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Sebastian

Sebastian

Titel: Sebastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Obst und Gemüse dorthin, sobald die Erntezeit beginnt.«
    »Hast du sie jemals wiedergesehen?«, fragte Sebastian.
    William nickte. »Vor ein paar Jahren. Ich hatte gerade meinen letzten Scheffel Äpfel verkauft, und diese Frau hielt mir einen Pfennig entgegen und lächelte mich an. Zu dieser Zeit wusste ich bereits, wer sie war, was sie war, wie gefährlich sie war. Aber ich sag dir, es ist mir egal, was die anderen von ihr halten. An dem Tag, an dem ich sie mitgenommen habe, hat sie mir die Möglichkeit gegeben, mein Leben zu ändern, und es ist nichts als Gutes dabei herausgekommen.« Er hob eine Hand und zeigte nach vorn. »Da ist das Südtor der Stadt. Ich muss in die andere Richtung, wenn wir dort hindurch sind. Kommst du von da aus alleine klar?«
    »Ich kenne den Weg zur Halle der Zauberer«, antwortete Sebastian.
    Das Land um sie herum war nicht gerade flach, aber der Hügel, auf dem die Stadt der Zauberer errichtet worden war, beherrschte die Landschaft, als hätte ein gewaltiges Wesen, das unter der Oberfläche schwamm, plötzlich einen Buckel gemacht. Nein, eher als hätte ein riesiger Hund in der Aufforderung zum Spiel den Rücken gestreckt, die Vorderpfoten nach vorne gedrückt und dabei die Erde zusammengeschoben. Auf der einen Seite fiel der Hügel sanft ab und bot genügend Halt, um Häuser und Straßen zu bauen, die sich zu dem Plateau hinauf zogen, von dem aus die Halle der Zauberer und der Turm auf den Rest der Stadt herabschauten. Auf der anderen Seite war der Abhang zu steil, um etwas anderes zuzulassen als Weidegründe für Schafe und Ziegen.
    Sie fuhren durch das südliche Tor in der hohen Steinmauer, die den Hügel umgab. William hielt die Pferde gerade lange genug an, um Sebastian absteigen zu lassen.
    »Reise leichten Herzens«, sagte William.
    Sebastian nickte. »Vielen Dank für die Freundlichkeit.« Er sah dem Wagen nach, bis dieser hinter einer Biegung verschwand. Dann ging er in die entgegengesetzte Richtung auf einen Platz zu, der so alt war wie die Stadt selbst.
    Einst war dieser Platz ein Ort der Meditation gewesen, ein Ort, an dem man sein Herz zur Ruhe kommen lassen konnte, bevor man die Tausend Stufen zur Gerechtigkeit erklomm. Heute war er von den Kasernen der Wachen umgeben, die in den unteren Ebenen der Stadt mit harter Hand für Ordnung sorgten. Sebastian bezweifelte, dass  irgendjemand, der sich auf diesem altem Platz mit seinen sterbenden Bäumen und von Unkraut überwucherten Blumenbeeten aufhielt, zur Ruhe kommen konnte.
    Er wusste nicht, ob es wirklich einmal tausend Stufen gewesen waren, oder ob jemand sie bloß so genannt hatte, weil es beeindruckend klang. Heute waren es sicher keine tausend mehr, weil einige Teile der Treppe den Straßen, die seitdem angelegt worden waren, hatten weichen müssen. Aber es war noch immer ein Aufstieg, der die Stärke der Beine eines Mannes einer Prüfung unterzog - ebenso wie seine Entschlossenheit, den Gipfel zu erreichen.
    Und es war noch immer der schnellste Weg auf das Plateau hinauf, auf dem die Zauberer, die Rechtsbringer, herrschten.
    Er hörte die Glocke neun Mal läuten, als er den Platz betrat. Die Wachen, die an den Hauswänden gelehnt hatten, richteten sich auf, als sie ihn sahen. Er beachtete sie nicht, sondern legte einen Riemen seines Bündels über die Schulter und ging zum Ende des Platzes, als ob es sein gutes Recht wäre, hier zu sein.
    Das war es auch. Jeder konnte die Zauberer um Hilfe bitten. Natürlich war das Recht, danach zu fragen, nicht gleichbedeutend damit, dass man auch welche bekam.
    Im selben Moment, in dem sein Fuß die erste Stufe berührte, verloren die Wachen das Interesse an ihm. Angeblich hatte die Magie der Zauberer diese Stufen geschaffen und ihre Macht wohnte ihnen noch heute inne. Man erzählte sich, dass die Audienz nichts als eine Formalität sei, dass die Zauberer bereits alles Notwendige über den Bittsteller wussten, wenn dieser die letzte Stufe erklomm.
    Er glaubte nicht daran. Aber trotzdem versuchte er während des Aufstiegs jeden Gedanken aus seinem Geist zu verbannen und sich nur auf seinen nächsten Schritt zu konzentrieren. Er wollte sich nicht an die Zeiten erinnern, die er hier verbracht hatte - oder an das erste und einzige Mal, dass er die Halle der Zauberer gesehen hatte.
    Aber seine Muskeln verkrampften sich, sein Herz schlug schneller, und die Verzweiflung und die bittere Wut, die einen so großen Teil seiner Kindheit bestimmt hatten, lasteten auf seinen Schultern wie ein

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