Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug
besprochen.«
»Was für Dinge, Mr. Sam?« Gabriel schaute zu seiner Mutter und sah, dass ihr Tränen über die Wangen rannen. »Ist alles in Ordnung?«, fragte er besorgt.
»Komm her, du«, sagte seine Mutter und winkte ihn zu sich. Gabriel lief zu ihr, und sie nahm ihn in die Arme. Quarry tätschelte dem Jungen den Kopf, faltete sein Testament wieder zusammen, steckte es in die Tasche und verließ das Zimmer.
Er musste noch einen Brief schreiben.
Und er musste Tippi besuchen.
Und dann würde er zur Mine fahren.
Jetzt ging es auf das Ende zu.
46.
Z um zweiten Mal in zwei Tagen hörten Sean und Michelle einen Prediger über die geliebten Verstorbenen reden. Es war ein verregneter, stürmischer Nachmittag, und schwarze Schirme schützten die Trauergäste vor den Elementen, als Pam Dutton fünf Meilen von ihrem Sterbeort entfernt zur Ruhe gebettet wurde. Die Kinder standen mit ihrem Vater in der ersten Reihe unter einem Baldachin. Tucks Kopf war verbunden; er sah aus, als hätte er ein paar Cocktails zu viel gehabt und sich auch noch eine Hand voll Pillen eingeworfen. Seine Schwester, die First Lady, saß neben ihm und hatte ihm schützend den Arm um die Schultern gelegt. Colleen Dutton hockte auf Janes Schoß. John drückte sich an seinen Vater. Neben Jane saß ihr Mann. Ganz in Schwarz gekleidet, schaute er mit präsidialem Ernst drein.
Eine Wand aus Secret-Service-Beamten umringte die Grabstelle. Die umliegenden Straßen waren geräumt und abgeriegelt worden, und jeden Kanaldeckel, über den die Präsidentenkolonne gefahren war, hatte man zugeschweißt. Der Friedhof war für alle geschlossen, abgesehen von der trauernden Familie und den eingeladenen Gästen. Ein ganzes Heer von Journalisten und Fernsehteams wartete vor den Toren in der Hoffnung, einen Blick auf den Präsidenten und die trauernde First Lady zu erhaschen, wenn diese den Friedhof verließen.
Michelle stieß Sean mit dem Ellbogen an und nickte nach links. Agent Waters vom FBI war ebenfalls hier; sein Blick war fest auf Sean und Michelle gerichtet.
»Er sieht nicht allzu glücklich aus«, bemerkte Michelle.
»Ich wette, er war in seinem ganzen Leben noch nicht glücklich«, erwiderte Sean.
Sie hatten am frühen Morgen einen Flug aus Tennessee genommen. Während des Fluges hatten sie darüber gesprochen, was am Abend zuvor geschehen war.
Als sie zu Frank Maxwells Haus zurückgekehrt waren, war der Mann selbst noch nicht wieder da. Michelle hatte versucht, ihn auf dem Handy anzurufen, aber niemand hatte sich gemeldet. Sie wollten gerade die Cops rufen, als er durch die Garagentür kam.
»Dad?«
Er drängte sich an Michelle vorbei, ging in sein Schlafzimmer und schloss die Tür. Als Michelle versuchte, ihm zu folgen, hatte er bereits hinter sich abgeschlossen.
»Dad!«, rief sie durch die Tür. »Dad!« Sie hämmerte auf das Holz, bis eine Hand sie packte. Es war Sean.
»Lass ihn erst einmal in Ruhe.«
»Aber ...«
»Hier geht irgendetwas vor, das wir nicht verstehen. Wir sollten ihn jetzt nicht drängen.«
Sean schlief auf der Couch, Michelle in einem der freien Schlafzimmer. Ihre Brüder logierten bei Bobby, nicht weit entfernt.
Als sie am nächsten Morgen aufwachten, um rechtzeitig zum Flughafen zu kommen, war Frank Maxwell bereits verschwunden. Diesmal versuchte Michelle es erst gar nicht auf seinem Handy.
»Er geht sowieso nicht dran«, sagte sie bei einer Tasse Kaffee am Flughafen.
»Was hat er in dem alten Haus getan?«, fragte Sean.
»Vielleicht war er aus dem gleichen Grund da wie ich.«
»Und was bedeutet das?«
»Dass ich es nicht genau weiß«, antwortete Michelle kläglich.
»Möchtest du lieber hierbleiben? Ich kann auch alleine zur Beerdigung.«
»Nein, ich glaube nicht, dass ich hier im Augenblick noch irgendwas erreichen kann. Und eine weitere Beerdigung kann nicht annähernd so deprimierend sein wie hierzubleiben und zuzuschauen, wie meine Familie weiter auseinanderfällt.«
Nun war die Bestattung von Pam Dutton vorbei, und die Trauergäste gingen auseinander. Sean fiel allerdings auf, dass viele von ihnen darauf bedacht waren, dem Präsidenten die Hand zu schütteln, und man musste ihm zugutehalten, dass er ihnen entgegenkam, so gut es ging.
»Er kann es sich ja auch nicht leisten, potenzielle Wähler zu verärgern«, bemerkte Michelle spitz.
Jane verließ den Friedhof mit ihrem Bruder und den Kindern. Mehrere Agenten flankierten sie, aber die meisten blieben beim Präsidenten. Als Sean diese Szene
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