die Hände in die Hosentasche gesteckt und gesagt: »Das ist ja mal mies.«
    »Viel zu viele Menschen denken auch heute noch, sie könnten sich alles erlauben, jedem wehtun und damit durchkommen.«
    Aber das erklärte noch nicht, warum Mr. Sam in den stinkenden Sklavenkeller gegangen war. Auf Atlee gingen wirklich seltsame Dinge vor sich. Aber es war Gabriels Zuhause. Er und seine Ma hatten kein anderes; also ging ihn das nichts an. Er würde einfach seiner eigenen Wege gehen. Aber neugierig war er schon. Wirklich neugierig. Das war nun mal seine Art.

45.
    Q uarry hielt mit dem Pick-up vor Freds Trailer und drückte auf die Hupe. Fred kam heraus, in der einen Hand eine Zigarette, in der anderen eine Papiertüte. Er trug einen alten, fleckigen Strohhut, eine Cordjacke, ausgeblichene Jeans und verwitterte Lederstiefel. Sein weißes Haar, das sauber wirkte, fiel ihm auf die Schultern.
    Quarry lehnte sich aus dem Fenster. »Hast du auch nicht vergessen, die Papiere mitzubringen?«
    Fred stieg in den Truck, holte seine Börse heraus, die eigentlich nur aus zwei mit Gummis verbundenen Lederlappen bestand, und zog seinen Ausweis hervor. »So behält der weiße Mann uns echte Amerikaner im Auge.«
    Quarry grinste. »Ich habe Neuigkeiten für dich, Cowboy: Der gute alte Onkel Sam überwacht nicht nur Leute wie dich. Er beobachtet uns alle. Echte Amerikaner wie dich und Leute wie mich, die hier nur ein Stück Land gemietet haben.«
    Fred holte eine Flasche Bier aus der Papiertüte.
    »Verdammt, kannst du nicht wenigstens warten, bis wir fertig sind, bevor du dir das in den Hals kippst?«, fragte Quarry. »Ich möchte nicht wissen, wie deine Leber aussieht.«
    »Meine Mutter ist achtundneunzig geworden«, erwiderte Fred, trank einen kräftigen Schluck und ließ die Flasche wieder in der Tüte verschwinden.
    »Ja? Nun, ich kann dir garantieren, dass dir das nicht passiert. Und du hast keine Krankenversicherung. Ich übrigens auch nicht. Es heißt zwar, ein Krankenhaus müsse jeden behandeln, nur wann sie das müssen, sagen sie nicht. Ich war schon mehr als einmal im Hospital und habe mit Fieber und so schlimmen Schmerzen im Wartesaal gelegen, dass ich geglaubt habe, ich müsste abkratzen. Erst nach zwei Tagen ist irgendein Bengel im weißen Kittel vorbeigekommen und hat gesagt, ich soll die Zunge rausstrecken, während mir die Eingeweide schon am Arsch raushingen. Ich hab das zwar überlebt, aber ein paar Medikamente wären verdammt nett gewesen.«
    »Ich gehe nie ins Krankenhaus«, erklärte Fred auf Indianisch, und eine wahre Flut in seiner eigenen Sprache ergoss sich

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