Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug
ist irgendwie seltsam, dass jemand Willa entführt.«
Dan drückte sie fester an sich. »Jane, du bist wirklich sehr klug; deshalb hast du sicher auch schon darüber nachgedacht. Dass sie Willa entführt haben, könnte etwas mit uns zu tun haben. Sie missbrauchen das kleine Mädchen, um uns wehzutun ... vielleicht sogar dem ganzen Land.«
Jane packte Dans Arm. »Und wenn sie irgendwas verlangen? Als eine Art Lösegeld?«
Dan Cox ließ seine Frau los, stand auf und ging vor ihr auf und ab. Er war noch immer ein sehr attraktiver Mann. Jane bewunderte seine breiten Schultern, das makellose Haar, das kantige Kinn, die hohen Wangenknochen und das Funkeln in den Augen. Körperlich gesehen war er eine Mischung aus JFK und Ronald Reagan mit einer Prise Theodore Roosevelt.
Als Jane ihn an einem schönen Herbsttag zum ersten Mal auf dem Campus ihrer Uni gesehen hatte, hatte sie sich auf den ersten Blick in ihn verliebt. Er hatte kurz vor dem Bachelor gestanden, und sie hatte gerade erst mit dem Studium angefangen. Nun schien dieser Tag eine Million Jahre zurückzuliegen, und in vieler Hinsicht war das auch so. Dieses Leben lag lange zurück. Tatsächlich konnte Jane sich an diesen Teil ihrer Geschichte kaum noch erinnern, so viel war in der Zwischenzeit geschehen.
»Das hängt davon ab, was genau sie verlangen, Jane«, sagte Dan. »Die Abschusscodes unserer Nuklearwaffen? Das geht nicht. Das Original der Unabhängigkeitserklärung? Das geht genauso wenig. Tatsächlich darf der Präsident der Vereinigten Staaten sich überhaupt nicht erpressen lassen. Würde ich auch nur einmal nachgeben, wäre das ein verhängnisvoller Präzedenzfall für zukünftige Regierungen. Es würde das Amt nachhaltig beschädigen.«
»Willst du damit sagen, wir werden Willa nie wiedersehen?«
Dan setzte sich wieder neben sie und legte ihr die Hand aufs Knie. »Ich will damit sagen, dass wir alles Menschenmögliche tun werden, um das Mädchen heil und gesund zurückzuholen. Wir müssen positiv denken. Schließlich haben wir die gesamte Macht der Vereinigten Staaten zur Verfügung. Das sollte man nicht unterschätzen.«
»Gehst du morgen zur Beerdigung?«
Dan nickte. »Natürlich. Morgens habe ich zwar eine Veranstaltung in Michigan, aber ich werde früh genug zurück sein. Und in Augenblicken wie diesen muss die Familie zusammenhalten. Das ganze Land soll wissen, dass für die Coxes in Zeiten der Krise die Familie an erster Stelle kommt, und das ist die Wahrheit.«
Jane legte ihre Zeitschrift beiseite. »Wie ich sehe, bist du noch voll im Wahlkampfmodus. Es ist zwar schon spät, aber müde bin ich noch nicht. Würdest du dir gerne noch einen Film ansehen? Warner Brothers haben uns gerade ihren neuesten Streifen geschickt. Ich glaube, er ist noch nicht mal offiziell angelaufen.«
Dan leerte sein Glas, stand wieder auf und streckte die Hand aus.
»Nein, kein Film. Ich habe dich vermisst, Liebe meines Lebens.«
Er schenkte ihr das gleiche atemberaubende Lächeln, das er auch der kleinen Studentin vor fünfundzwanzig Jahren geschenkt hatte.
Jane stand gehorsam auf und folgte ihrem Mann ins Schlafzimmer. Dan schloss die Tür hinter ihnen. Dann zog er Krawatte und Schuhe aus und öffnete die Hose. Jane wiederum entledigte sich ihres Kleides und BHs. Dann legte sie sich aufs Bett, und Dan legte sich auf sie. Was nun folgte, war ein ganz privater und intimer Moment, eine absolute Seltenheit für das Präsidentenpaar. Manchmal, dachte Jane, während Dan in sie hineinstieß und sie ihm ins Ohr stöhnte, war Sex das einzig Private, was sie und ihr Mann noch hatten.
Als Dan fertig war, gab er seiner Frau einen letzten Kuss und schlief ein. Die Air Force One würde schon im Morgengrauen wieder startbereit sein, und selbst der unermüdliche Dan Cox brauchte dann und wann ein paar Stunden Schlaf.
Als sie sich zum ersten Mal in diesem Bett geliebt hatten, hatte Jane kichern müssen. Das hatte den frisch vereidigten Präsidenten jedoch keineswegs amüsiert, führte er ihre Belustigung doch auf einen Mangel in seinen sexuellen Fähigkeiten zurück. Als sie ihm dann aber gesagt hatte, warum sie lachte, hatte er in ihr Lachen eingestimmt.
Sie hatte ihm gesagt: »Ich kann nicht glauben, dass ich vom Präsidenten der Vereinigten Staaten gevögelt werde.«
Nun lag Jane eine halbe Stunde lang wach im Bett. Dann stand sie auf, duschte, zog sich an und überraschte die Secret-Service-Agenten damit, dass sie wieder nach unten ging. Sie öffnete die Tür zu ihrem
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